Normalerweise steht die Stadt am Dreiländereck, die Karl zum Zentrum seines Reiches ausbauen ließ, einmal im Jahr im Blickpunkt: dann nämlich, wenn der nach ihm benannte Karlspreis verliehen wird. Konrad Adenauer hat ihn bekommen, Winston Churchill und Wolfgang Schäuble, weil sie sich um Europa verdient gemacht haben - sozusagen im Geiste Karls des Großen, der als einer der ersten Einiger Europas gilt. 2014 fällt da aus dem Rahmen. Denn am 28.01.814, also am kommenden Dienstag vor genau 1.200 Jahren, starb Karl, Frankenkönig und Römischer Kaiser. Anlass genug, das "Karlsjahr 2014" auszurufen - mit Ausstellungen, Gedenkfeiern und vielen biographischen Betrachtungen.
Verneigung vor dem Heiligen und dem Kaiser
Am Samstag (25.01.2014) wurde das Karljahr feierlich mit einem Abendgebet im Aachener Dom eröffnet. Eine Verneigung vor dem Heiligen Karl, der die Christianisierung des Ostens vorangetrieben und die Macht der Kirche gefestigt hat. Wie passend, dass die Aachener Heiligtumsfahrt ausgerechnet im Karlsjahr abgehalten wird. Die große Wallfahrt, bei der den Gläubigen unter anderem die Windel Jesu gezeigt wird, findet seit 1349 statt - aber nur alle sieben Jahre. Religion und Kultur: eine passende Verbindung.
Karl im Dreiklang: "Verlorene Schätze"...
Der Dom, Zentrum dieser Wallfahrt, iist eines der besterhaltenen karolingischen Bauwerke, das Karl zum christlichen Symbol des "Neuen Roms" machte. Einst war es angefüllt mit Kunstschätzen - antiken, die Karl nach Aachen holte, und extra für den Hof geschaffenen wie die Bronzentüren. Vieles davon findet sich noch in der Domschatzkammer, vieles ist aber auch im Laufe der Zeit verschwunden. Für die Ausstellung "Verlorene Schätze" haben sich Kunsthistoriker auf die Suche gemacht und ihre Funde nach Aachen zurück gebracht. Einige davon sollen sogar aus Karls Grab stammen.
... Kunst und Orte der Macht
Die sakrale Dimension des "Mythos Karl", die in dieser Ausstellung gezeigt werden soll, ist nur eine Facette. Unter dem Titel "Karl der Große - Macht Kunst Schätze" gibt es zwei weitere Ausstellungen: "Orte der Macht" beschreibt das Leben an den vielen karolingischen Pfalzen, den Stützpunkten der neuen Macht. "Karls Kunst" dagegen richtet ihren Fokus auf die Kunstgeschichte der karolingischen Zeit - und vereint die kostbaren Handschriften, Elfenbeinschitzereien und Goldschmiedearbeiten der "Aachener Hofschule", die über ganz Europa verstreut sind.
Musik ließ die Herzen schmelzen
Diese Ausstellungstrilogie, die unter der Schirmherrschaft der drei Staatsoberhäupter Deutschlands, Italiens und Frankreichs steht, wird erst ab Sommer zu sehen sein. Als Einstimmung gibt es aber schon Vorträge über Karl, sein Grab und seine Pfalz. Auch der WDR nimmt das Karlsjahr zum Anlass, um den großen Franken und seine Zeit von vielen Seiten zu beleuchten - etwa die Musik, die eine enorme Rolle an seinem Hof spielte. "Um seinen Gästen all die Pracht und Herrlichkeit seines Hofes noch eindringlicher zu präsentieren, ließ Karl der Große… die kunstreichsten Sänger mit all ihren Musikinstrumenten auftreten", erinnerte sich ein enger Vertrauter Karls später. "Bei ihrem Singen und Spielen werden selbst die härtesten Herzen weich und selbst der Rhein hält inne in seinem Lauf." Selbst die Musik wurde zum Instrument der Herrschaft - eine faszinierende Seite an Karl, der mehr ist als ein Name aus dem Geschichtsunterricht.