Nur knapp fünf Monate hat sie es an der Karstadt-Spitze ausgehalten. Eva-Lotta Sjöstedt fühlte sich anscheinend von Nicolas Berggruen im Stich gelassen - und schmiss am Montag (07.07.2014) den Manager-Job. Die Beschäftigten von Karstadt hat das am härtesten getroffen. "Wir wollen wissen wie es weitergeht", sagte der Betriebsratschef der Essener Innenstadtfiliale, Detlef Find, dem WDR. In einem Brief an die Geschäftsleitung fordert der Gesamtbetriebsrat nun Aufklärung. Die Beschäftigten wollen genauer wissen, was der Grund für das plötzliche Aus von Sjöstedt ist.
Und vor allem wollen sie wissen, wie es mit Karstadt und ihren Arbeitsplätzen weitergehen soll.
"Die Lage ist schwierig"
Mit Eva-Lotta Sjöstedt ist die große Hoffnung der Beschäftigten nun gegangen. Sie hatte die meisten von ihrem Zukunftsplan überzeugt. Die Karstadtfilialen sollten nicht mehr den "Einheitsbrei" anbieten, sondern sich mehr am Kunden vor Ort orientieren. Ein Sofortprogramm mit Sparmaßnahmen hatte Sjöstedt erst vor kurzem angekündigt, um die Essener Warenhauskette zu retten. Den Mitarbeitern machte sie mit ihrer offenen Art Mut und sie gab ihnen als erste Chefin das Gefühl ernst genommen zu werden. "Die Lage ist schwierig" sagte die ehemalige Ikea-Managerin. Aber sie war bereit, die Herausforderung anzunehmen. Dazu brauchte sie jedoch Hilfe.
Berggruen zieht nicht mit
Doch ihre Pläne stießen offenbar nur bei den Beschäftigten auf positive Resonanz. Eigentümer Nicolas Berggruen wollte nicht mitziehen. Die offenbar zugesagte Unterstützung blieb aus, wie Sjöstedt in ihrer Stellungnahme sagte. Für den Handelsfachmann Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sind die Äußerungen der Managerin ein Alarmsignal: "Berggruen hat Sjöstedt offensichtlich viel versprochen, aber wenig gehalten. Das wirft die Frage auf, mit welcher Ernsthaftigkeit er als Investor noch hinter Karstadt steht."
Seit der Insolvenz im Jahr 2009 schreibt Karstadt rote Zahlen. Die Verluste lagen in den Geschäftsjahren bis 2012 bei über 100 Millionen Euro. Aktuell gibt es nur inoffizielle Angaben, die aus internen Papieren stammen. Es heißt, dass der Umsatz bei Karstadt weiter zurückgeht, dass die Geldreserven nur noch kritische 100 Millionen Euro betragen und dass nicht genügend Kunden in die Karstadtfilialen kommen. Dass Berggruen eigenes Geld investieren soll, fordert auch schon die Gewerkschaft ver.di seit einiger Zeit. Doch das Engagement blieb bisher aus. Ob er es sich nun durch den öffentlichen Druck anders überlegt, bleibt abzuwarten, gilt aber als unwahrscheinlich.
Nun beginnt die schwierige Suche
Für das sinkende Schiff Karstadt muss nun dringend ein Kapitän her. Allerdings dürfte sich die Suche schwierig gestalten. Wirtschaftsexperten hatten schon beim Antritt von Eva-Lotta Sjöstedt Ende Februar gesagt, dass es die größte Herausforderung im deutschen Einzelhandel sei, diesen Chefposten einzunehmen. Der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein rechnet nicht damit, dass der Konzern die entstandene Lücke schnell wieder schließen kann. "Potenzielle Kandidaten können eigentlich nur noch einen großen Bogen um Karstadt machen, denn man kann nichts ausrichten." Und selbst die Betriebsräte halte die Suche für ein schwieriges Unterfangen. Einige gehen schon davon aus, dass es nur jemand aus den eigenen Management-Reihen machen wird.