Guttenberg-Rücktritt: Reaktionen im Internet

Twitter-Nutzer sagen "#guttbye"

Stand: 01.03.2011, 13:11 Uhr

Tagelang diskutierten Internetnutzer die "Causa Guttenberg" und hielten damit maßgeblich die Debatte am Leben. Zu seinem Rücktritt heute äußerten sich Tausende innerhalb weniger Minuten. WDR.de fasst die Reaktionen der Netzgemeinde zusammen.

Von Christian Bernstein

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Die Nachricht verbreitete sich im Internet wie ein Lauffeuer, nachdem bild.de den bevorstehenden Rücktritt um kurz vor 11 Uhr angekündigt hatte. Die Springermedien hatten den Verteidigungsminister in den letzten Tagen massiv unterstützt.

Hunderttausende Guttenberg-Fans bei Facebook

Es war genau diese Meldung von bild.de, die auf Facebook innerhalb von Minuten die Runde machte. Die Nutzer des sozialen Netzwerks hatten sich bereits während der Diskussion um Guttenberg in zwei Lager aufgespalten: Die Facebook-Seite "Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg" versuchte den gestrauchelten Verteidigungsminister moralisch zu stützen. 300.000 Facebook-Nutzer schlossen sich dieser Gruppe an. Entsprechend enttäuscht reagierten sie auf die Rücktrittsankündigung: "Schade, dass wir damit einen der wenigen richtig guten Politiker - zumindest für einige Zeit - verlieren. Man sollte jetzt nicht vergessen in welcher niederträchtigen Art und Weise von der SPD [...] und den Grünen [...] auf ihn geschossen wurde", schrieb der Guttenberg-Fan, der die Seite eingerichtet hatte. Auf seinen Eintrag hin erhielt der innerhalb von 20 Minuten mehr als 1.400 Kommentare.

Wesentlich ruhiger zu ging es auf der Facebook-Seite "Für die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg". Auf Facebook waren die Guttenberg-Gegner von Beginn an zahlenmäßig klar in der Unterzahl. Nur etwa 8.000 Nutzer zählte die Gruppe. Die erregten sich vor allem an Form und Inhalt von Guttenbergs Rücktrittserklärung. "Selbst beim Rücktritt nix verstanden. Seine Erklärung ist eine einzige Liebeserklärung an sich selber", schrieb ein kritischer Nutzer.

Twitter wünscht "#guttbye"

Über den Kurznachrichtendienst Twitter äußerten sich unter dem ironischen Stichwort "#guttbye" ebenfalls Tausende zum Rücktritt des Ministers. Viele Nutzer kommentierten kritisch, dass Guttenberg eine Live-Übertragung seiner Rücktrittserklärung abgelehnt hatte: "Selbst für einen Live-Auftritt zu feige: Nur ausgewählte Kamerateams dürfen zur Aufzeichnung ins Ministerium", schrieb etwa "GreyRolf". Nur wenige bedauern Guttenbergs Rücktritt: "Da hat man einen halbwegs guten Politiker, und verjagt ihn wegen irrelevantem Mist", schrieb "marcx86".

Ein Nutzer macht sich auf Twitter lustig über den Rücktritt. In Anspielung auf Fehlermeldungen, die beim Video-Portal youtube bei wegen Urheberrechtsverletzungen gelöschten Filmen erscheinen, schreibt "Roghetti": "Dieser Verteidigungsminister ist aufgrund von Copyrights nicht mehr in Deinem Land verfügbar."

Bedauern bei GuttenPlag Wiki

Enttäuscht von Guttenbergs Rücktrittserklärung zeigten sich auch die Nutzer des "GuttenPlag Wiki", wenn auch aus einem völlig anderen Grund. Auf dem Portal hatte die Netzgemeinschaft Guttenbergs Doktorarbeit gemeinsam nach Plagiatsstellen durchsucht und damit maßgeblich dafür gesorgt, dass das Thema in der Öffentlichkeit blieb. Weniger als eine Stunde dauerte es, bis die Reaktion der Macher auf den Rücktritt online auf der Seite stand: "Wir bedauern, dass Herr zu Guttenberg bei der Ankündigung seines Rücktritts keine klaren Worte zur offensichtlichen Täuschungsabsicht und zur Urheberschaft der Dissertation gefunden hat. Der Rücktritt des Bundesministers der Verteidigung war nie Ziel dieses Projekts. Ziel ist die detaillierte Aufklärung der Umstände, unter denen die Dissertation entstanden ist", heißt auf der Homepage des "GuttenPlag Wiki". Die Arbeit werde aber auch nach dem Rücktritt weiter untersucht, schreiben die Macher der Seite. Die Ergebnisse sollen in einem Abschlussbericht veröffentlicht werden.

Zunächst keine Online-Reaktion der Parteien

Auf der offiziellen Internetseite der CSU fand sich bis zum Mittag keine Reaktion auf den Guttenberg-Rücktritt. Dort diskutierte die Partei immer noch den Auftritt des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan in Düsseldorf vom vergangenen Samstag.

Eine Reaktion fehlte zunächst auch auf den Internetseiten der Opposition. Bei den sonst so netzaktiven Grünen war keine Stellungsnahme auf der Startseite zu finden. Hier drehte sich alles um die Verfassungsklage gegen die Atomkraft, genau wie auf der Homepage der SPD.

Netzgemeinde selbstkritisch

Nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers beginnt die Netzgemeinde bereits kritisch über ihre Rolle nachzudenken, die sie bei dieser öffentlichen Diskussion gespielt hat. "Und was macht Ihr jetzt mit Eurer ganzen freien Zeit?", fragt Nutzerin "Janine_Mueller" etwas ironisch bei Twitter in die Runde. Antwort bekommt sie indirekt durch eine andere Äußerung: "So #Guttenberg erledigt, können wir uns jetzt auf #Mappus konzentrieren", schreibt User "wolfgang_thies" in Anspielung auf die Vorgänge rund um "Stuttgart 21" und die bevorstehende Landtagswahl in Baden-Württemberg. Fest steht am Tag des Guttenberg-Rücktritts: Wahrscheinlich nie zuvor hat die Netzgemeinde eine Diskussion so maßgeblich geprägt und so aufmerksam begleitet. Die politische Diskussion im Netz ist kritischer und lebendiger denn je - und die Netzgemeinde wird umstrittene politische Vorgänge wohl auch weiterhin aufmerksam kommentieren.

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