Sauerland-Gruppe im Visier

CIA in Neusser Sparkasse?

Stand: 01.07.2013, 17:15 Uhr

Im Herbst 2007 wurden die Terroristen der Sauerland-Gruppe von der GSG 9 verhaftet. Der US-Geheimdienst war an der Operation beteiligt - und soll nach Medienberichten sein Hauptquartier ausgerechnet in einer Filiale der Neusser Sparkasse aufgeschlagen haben.

Von Marion Kretz-Mangold

Es war im September 2007, als drei junge Männer im sauerländischen Mebach-Oberschledorn in einer spektulären Aktion verhaftet wurden. Sie standen im Verdacht, Autobomben-Anschläge auf US-Einrichtungen und den Flughafen Frankfurt zu planen. 300 Beamte des Bundeskriminalamtes waren über sechs Monate im Einsatz - und auch die amerikanischen Geheimdienste waren beteiligt.

Diskretes Quartier für die CIA

Der Ablauf der Verhaftung und der Prozess, bei dem die Angeklagten zu langen Haftstrafen verurteilt wurden, sind genauso bekannt wie die Vorbereitungen zum Polizeieinsatz - zumindest in groben Zügen. Neu ist, dass die CIA ihr Hauptquartier in Neuss aufgeschlagen haben soll, genauer: in einer Filiale der dortigen Sparkasse. Das jedenfalls berichtete das Nachrichtenmagazin "Focus" in seiner Online-Ausgabe (Samstag, 29.06.2013). Die CIA habe ihre besten Leute nach Europa geschickt, nachdem der Abhördienst NSA aus Telefonaten und Mails Hinweise auf geplante Terrorakte bekommen habe. Der Kölner Verfassungsschutz habe die Spezialisten "diskret untergebracht: Als Kommandozentrale dienten Räumlichkeiten der Sparkasse im linksrheinischen Neuss".

"Definitiv keine Hinweise"

Warum gerade Neuss, warum gerade eine Sparkassenfiliale? Vielleicht, weil ein paar Anzugträger mehr nicht auffallen würden? Vom Bundesamt vom Verfassungsschutz in Köln ist in diesen Fragen keine Aufklärung zu erwarten: "Wir können nichts dazu sagen, weil alles, was nachrichtendienstliche Arbeit betrifft, der Geheimhaltung unterliegt", erklärte Sprecher Bodo Becker gegenüber WDR.de. Auch der Landrat wartet noch auf eine Stellungnahme, was es mit "diesen Geheimdienstaktivitäten" auf sich hat, wie es der Sprecher des Rhein-Kreises nennt. Um so ausführlicher nahm Stephan Meiser von der Sparkasse Stellung. Die hat 43 Filialen und Geschäftsstellen im Rhein-Kreis Neuss, und in keiner sei der Geheimdienst gewesen. "Wir kennen den Vorgang auch nur aus dem 'Focus'", sagte der Direktor der Unternehmenskommunikation. "Und es gibt keinerlei Hinweise, dass ein Hauptquartier in den Räumen der Sparkasse eingerichtet wurde - definitiv nicht." Weder die Sparkasse, noch der Verwaltungsrat, noch die örtliche Polizei wisse davon etwas.

Zu geheim für die Sparkassen-Leute?

Aber es könnte doch sein, dass die Operation so geheim war, dass die Sparkasse einfach nichts davon mitbekommen hat? Das weist Meiser weit von sich: "Wir kennen unsere Mieter, wir kennen unsere Mietverträge. Und es würde doch auffallen, wenn Fremde in den Büroräumen unterwegs wären." Ein Hauptquartier? "Dafür braucht man ja schon jede Menge Elektrik, abgesehen von allem anderen. Das hätte man mitbekommen".

Keine offizielle Anfrage

Natürlich wäre es erfreulich gewesen, wenn die Straftaten von der Sparkasse aus verhindert worden wären, sagt Meiser - "aber es gibt dafür einfach keine Hinweise". Warum der "Focus" einen Zusammenhang sah, weiß er nicht. Seine offizielle Antwort dazu: "Eine Anfrage des Focus an die Sparkasse lag nicht vor" - und es gebe bis heute keine.