Sie ist eine wahre Lady, und zwar eine die anpacken kann. Eine, die sich nicht zu schade ist, in den Blaumann zu schlüpfen, um ihrem Schatz Gutes zu tun. Batterie prüfen, Zündkerzen wechseln: Wilma Goertz, Jahrgang 1925, kennt ihren "Heinrich" - einen 50 Jahre alten Lloyd Alexander TS - aus dem Effeff. Gemeinsam mit anderen Clubmitgliedern der "Lloyd-Freunde" tourt sie durch ganz Europa, macht bei Rallyes mit und heimst Pokale ein. Bei Reisen übernachtet die Mönchengladbacherin in ihrem original Faltwohnwagen vom Typ Scholz Brüderchen. Kult bei Kennern.
20 Jahre dem Goggo treu - danach dem Lloyd
Die 83-Jährige hatte schon als junge Frau ein Faible für kleine, schnuckelige Autos. "Ich bin über 20 Jahre mit meinem Goggo gefahren. Auch später, als ich bereits mit den Lloyd-Freunden unterwegs war." Bei den Ausflügen kam das kleine Auto kaum hinterher und so entschied Wilma Goertz, sich ebenfalls einen Lloyd, Baujahr 1958, zu kaufen. Den Goggo gab sie an ein Kleinwagenmuseum bei Aachen ab. In Oldtimerkreisen ist die charmante Seniorin mit dem rosa Gefährt bekannt, denn es gibt wenige aktive Frauen in der Szene.
Wenige Oldtimerbesitzerinnen
Rund 95 Prozent aller Oldtimerbesitzer sind männlich, wobei sich Frauen und Männer gleichermaßen darin einig sind, dass klassische Autos hübsch anzusehen sind und unser Straßenbild bereichern. "Verschrottet wird mein Heinrich nie", sagt Wilma über ihr Auto, das übrigens von der Vorbesitzerin den Namen Heinrich bekommen hat. "Und den behält er auch. Ich werde ihn so lange fahren, bis ich mich nicht mehr sicher fühle. Erst dann gebe ich den Schlüssel ab. Und es gibt genügend Interessenten. Meine Kinder haben leider keinen Spaß an solchem Alteisen."
Youngtimer: Einstieg für Frauen
Wegen der neu eingeführten Verschrottungsprämie allerdings macht sich Wilma Goertz Sorgen um Oldtimer als Kulturgut: "Wie viele Young- und Oldtimer wird es in 20 bis 30 Jahren noch geben, wenn wir heute alles verschrotten?", fragt sie sich. Dabei könnten es gerade die Youngtimer sein, die den Frauen den Weg zu klassischen Autos schmackhaft machen. Diese Fahrzeuge sind häufig durchaus alltagstauglich und beinhalten teilweise schon moderne Extras und Sicherheitsmerkmale wie Airbags oder ABS. Noch ist der Youngtimermarkt nicht so erschlossen wie der Oldtimermarkt, werde aber, so vermutet Goertz, einen höheren Anteil an Frauenbesitzern mit sich bringen.
Die Oldtimer von morgen
Verschwinden könnten laut Goertz durch die Verschrottungsprämie vor allem Fahrzeuge, die vom Oldtimerstatus noch einige Jahre entfernt sind und deren Restwert heute unterhalb der 2.500 Euro Verschrottungsprämie liegt. Was für manche Menschen heute eine alte Karre ist, ist für andere bereits ein 20 bis 30 Jahre alter Youngtimer und vielleicht bald ein gesuchter Oldtimer.