Bekannt ist es als Sitz und Wahrzeichen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU): das Schloss Münster. Außen ein barocker Prachtbau, innen die Sachlichkeit der Wiederaufbaujahre. Und auch sonst ist das Gebäude alles andere als aus einem Guss.
- Sendehinweis: Geheimnisvolle Orte | 1. April 2016, 21.00 - 21.45 Uhr | WDR
ACHTUNG: Geänderte Sendezeit!
Schon die Baugeschichte gleicht einem Hindernislauf: Münster wollte ein prächtiges barockes Residenzschloss haben, so wie andere deutsche Länder. Doch Fürstbischof Clemens August sträubte sich – er hatte noch andere Fürstbistümer. Sein Lieblingsschloss lag ohnehin im Rheinland. Dort schien das Klima wärmer, die Landschaft netter. Wozu also ein weiteres Schloss in Münster? Seine Existenz verdankt das Schloss der Hartnäckigkeit der Münsteraner. Erst der Nachfolger von Fürstbischof Clemens August, Fürstbischof Maximilian Friedrich, ließ sich zum Bau überreden. Da lagen die Baupläne schon dreißig Jahre in der Schublade.
Vom Feinsten
Bei der Ausstattung sollte es an nichts fehlen: Seidentapeten und Mobiliar nach französischem Vorbild, eine ganze Zimmerflucht für die Dame des Hauses – ganz wie bei französischen Adelsschlössern. Doch der Fürstbischof hatte nicht einmal eine Mätresse.
Und so kam es, wie es kommen musste: die Kosten explodierten. Als das Märchenschloss nach zwanzig Jahren Bauzeit endlich fertig war, stand es leer. Der Bauherr war gestorben, der nachfolgende Fürstbischof mochte nicht darin wohnen. Dann besetzten Franzosen und nach ihnen die Preußen das Bistum und das Schloss. Sie machten es zur Verwaltungszentrale der Provinz Westfalen und stellten ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal davor auf.
Zerstörung im Krieg
1933 zog der NS-Gauleiter ein, vor dem Schloss fanden nationalsozialistische Massenveranstaltungen statt. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss dann bei Luftangriffen schwer getroffen und brannte vollständig aus. Obwohl die Feuerwehr zum Löschen bereit stand.
Die britischen Besatzer wollten die Ruine abreißen lassen – doch wieder setzte sich Münster für das Schloss ein. Es sollte nun der ebenfalls zerstörten Universität dienen. So rekonstruierte man zwar die Hülle im Originalzustand, verwandelte aber das Innere in Büros und Hörsäle. Heute zeugen nur noch wenige Dokumente von dem, wie es einmal ursprünglich von innen ausgesehen hat.
Aufwändige Animationen
Mithilfe von 3D-Animationen führt der Film die Zuschauer in das "verschwundene" Innere des barocken Gebäudes. Eine Welt voller Geheimnisse. Was die Bomben im Zweiten Weltkrieg zerstörten, wird im Film wieder erlebbar. So zeigt sich an einzelnen Räumen, wie jede Zeit dem Gebäude ihren Stempel aufdrückte. Von den Fürstbischöfen bis heute.
Ein Film von Ulrike Brincker
Redaktion: Gudrun Wolter und Thomas Kamp