"Es ist einfach so in sich zusammengesackt!" Walter Böschen war gerade an dem Gebäude vorbeigegangen, als er es hinter sich poltern hörte. "Ich hab' noch gesehen, wie die oberste Etage unten angekommen ist", erinnert er sich. Jetzt, wenige Stunden nach dem Einsturz, steht er fassungslos hinter der Polizeiabsperrung und blickt auf die Trümmer des Kölner Stadtarchivs. Er will noch ein bisschen bleiben und gucken, ob "da noch jemand drin ist". Aus der Entfernung sieht er, wie eine Rettungshundestaffel des Roten Kreuzes sich den Trümmern nähert. Unter den Zuschauern verbreitet sich die Nachricht, dass mindestens neun Menschen vermisst werden, darunter auch ein Mann, der an dem Gebäude vorbeigegangen sein soll. Abends korrigieren die Rettungskräfte die Zahl der Vermissten nach unten auf drei. Walter Böschen erkennt erst jetzt, dass er "ganz schön Glück gehabt hat".
Anwohner können nicht nach Hause
Die Unglücksstelle ist großräumig abgesperrt. Auch eine große Kreuzung in der Kölner Innenstadt ist betroffen. Ein Polizist berichtet, dass die Autofahrer im Feierabendverkehr größtenteils Verständnis für die Sperrung haben und sich aus herunter gekurbelten Fenstern nach dem Stand der Bergungsarbeiten erkundigen. Nach und nach treffen auch immer mehr Anwohner ein. "Meine Mutter ist 87 und dreht durch, wenn ich nicht zu ihr komme", erklärt einer. Der Polizist an der Absperrung bleibt hart. Noch ist nicht klar, ob weitere Gebäude Einsturz gefährdet sind und "solange kommt hier niemand durch".
Schwerpunkte
Bauarbeiter versuchten zu retten
Walter Böschen, der immer noch an der Absperrung steht, erinnert sich mittlerweile an weitere Details: "Als ich an dem Haus vorbeigegangen bin, waren die Bauarbeiter davor ganz aufgeregt und haben rumgebrüllt". Normaler Baubetrieb, dachte er zunächst. Erst hier an der Absperrung hat er von einem Anwohner erfahren, dass eben diese Bauarbeiter noch versucht haben sollen, Menschen aus dem Gebäude zu holen.
Dutzende Beton-Mischer rollen heran
An der Absperrung wird es unterdessen hektisch. Eine Kolonne aus mehreren Dutzend Beton-Transportern nähert sich dem Gelände. Ein älterer Herr glaubt zu wissen, warum: "Die müssen das auffüllen. Im Radio haben sie gesagt, der neue U-Bahn-Tunnel wäre betroffen." In einer langen Reihe stehen die Lkw an, um zur Unglückstelle zu fahren. Langsam wird es Dunkel und die Zuschauer verlassen die Absperrung. Walter Böschen will später mal die Nachrichten einschalten. Mal gucken, wie das im Fernsehen aussieht, was er heute live miterlebt hat.