Vergeblich drücken sich am Samstagnachmittag (27.02.2010) die Neugierigen an den Glasscheiben des Baugrubenzauns am Heumarkt die Nasen platt. Sie können nichts von den Arbeiten und natürlich auch nichts von den Flutungsvorbereitungen sehen. Denn die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) schoben die angekündigte Flutung vorerst auf, weil der Grundwasserstand in der Baugrube Heumarkt Samstagmittag lediglich bei 38,59 Metern liegt. Geflutet werden muss erst bei 39,50 Metern.
Wir haben noch 91 Zentimeter Luft", sagte Stadtdirektor Guido Kahlen bei einer Pressekonferenz. Die Flutung war ursprünglich für Samstagmittag angesetzt. Schon am Freitag (26.02.2010) hatten die Ingenieure der beteiligten Bauunternehmen festgestellt, dass der Grundwasserspiegel langsamer steige als zunächst erwartet.
Kölner Feuerwehr hilft mit Löschbooten
Nach den Berechnungen von Samstagmittag wird das Grundwasser die kritische Höhe nicht erreichen. Sollte sich die Situation aber wider Erwarten zuspitzen, ist auch kurzfristig eine Flutung möglich. Denn auch die Feuerwehr Köln beteiligt sich mittlerweile an den Vorbereitungen. 45 Einsatzkräfte stellten am Samstag zwischen Rhein und der 420 Meter entfernten Baugrube Schlauchverbindungen her. "Von zwei Löschbooten wird gegebenenfalls Rheinwasser durch die Schläuche in die Baugrube gepumpt", erklärte Branddirektor Peter Hartl. 840 Kubikmeter Wasser können so pro Stunde gepumpt werden. Statt wie bisher geplant innerhalb von 36 Stunden kann die Grube so bereits innerhalb von 15 Stunden geflutet werden. So soll die Baustelle auch bei einem plötzlich eintretenden Anstieg des Grundwassers schnell genug mit Wasser vollgepumpt werden können.
Schwerpunkt
Stadtdirektor: Petrus meint es gut mit Köln
Ob dies wirklich notwendig wird, ist derzeit noch ungewiss. "Petrus meint es zurzeit gut mit Köln", sagte Stadtdirektor Guido Kahlen im Hinblick auf das gute Wetter am Samstagnachmittag. Doch weil für das Moselgebiet am Wochenende bis zu 30 Liter Regen pro Quadratmeter angesagt sind, könnte sich die Lage noch einmal verschärfen. "Das Ansteigen des Rheinpegels hat sich zwar verlangsamt. Aber es ist damit zu rechnen, dass wir am Sonntag 6,50 Meter und einige Tage später bis zu sieben Meter Rheinpegel haben werden", sagte Reinhard Vogt, Leiter der Hochwasserschutzzentrale. Denn etwa 30 Stunden später werde der Regen aus dem Moselgebiet den Rhein in Köln zum Anschwellen bringen. Zeitversetzt wird mit dem Pegel dann auch wieder der Grundwasserspiegel steigen.
Verkehrsbehinderungen rund um die Baustelle
Die Kölner Verkehrsbetriebe wollen das größere Zeitfenster infolge des guten Wetters nun nutzen und außerplanmäßig eine große Zwischendecke in der Baugrube Heumarkt schneller zu Ende bauen. 2.850 Kubikmeter Beton sollen ab Montagmorgen verbaut werden. Dazu werden bis zu 600 Lkw die Baustelle anfahren müssen. Dienstagabend um 18 Uhr soll die Decke fertig sein. Die Folge werden massive Verkehrsbeeinträchtigungen rund um die Baustelle sein. Mittwochabend soll die Betondecke bereits ausgehärtet sein. Sie soll der Baugrube weitere Stabilität verleihen. "Dann müsste die Grube erst bei 41,50 Meter Grundwasser geflutet werden", erklärte Stadtdirektor Guido Kahlen.
Unwillkommene "Badegäste"
Zahlreiche Schaulustige sahen sich die Flutungsvorbereitungen auf dem Kölner Heumarkt und am Rhein an. Darunter auch Tobi und Aaron aus Köln. Die beiden Jugendlichen hatten sich als Badegäste verkleidet und forderten Einlass in die Baugrube Heumarkt, um dort im "Schwimmbad" baden zu können. Doch der Eintritt wurde ihnen natürlich verwehrt. "Wir wollen damit zeigen, dass es uns mit den ganzen Zwischenfällen jetzt reicht. Um vier Minuten schneller in die Südstadt mit der Bahn zu kommen, wird eine Milliarde Euro ausgegeben. Das ist ein Unding", sagte Tobi.
Druckausgleich durch Flutung
Die Kölner Verkehrsbetriebe und die Arge der Nord-Süd Stadtbahn haben in den letzten Tagen bereits Maßnahmen zur Flutung getroffen. Querschotts wurden in jede der vier Tunnelröhren eingebaut, damit das Wasser nicht in die angeschlossenen Baustellen strömt. Zusätzliche Stahlverstrebungen stützen zudem Bauwände ab. All das wurde unternommen, weil in der Baugrube Heumarkt nur 17 Prozent der stabilisierenden Eisenbügel in die Schutzwände eingebaut wurden. Mitarbeiter der zuständigen Baufirma sollen diese gestohlen haben. Durch die Flutung bis zu einem Grundwasserpegel von 35,50 Meter - und damit knapp bis zur Zwischendecke der Baugrube - soll es zu einem Druckausgleich kommen, damit das steigende Grundwasser nicht die Wände eindrückt.