"Sie haben nicht mit uns gerechnet", sagte Renato Cortese, Chef des Mobilen Einsatzkommandos von Reggio Calabria, bei einer Pressekonferenz am Freitag (13.03.2009) in Rom. Nach Corteses Angaben wollten Giovanni S. und sein Schwager Francesco R. gerade zu Bett gehen, als eine internationale Polizeigruppe ihre Wohnung nahe des historischen Zentrums von Amsterdam stürmten. Der Zugriff erfolgte nach Polizeiangaben am Donnerstagabend um 23.10 Uhr.
Durch Feinstaub-Plakette auf die Spur gekommen
Auf die Spur waren die Ermittler dem mutmaßlichen Mörder S. über eine deutsche Feinstaub-Plakette gekommen. Im November 2008 war bereits ein weiterer Schwager von S., Giuseppe N., in Amsterdam festgenommen worden. Bei der Festnahme von N. wurde in dessen Fluchtwohnung in den Niederlanden ein Feinstaub-Aufkleber für ein Fahrzeug aus Frankfurt am Main gefunden. Der Halter des Wagen wurde beschattet und führte die Beamten schließlich zu S. und dessen Umfeld. Seit Wochen wurde S. überwacht. Mit dem Zugriff wurde bis Donnerstag gewartet, um sicherzugehen, dass sich S. und sein Schwager R. auch tatsächlich in der Wohnung aufhielten. Der Aufenthaltsort war von der italienischen, deutschen und niederländischen Polizei gemeinsam ermittelt worden.
Auslieferung noch offen
Auch die Duisburger Ermittler werteten die Festnahme am Freitag als Erfolg der internationalen Zusammenarbeit. Es habe bereits im Jahr 2007 Spuren gegeben, die auf einen Aufenthalt von Giovanni S. in den Niederlanden hindeuteten, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Duisburg mit. Auch andere Mafia-Verdächtige sowie die Schwestern von Giovanni S. seien in die Niederlande gereist.
Zielfahnder beobachteten am 2. März einen Verdächtigen, der sich in Amsterdam mit einem Unbekannten traf. Dieser habe Ähnlichkeiten mit dem Schwager von Giovanni S. aufgewiesen. Er sei beobachtet worden, wie er in einem Wohnhaus im Amsterdamer Stadtteil Diemen verschwand. Dort sei dann eine Frau von Fahndern fotografiert worden, die als Ehefrau von Giovanni S. identifiziert werden konnte. Insgesamt seien vier Personen bei dem Zugriff festgenommen worden. In der Wohnung hätten sich zahlreiche gefälschte Papiere, über eine Million Euro Bargeld und eine Schusswaffe befunden.
NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) sprach den Ermittlern seine besondere Anerkennung aus. Der Duisburger Staatsanwalt Detlef Nowotsch kündigte an, er wolle einen Auslieferungsantrag an die niederländischen Behörden stellen. Allerdings erwarte er, dass die italienischen Ermittler dies auch tun werden. Derzeit sitzen die Festgenommenen in niederländischer Haft.
Prozess beginnt kommende Woche
Giovanni S. soll der mutmaßliche Haupttäter der Duisburger Mafiamorde sein, Francesco R. einer seiner Komplizen. Giovanni S. wurde seit September 2007 mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er wurde am 3. Januar 1979 in Siderno nordöstlich von Reggio Calabria in Italien geboren. Laut eines internen Berichts des Bundeskriminalamtes von November 2008 sollen seine beiden Schwager ebenfalls im Verdacht stehen, an dem Duisburger Attentat beteiligt gewesen zu sein.
Bereits am Dienstag (10.03.2009) hatte der italienische Staatsanwalt Nicola Gratteri angekündigt, dass es in den nächsten Tagen zum Abschluss des Ermittlungsverfahrens der Duisburger Mafiamorde kommen werde. Gratteri kündigte außerdem an, dass in der kommenden Woche in Italien der Prozess gegen 40 mutmaßliche Mafiosi beginnen werde. Sie waren bei den Razzien wegen der Duisburger Mafiamorde festgenommen worden. Ein weiterer Prozess gegen 16 mutmaßliche Mafiosi soll ebenfalls noch in diesem Jahr in Locri beginnen.