„Wir sind Lipper!“ sagt Wilfried Mellies aus Detmold im Brustton der Überzeugung, „und an den Begriff OWL mussten wir uns lange gewöhnen.“ Ein TV-Prominenter aus Harsewinkel kontert: „Ich bin damals aus Ostwestfalen nicht rausgekommen“, sagt Oliver Welke, „Lippe war für mich schon Ausland!“
Zwischen Ostwestfalen und dem Lipperland gibt es eigentlich nur einen gemeinsamen Nenner: er heißt Christian Dassel und verbindet beide Gegenden mit einer abwechslungsreichen Reiseroute. Er fährt immer hin und her – und ist danach von OWL grenzenlos begeistert.
Einerseits hat Lippe ja den Hermann, was touristisch profitabel ist. Andererseits hat Ostwestfalen den Richie, und das ist musikalisch unbezahlbar. Richie Arndt ist Bluesmusiker und Vollblut-Ostwestfale. Mit seiner Gitarre ist er in der ganzen Welt unterwegs, doch es zieht ihn immer wieder zurück nach Hille, einem kleinen Örtchen am Rande des Wiehengebirges. „Der Blues passt nach Ostwestfalen“, sagt Richie Arndt, „weil er ehrlich und erdig ist.“
Das einzige Problem an seiner Heimat ist die Entfernung zum Mississippi: „Bei aller Heimatliebe - als Blueser muss man einmal im Leben dort gewesen sein!“ Aber: die Ostwestfalen sind bescheiden – wenn Richie Arndt zur Klampfe greift, dann gerne auch am Mittelland-Kanal.
In Bewegung bleiben
Was für die einen der Mississippi, ist Bad Salzuflen für die anderen: ein Paradies, ein Traumziel, vielleicht auch eine Altersresidenz. Nicht umsonst nennt man das Lipperland seit je her eine „Sommerfrische“: der Kurbetrieb in Bad Salzuflen war in den 60-er Jahren eine Goldgrube für die Bäder- und Tourismus-Branche. Und heute? „Heute muss man kämpfen, um eine Kur bewilligt zu bekommen“, sagt die Bewegungstherapeutin Gisela Wagener, „und deshalb ist es auch für uns nicht leicht.“ Weil das Gesundheitswesen kränkelt, geht Bad Salzuflen neue Wege: Frau Wagener unterrichtet ihre Kunden seit Neuestem in Tai Chi: „Lasst ein Lächeln entstehen...Das innere Lächeln ist sehr wichtig für unsere Selbstheilungskräfte....“ Gute Besserung, Bad Salzuflen!
Postwestfalen
Hubert Brockmeier wäre für jeden Kurbetrieb die Mensch gewordene Horrorvision: Mit seinen 64 Jahren ist er kerngesund und noch täglich stundenlang und kilometerweit an der frischen Luft unterwegs. Brockmeier ist Postbote in Delbrück, seit 45 Jahren immer im gleichen Bezirk. Er hätte Karriere machen können, doch dann hätte man ihn versetzt – nach Paderborn „oder schlimmstenfalls ins Münsterland. Aber ich bin n Delbrücker Jung!“. So sind sie, die Ostwestfalen. „Bodenständig“, sagt Hera Lind, gebürtig aus Bielfeld, „ das ist das Wort, das mir immer wieder einfällt. Und ich bin auch so ein Typ!“
Die Kraft der Steine
Ein ganz anderer Typ ist Andreas Hauer. Er lebt in Bielefeld, liebt aber das Lipperland. Und als wäre das nicht schon komisch genug, schwört er auf die Kraft der Externsteine. „Das sind so Energien, die mich immer hammerhart packen, wenn ich in Lippe bei den Steinen bin.“ Christian Dassel hat nichts gespürt, fand die Externsteine aber durchaus sehenswert.
Gleiches gilt für die Wahl zur Miss Tatenhausen im Kreis Gütersloh, für eine Zwillingsgeburt in Steinhagen, für einen Klosterbesuch in Salzkotten, für einen Rundflug über das Hermanns-Denkmal und was man zwischen Ostwestfalen und Lippe sonst noch so erleben kann. Das Fazit dieser verfilmten Vorort-Recherche: Ostwestfalen-Lippe ist wie Nordrhein-Westfalen: das eine hat mit dem anderen zwar überhaupt nichts zu tun, doch gemeinsam ist es die perfekte Kulisse für „Wir sind NRW!“.
Ein Film von Christian Dassel
Redaktion: Christiane Hinz