Der "Kölner Stadt-Anzeiger" hatte am Freitag (20.06.2014) gemeldet, dass das Kölner Domkapitel reformorientierte Kandidaten für die Nachfolge des konservativen Erzbischofs Joachim Meisner ausgewählt hat. Die drei Namen: Stephan Ackermann, Bischof von Trier, der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck und Stefan Heße, der seit dem Rücktritt Meisners im Februar 2014 das Bistum verwaltet, bis ein offizieller Nachfolger gefunden ist. Die Übersendung der Dreier-Liste nach Rom ist ein Schritt in dem komplizierten Verfahren auf der Suche nach einem neuem Erzbischof.
Keine offizielle Bestätigung
Der Vorsitzende des Domkapitels, Dompropst Norbert Feldhoff, wollte die Namen am Freitag nicht bestätigen. Er sagte: "Ich habe den Eindruck, dass manche Medien mehr wissen als die Betroffenen selber." Fest steht, dass die 15 Domkapitulare dem Vatikan ihre Dreier-Liste bereits übermittelt haben. Nun ist es an Papst Franziskus, drei Namen an das Domkapitel zurückzuschicken. Dieses wählt dann einen der drei Geistlichen zum neuen Erzbischof. "Das geht dann flott", hat Feldhoff versprochen. Er wisse aber nicht, wann die Dreier-Liste komme. Zu hoffen sei, dass Papst Franziskus ein bisschen aufs Tempo drücke - und dass er genau die drei Namen wieder zurück schickt, die er erhalten hat. Doch Rom könnte auch drei neue Kandidaten nennen, die nicht auf der Kölner Liste standen. Die Liste des Papstes ist aber die endgültige.
Verheerende Umfrageergebnisse
Ginge es nach dem Domkapitel, würde es diesmal wohl einen aufgeschlossenen Kirchenmann zum Erzbischof wählen - als Reaktion auf die Ära Meisner. Kardinal Meisner hatte das Bistum 25 Jahre lang mit straffer Hand geführt. Er galt als glaubensstarker Kirchenmann, der die Lehren der römisch-katholischen Kirche verteidigte, und polarisierte gerade deswegen stark. Eine Umfrage unter mehreren Tausenden praktizierenden Katholiken hatte Ende des vergangenen Jahres ergeben, dass Meisners Ansichten keinen Widerhall finden. Egal ob es um Scheidung, vorehelichen Sex, Verhütungsmittel oder homosexuelle Partnerschaften geht: Die Gläubigen teilen die Einstellungen Meisners in keinem einzigen Punkt. Das Erzbistum räumte daraufhin "eine starke Differenz zwischen kirchlicher Lehre und dem Leben der Katholiken" ein. "Insgesamt wird die Lehre der Kirche als welt- und beziehungsfremd angesehen", stellte das Erzbistum fest.
Drei Kandidaten für Franziskus
Der Trierer Bischof Ackermann (51) gilt seit vielen Monaten als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die Meisner-Nachfolge. Er ist vergleichsweise liberal eingestellt und hatte sich selbstkritisch zum Missbrauchsskandal der katholischen Kirche geäußert. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck (50) zählt in Kirchenkreisen ebenfalls zu den Favoriten. Er gilt als überzeugter Befürworter der neuen Linie von Papst Franziskus - wobei nach wie vor unklar ist, wie entschlossen Franziskus die Kirche tatsächlich reformieren will. Nicht alle sehen in Overbeck den Vertreter eines liberalen Kurses, manche beschreiben ihn auch als "jungen Konservativen". Eher überraschend wäre die Nominierung des derzeitigen Kölner Diözesanadministrators Heße (47), selbst Mitglied des Domkapitels. Heße hat im Erzbistum Köln unter Meisner Karriere gemacht. Da er bisher noch kein anderes Bistum geleitet hat und auch kein Bischof ist, wäre seine Aufstellung nach Einschätzung des "Kölner Stadt-Anzeiger" eher eine "Zählkandidatur".