Wir befinden uns am Waldrand. Ein kleines Stück Wiese und ein Erdwall trennen uns vom Betriebsgelände der RWE und dem Tagebau. In wenigen hundert Metern Entfernung ist ein riesiger Bagger zu sehen. Hinter uns ein umgestürzter Baum, direkt zu unseren Füßen ein kleiner Tümpel. Ein Mann mit Hut tritt hinter dem Wurzelwerk des umgestürzten Baums hervor: Michael Zobel. Er kennt sich im Hambacher Wald gut aus. Er nennt sich Naturführer und sagt, dass er "fast rund um die Uhr" unterwegs ist im Wald und in der Natur.
Großteil des Hambacher Waldes ist verschwunden
Michael Zobel zeigt auf das Wasserloch. Im Sommer und Frühling tummeln sich hier Frösche, Kröten und Molche, erklärt er. Darüber hinaus würden Wasserlöcher wie dieses gerne als Suhle genutzt, Reh- und Wildschwein-Spuren weisen auf die Existenz dieser Tiere im Hambacher Wald hin - trotz des Tagebaus. Der Naturführer zeigt in Richtung Norden, zur Sophienhöhe, der Abraumhalde am anderen Ende des Tagebaus. "Der Hambacher Wald begann bis 1978 hinter diesem Berg. Das heißt: Wenn wir heute über den Hambacher Wald sprechen, dann sprechen wir über zehn Prozent, die noch da sind. 90 Prozent sind weg. Das war mal alles Wald", erklärt Zobel.
Wir folgen Zobel in den Wald. Er steht neben einer Hainbuche, auch Eisenbaum genannt. Davon gibt es im Hambacher Wald viele, erzählt Zobel. Er zeigt nach rechts zu einer großen Stieleiche. "200 bis 250 Jahre alt", schätzt Zobel. An ihrem Stamm erkennt man alte Spechthöhlen, diese werden auch gerne von Fledermäusen genutzt.
Nun befinden wir uns an einer Kreuzung im Wald. Die Wege wurden im Zuge der polizeilichen Räumung 2018 verbreitert, damit die Einsatzfahrzeuge in den Wald gelangen konnten. Dadurch, so Zobel, sei der Boden massiv verdichtet worden, was dem Wald geschadet hätte.