Jorge Mario Bergoglio war am Mittwochabend (13.03.2013) gewählt worden. Der 76 Jahre alte Erzbischof von Buenos Aires wird als Papst Franziskus Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sagte in Düsseldorf: "Ich wünsche dem neuen Papst, dass er seine Themen wie Bekämpfung der Armut und Bewahrung der Schöpfung auch weiterhin in den Mittelpunkt stellt." Die katholische Kirche habe mit dieser zügigen Wahl auch ein Zeichen der Geschlossenheit gesetzt. CDU-Landeschef Armin Laschet nannte die Wahl "ein ermutigendes Signal für die katholische Kirche". Sie unterstreiche ihren weltweiten Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Die Kirche könne so "eine neue Ausstrahlungskraft und moralische Autorität gewinnen, die die Welt dringend braucht".
Beck: Gegen Homosexuelle gewettert
Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck aus Köln, reagierte zurückhaltend. "Als Kardinal hat er gegen die Ehe von Homosexuellen gewettert und sie als 'Zerstörung von Gottes Plan' beschimpft", sagte Beck. Als "hoffnungsvolles Zeichen" wertete er den Namen Franziskus. "Damit verbindet sich ein Versprechen an die Kirche und an die Welt", sagte der Grünen-Politiker. "Ich würde mir wünschen, dass sich der neue Papst dem Leben der Menschen gegenüber so zuwendet, wie es Franziskus in der Vogelpredigt gegenüber der Natur getan hat."
Die katholischen Bischöfe aus NRW waren erstaunt. Der Kölner Kardinal Joachim Meisner sagte in Rom, es sei ein gutes Zeichen, dass der neue Papst "ganz anders ist, als ich ihn mir vorgestellt habe". Franziskus werde noch für Überraschungen sorgen, betonte der Erzbischof, der zu den Papstwählern gehörte. "Ich bin gespannt, was er an Positivem in die Kirche hineinbringen wird." Nach Meisners Einschätzung wird der neue Papst in Deutschland "positiv" aufgenommen werden. Die Kardinäle seien nach der Wahl erfreut gewesen.
Kölner Dom läutet eine Minute zu spät
Der Kölner Dom sollte die erste Kirche weltweit sein, die die Wahl verkündet. Dompropst Norbert Feldhoff hatte extra drei Informanten auf dem Petersplatz postiert, die ihn anrufen sollten, sobald weißer Rauch zu sehen war. Doch dann seien die Handynetze zusammengebrochen, sagte Feldhoff am Donnerstag (14.03.2013) zu WDR.de. "Wir waren eine Minute später als die Glocken im Petersdom." Bei der Wahl von Benedikt XVI. lag der Kölner Dom noch vor dem Vatikan. Damals hatten in Rom die Glocken erst geläutet, als der Name verkündet worden war. Der "Decke Pitter" im Kölner Dom setzte sich damals bereits beim weißen Rauch in Bewegung.
Weltjugendtag in Rio de Janeiro
Bei den Katholiken in Paderborn war die Freude über die Wahl groß. Schon in den ersten Augenblicken sei zu spüren gewesen, dass der Papst den Menschen zugewandt sei, sagte Erzbischof Hans-Josef Becker. Der Name Franziskus sei "für die heutige Zeit geradezu programmatisch". Der Bischof von Münster, Felix Genn, betonte, dass der noch nie gewählte Name Franziskus "eine Botschaft für die Armen" sei. Der Papst aus Lateinamerika dokumentiere, dass die Kirche nicht europazentriert sei. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck, der auch für das deutsche Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zuständig ist, freute sich bereits auf den Weltjugendtag. Es sei ein "Riesenhighlight", wenn im Sommer ein Papst aus Lateinamerika den Weltjugendtag in Rio de Janeiro besuche.
Bewegt zeigte sich der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Stefan Vesper aus Düsseldorf. "Der Anfang war sehr verheißungsvoll und schön", sagte er am Donnerstag (14.03.2013) im WDR 5-Interview. "Es ist jemand, der Hoffnung macht." Er verwies auf die Verneigung und Demut, die Franziskus bei seinem ersten Auftritt ausstrahlte. Die Wahl sei "ein Zeichen dafür, wie auch immer wieder Überraschungen in unserer Kirche entstehen können".
Evangelische Kirchen erwarten Impulse für Ökumene
Die beiden großen evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen hoffen nach der Wahl des neuen Papstes auf Impulse für die Ökumene. "Nach dem Pontifikat Benedikts XVI. sind unsere ökumenischen Erwartungen gedämpft. Wir freuen uns aber über jeden kleinen Fortschritt", teilte die westfälische Präses Annette Kurschus mit. "Unsere Hoffnung ist, dass der neue Papst seinem Titel als 'Pontifex Maximus', das heißt 'größter Brückenbauer', alle Ehre machen wird." Der neue rheinische Präses Manfred Rekowski erklärte, die Protestanten auf "starke ökumenische Impulse aus Rom".
Das katholische Hilfswerk Misereor in Aachen betonte, dass Franziskus in seinem Heimatland als Kardinal der Armen bekannt sei. Bergoglio habe als Erzbischof soziale Verwerfungen angeprangert, sagte Geschäftsführer Pirmin Spiegel: "Vor diesem Hintergrund sind wir sicher, dass er ein Anwalt der arm Gemachten und Entrechteten auch als Oberhaupt der katholischen Weltkirche sein wird."