Die Grünen im Landtag hatten mit einer Kleinen Anfrage in Erfahrung bringen wollen, wo die Kugeln geblieben sind. Der Anlass dafür ist nicht ganz klar, die Antwort der Landesregierung auch nicht. "Allem Anschein nach" seien sie im Forschungsbergwerk Asse eingelagert worden, teilte die Innovationsministerin Svenja Schulze (SPD) mit. Genau lasse sich das nicht mehr herausfinden, weil die in der Asse "eingelagerten Mengen nicht bekannt sind".
Eine Annahme, die das Bundesamt für Strahlenschutz allerdings mehr als überraschte. Aus den Unterlagen des alten Asse-Betreibers Helmholtzzentrum München gehe nicht hervor, dass die jetzt vermissten 2.300 radioaktiven Brennelementekugeln aus dem stillgelegten Versuchsreaktor Jülich in dem Bergwerk Asse lagern. Es sei "nicht nachvollziehbar, dass der Betreiber der Jülicher Anlage und die Landesaufsicht nicht Auskunft geben können, wo die abgebrannten Kernbrennstoffe verblieben sind".
Grüne kritisieren "laxen Umgang"
Auch bei Politikern sorgte der Fall für Empörung. Für Hans-Christian Markert, Atomexperte der NRW-Grünen, "ein erschreckendes Beispiel, wie lax mit radioaktiven Stoffen hier umgegangen wurde". Er hat ausgerechnet, dass in den verschwundenen Kugeln etwa 2,2 Kilogramm Uran 235 und 23 Kilogramm Thorium 232 stecken. Das wäre Stoff für mehrere schmutzige Bomben. Falls die Brennelemente benutzt worden sind, käme noch hochgefährliches Plutonium dazu.
Was wird aus den restlichen Kugeln?
Insgesamt wurden in Jülich zwischen 1967 und 1988 rund 290.000 Kugeln verwendet. Sie werden in Castor-Behältern auf dem Gelände des Forschungszentrums gelagert, die ins Zwischenlager in Ahaus gebracht werden sollen. Das will die rot-grüne Landesregierung aber verhindern: Die Jülicher Brennelemente dürften nur noch einmal transportiert werden, und zwar in ein Endlager, hatte Ministerin Schulze gesagt. Der Versuchsreaktor wird seit 1988 zurückgebaut.