Dem Angeklagten Giovanni S. wird vorgeworfen, der Planer der Tat und einer jener drei Schützen gewesen zu sein, die im August 2007 vor einer italienischen Pizzeria in Duisburg sechs Landsmänner erschossen haben. Für die beiden mutmaßlichen anderen Schützen gibt es noch keinen Prozesstermin. Der Beschuldigte nahm an der Prozesseröffnung im kalabrischen Locri nicht persönlich teil. Er wurde per Video aus seinem Gefängnis in Rom zugeschaltet.
Befangenheitsantrag gegen Richterkolleg
Den Auftakt des Prozesses bestimmten Verfahrensfragen. S. Verteidiger Carlo Taormina beantragte, das Richterkolleg wegen Befangenheit auszutauschen. Es hätte schon in anderen laufenden Verfahren gegen S. den Vorsitz inne, argumentierte der Staranwalt. Dagegen beantragte die Anklage, den Prozess in ein Massenverfahren zu integrieren, das bereits gegen 15 Mitglieder aus den 'Ndrangheta-Clans im kalabrischen San Luca läuft.
Massaker vermutlich aus Rache
Hintergrund der Duisburger Morde soll eine alte Blutfehde zwischen zwei 'Ndrangheta-Familienclans gewesen sein. Eines der Opfer von Duisburg war verdächtigt worden, verantwortlich für den Tod von Maria S., einer Cousine des Angeklagten, zu sein. Die Duisburger Bluttat gilt als Rache für den Mord an ihr.
Nach dem Massaker war den mutmaßlichen Tätern die Flucht nach Gent in Belgien gelungen, wo sie untertauchten. In Amsterdam gingen sie der Polizei schließlich ins Netz und wurden an Italien ausgeliefert.
Deutschland nicht nur Rückzugsraum
Die Bluttat von Italienern an Italienern vor der Duisburger Pizzeria heizte in der Bundesrepublik die Diskussion über die Verstrickung der Mafia in Deutschland an. Einem Bericht des Bundeskriminalamtes (BKA) zufolge wurden seit Ende der 1990er Jahre 65 Top-Bosse festgenommen. Inzwischen ist klar: Deutschland ist nicht nur Rückzugsraum für Mafia-Killer. Mafiosi gehen hier auch Geschäften wie Rauschgift- und Waffenhandel oder Schutzgelderpressung nach.