Das Heilige Land war Reinhard Lettmanns zweite Heimat geworden. In Bethlehem, am Geburtsort Jesu Christi, ist der frühere Bischof von Münster mit 80 Jahren am 16. April 2013 gestorben. Er litt unter einer Bronchien- und Lungenerkrankung und saß im Rollstuhl. Am Morgen seines Todes hatte Altbischof Lettmann noch an einer Messe in Bethlehem teilgenommen und in der Geburtskirche gebetet, so sein Heimatbistum Münster. Auf dem Weg zum Mittagessen sei er dann zusammengebrochen.
Reinhard Lettmann stammte aus einer Bergarbeiterfamilie in Datteln und wurde 1959 zum Priester geweiht. Nach kurzer Zeit als Kaplan in Beckum studierte er in Rom Kirchenrecht. Dieser Schritt ermöglichte ihm die Teilnahme am Zweiten Vatikanischen Konzil - wenn auch nur als Sekretär im Hintergrund. Bischof Heinrich Tenhumberg berief Lettmann 1973 zum Weihbischof und Regionalbischof für Münster-Warendorf. 1980 wurde er mit 47 Jahren dann Bischof von Münster.
Der Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck, reagierte mit Bestürzung auf den Tod Lettmanns, der sein Leben seit Kindertagen begleitet hatte: "Mit seinem Tod geht eine Ära zu Ende". Overbeck ist im Bistum Münster aufgewachsen, erlebte Lettmann zunächst als Weihbischof und war 16 Jahre alt, als Lettmann zum Bischof geweiht wurde. Nach der Priesterweihe wurde Overbeck Kaplan in Haltern, bis Lettmann ihn 1994 nach Münster holte und ihn zum Domvikar und nach Overbecks Bischofsweihe zum Regionalbischof ernannte.
WDR.de: Was hat Altbischof Lettmann als Menschen ausgemacht, was als Bischof?
Overbeck: Es gab keinen Unterschied zwischen dem Menschen Lettmann und dem Bischof. Er war immer authentisch. Knorrig, aber sehr liebenswert. Und ein hochintelligenter Mann mit viel Humor. Er wusste, dass es bei all den Veränderungsprozessen in der Kirche und im Leben Besonnenheit und Gelassenheit braucht und hat die Nähe zu den Menschen und zu seinen Priestern gesucht. Trotzdem verstand er genau, wo er Grenzen setzen musste. Er wusste, wann es zu viele Termine wurden und wann er sich erholen und beten musste.
WDR.de: Kann man sagen, dass er Ihr Mentor war?
Overbeck: Man kann auf alle Fälle sagen, dass er die Menschen und auch seine Priester begleitet hat. Nach meiner Zeit als Kaplan hat er mir verschiedene Ämter übertragen und viel Vertrauen in mich gesetzt. Man würde es heute wohl gute Personalförderung nennen. Ich habe von ihm Gelassenheit gelernt: Am besten nicht aufregen, weil das sowieso nichts nutzt.
WDR.de: Was bedeutet Lettmanns Tod für Münster?
Overbeck: Es ist ein riesengroßer Verlust für das Bistum. Vor allem, weil er ein Symbol war, das die Menschen zusammengehalten hat. Viele Gläubige haben sich sehr mit ihm identifiziert, weil er so volksnah war. Während seiner 28 Jahre als Bischof hat er jede Gemeinde des Bistums Münsters besucht. Dieses Gefühl von Verbundenheit geht in der Region auch weit über den katholischen Raum hinaus.
WDR.de: Altbischof Lettmann ist bei einer Pilgerreise im Heiligen Land gestorben. Was hat ihm die Region bedeutet?
Overbeck: Das Heilige Land war eine ganz wichtige Entdeckung seines Lebens und wurde zu einer großen Liebe. Er war ja erst mit 60 Jahren das erste Mal dort, als er eine Reise geschenkt bekam. Ab da wollte er die Botschaft des Geburtslandes von Jesus weitertragen. Zwei Mal war ich mit ihm gemeinsam dort. Beim zweiten Mal war es seine Abschiedsfahrt, zu der er seine Mitarbeiter im Bistum im Februar 2008 anlässlich seines Rücktritts eingeladen hatte.
WDR.de: Altbischof Lettmann war erst 47 Jahre, als er Bischof von Münster wurde und damit der damals jüngste Bischof. Sie waren 46 Jahre, als Sie das Bischofsamt in Essen übernahmen und sind der jüngste Bischof derzeit. Was haben Sie noch gemeinsam?
Overbeck: Wir sind beide bodenständige Westfalen. Für uns ist es einfach eine Frage der Verantwortung, Aufgaben anzunehmen, die einem übertragen werden. Egal mit welchem Alter.
Das Interview führte Katrin Heine.
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