Der Libanese erklärte am zweiten Verhandlungstag (19.12.2007) auch, warum er damals ein Trikot der deutschen Fußball-Nationalelf mit der Nummer 13 von Kapitän Michael Ballack trug: "Mir gefällt seine Spielweise. Er spielt sehr gut", sagte der wegen vielfachen Mordes angeklagte Youssef El-H. am Mittwoch (19.12.2007) im Hochsicherheitstrakt des Düsseldorfer Oberlandesgerichts.
Verhalten des Angeklagten im Kölner Hauptbahnhof war auffällig
Der damalige Ermittlungsführer des Bundeskriminalamts berichtete als Zeuge, wie die Polizei den "Kofferbombern" auf die Spur kam. Die Strecken beider Züge, in denen die Bomben entdeckt wurden, hätten sich nur in Köln gekreuzt und dort jeweils drei gleiche Bahnhöfe angefahren. Weil beide Züge am Tattag binnen weniger Minuten von Gleis 3 des Kölner Hauptbahnhofs abgefahren waren, habe man zuerst die dortigen Kamerabilder ausgewertet.
Dabei seien die beiden Libanesen mit ihren Koffer-Trolleys aufgefallen. Sie hätten gemeinsam die Vorhalle des Bahnhofs betreten, sich an einen Ticketschalter begeben, und dann in einigem Abstand, ohne Blickkontakt aufzunehmen, den Bahnsteig zu Gleis 3 betreten. Der Angeklagte Youssef El-H. habe sich mehrfach umgeschaut, schilderte der BKA-Kommissar.
225 Kameras aus neun Bahnhöfen wurden ausgewertet
Der Zeuge berichtete weiter, dass während der Ermittlungen die Aufnahmen von 225 Kameras aus neun Bahnhöfen sichergestellt und ausgewertet worden seien. Das Material habe insgesamt aus 545 Tagen Videoaufnahmen bestanden. Zudem seien 1,3 Millionen Daten von Mobilfunktelefonen ausgewertet worden - ohne jeden Hinweis auf die Verdächtigen.
In einem der Bomben-Koffer sei aber ein Zettel in arabischer Schrift mit Telefonnummern entdeckt worden. Eine dieser Nummern gehörte zu einem Mann, der damals wegen einer Botschafts-Erstürmung im Libanon aus Protest gegen die Mohammed-Karikaturen in Haft saß. Zudem sei ein Beutel mit Speisestärke aus dem Libanon entdeckt worden.
Zeuge erkannte den Angeklagten auf Überwachungsbild
Nach der Öffentlichkeitsfahndung mit den Bildern der Verdächtigen habe sich ein Zeuge aus Düsseldorf gemeldet und die Namen der beiden Männer genannt. Vor der Festnahme von Youssef El-H. in Kiel hätten sich dann die Ereignisse überschlagen. Gegen 20.53 Uhr abends sei am 18. August der Hinweis aus dem Libanon eingegangen, dass der Gesuchte von Kiel mit dem Zug über Dänemark nach Schweden flüchten wolle. Genau sieben Stunden später sei der Student mitten in der Nacht am Kieler Bahnhof festgenommen worden. Zuvor sei er der Polizei nicht aufgefallen. Zeugen hätten lediglich berichtet, dass er ein streng gläubiger Moslem sei.
Der 23-Jährige ist in Düsseldorf wegen vielfachen versuchten Mordes angeklagt. Der Libanese soll mit einem Komplizen in Koffern versteckte Sprengsätze in zwei Regionalzügen nach Hamm und Koblenz deponiert haben. Ihm droht lebenslange Haft. Die Bomben waren wegen eines technischen Fehlers nicht explodiert. Der Prozess soll am 10. Januar fortgesetzt werden.