Wie der WDR aus Arbeitnehmerkreisen erfuhr, will der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) bei der Aufsichtsratssitzung am kommenden Mittwoch (28.03.2012) einen Geschäftsplan vorlegen, nach dem die Produktion von Opel-Fahrzeugen drastisch reduziert werden soll. In dem Geschäftsplan wird die Schließung des Werks in Bochum zwar nicht ausdrücklich genannt. Allerdings sind Kosten für Werkschließungen schon eingeplant. Neben Bochum ist nach übereinstimmenden Medienberichten auch das Werk im britischen Ellesmere Port gefährdet.
750 Millionen Verlust im vergangenen Jahr
GM's Europageschäft, neben Opel auch die britische Vauxhall, schrieb 2011 knapp 750 Millionen Dollar Verlust. Ein nicht namentlich genannter GM-Vertreter erklärte, es seien bisher keine Entscheidungen über Werksschließungen in Europa getroffen worden. Der Handlungsspielraum des Opel-Managements werde aber zunehmend enger. GM habe wiederholt erklärt, dass es angesichts von Überkapazitäten von 500.000 Fahrzeugen pro Jahr zwei Werke zu viel gebe.
Werk baut Zafira- und Astra-Modelle
Aktuell arbeiten nach Werksangaben noch 3.200 Beschäftigte direkt im Unternehmen sowie rund 1.000 Menschen bei Partner- und Fremdfirmen. Abhängig von der Nachfrage werden in Bochum 600 bis 700 Autos pro Tag gebaut - rund 150.000 im Jahr. Produziert werden das neue Zafira-Modell "Tourer" und das alte Modell "Zafira Family" sowie der alte Opel Astra. Letzterer ist für Auslandsmärkte, zum Beispiel in Osteuropa, bestimmt. Im Jahr 2010 hatte Opel in Bochum ein Restrukturierungsprogramm gestartet, das erst Ende Februar mit dem Abschluss der letzten Transfergesellschaft komplett zu Ende ging. Dabei wurden nach Werksangaben 1.400 Stellen abgebaut, weitere 300 sollen Ende 2013 folgen, wenn die Bochumer Getriebeproduktion eingestellt wird.
NRW-Arbeitsminister: "Das wäre ein Stück an Deindustrialisierung"
Nach Auffassung des NRW-Arbeitsministers Guntram Schneider (SPD) hätte die Schließung des Bochumer Opel-Werks schlimme Folgen für den ganzen Industriestandort NRW: "Es geht nicht nur um die 4.000 Leute, das wäre schlimm genug. (...) Denken Sie an die Vielzahl an Unternehmen (...), die als Zulieferer tätig sind. Das wäre ein Stück an Deindustrialisierung", erklärte Schneider am Freitag (23.03.12). Opel baue schon seit längerer Zeit sehr gute Autos, der Marktanteil sei dadurch aber nicht erheblich gestiegen. "Die müssen sich was neues und anderes einfallen lassen." Das setze aber Investitionen voraus, so Schneider weiter.
Auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kritisierte General Motors für den Umgang mit den Opel-Mitarbeitern. "Dieses jahrelange Spiel von GM mit der Angst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze ist unverantwortlich." Appelle kamen auch vom CDU-Landesvorsitzenden und Kraft-Herausforderer Norbert Röttgen. Das Werk habe sich Verlässlichkeit erarbeitet und die auch verdient, betonte Röttgen. "So kann man mit Opel in Bochum nicht umgehen." Bochums Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) sprach von "Gerüchten" und nannte diese "äußerst bedauerlich".
Betriebsrat fordert mehr Absatzmärkte
Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel zeigte sich pessimistisch: "Wir müssen uns sehr große Sorgen machen". Es sei allerdings noch nicht sicher, ob es am Ende wirklich das Bochumer Werk treffen werde, so Einenkel im WDR-Radio. Die Diskussion um das Werk in Bochum sei nicht neu. "Ich habe sechs Schließungspläne in der Schublade. Bisher haben wir sie alle verhindern können." Einenkel wiederholte die Forderung, künftig auch Opel-Fahrzeuge in Wachstumsmärkten wie China und Indien anzubieten. Diese Märkte versorgt GM bisher ausschließlich mit seinen eigenen amerikanischen Modellen.
Experte sieht wenig Hoffnung für den Standort
"Die Landespolitik wäre gut beraten, wenn sie jetzt schon nach Alternativen für die Bochumer Beschäftigten sucht", sagte Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen WDR.de. "Im Bezug auf Bochum bin ich sehr pessimistisch." Die Forderung des Betriebrats, Opel für die chinesischen Märkte zu öffnen, sei keine wirkliche Option, so der Experte. Um die hohen Importzölle zu umgehen, müssten dafür Opel-Werke in China gegründet werden. "Die hiesigen Arbeitsplätze wären dann auch verloren."