Der Teutoburger Wald – ein Wald voller Geheimnisse: Hat hier wirklich der Feldherr Arminius die Germanen zum Sieg gegen die Römer geführt? Lag hier das Zentrum einer germanischen Hochkultur? Und was hat es mit der Ordensburg mitten im Wald auf sich, wo Heinrich Himmler seine SS-Elite versammeln wollte?
Auf mehr als 100 Kilometer Länge erstreckt sich der Teutoburger Wald – von Bielefeld fast bis nach Paderborn. Seit Jahrtausenden haben ihn die Menschen genutzt. In ihm gelebt, gejagt und ihre Schlachten geschlagen. Hier haben sie ihre Kultstätten gebaut und ihren Göttern gehuldigt. Und immer noch findet man die Zeugnisse einer längst versunkenen Zeit.
Ein Kultort für viele
Mitten im Wald ragen unvermittelt gewaltige Felsformationen empor: die Externsteine. Immer zur Sommersonnenwende sind sie Pilgerort für Hunderte, die sie als magischen Ort feiern.
Sie sind mehr als 70 Millionen Jahre alt. Zerklüftete Sandsteinfelsen, bis zu 40 Meter hoch. Rätselhaft erscheinen die Spuren menschlichen Lebens: Da gibt es eine in den Stein geschlagene Grotte; Treppen führen nach oben in eine Höhenkammer. Am Fuß der Steine findet sich die Nachbildung eines Sarkophages und ein christliches Relief zeigt Jesus Christus.
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„Die Nationalsozialisten suchten hier nach Zeugnissen einer germanischen Hochkultur. Die angeblichen Funde werden im Nachhinein auf „Germanisch“ getrimmt - ebenso wie die Gutachten, die ihre „Echtheit“ beweisen sollen. Einen stichhaltigen Beweis für ihre Theorien finden die Nazis an den Externsteinen nicht.“
Die SS-Burg im Wald
1934 mietet die SS die Wewelsburg, eine herrschaftliche Burg ganz im Süden des Waldes - zu einem symbolischen Mietpreis von einer Reichsmark jährlich. Entstehen soll eine Kaderschmiede für die SS. Hier im Teutoburger Wald will Himmler seine Elite versammeln – im Zentrum des Germanischen Reichs, wie er glaubt.
Aber die Renaissanceburg passt nicht ins völkische Weltbild. Ohne Putz soll sie trutziger wirken. Für die Bauarbeiten lässt Himmler Häftlinge heranschaffen und ein eigenes KZ an der Burg bauen, wo die Zwangsarbeiter untergebracht werden – das KZ Niederhagen. Weit mehr als 3000 Häftlinge werden hier arbeiten. Ihre Hauptaufgabe ist der Bau eines neuen Nordturms an der Burg. Mindestens 1285 Zwangsarbeiter kommen dabei durch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu Tode.
Immer größer werden die Pläne der SS. Bald soll der ganze Ort Wewelsburg für 250 Millionen Reichsmark Zentrum der SS-Elite werden. Doch der Kriegsverlauf verhindert diese Gigantomanie. Am 31. März 1945 gibt Heinrich Himmler den Befehl die Wewelsburg zu sprengen. Die SS-Mannschaften fliehen Hals über Kopf. Heute ist die Burg ein Ort der Erinnerung.
Ein Denkmal für die Deutschen
Arminius, der die Germanen zum Sieg gegen die Römer führte, hatte im römischen Heer gedient und kannte den Gegner. Er wurde zum deutschen Held "Hermann" – sein Denkmal und seine Geschichte prägen seit fast 150 Jahren die ganze Region.
Ernst von Bandel ist sein Schöpfer. Der Architekt und Bildhauer ist besessen von der Idee eines Nationaldenkmals und seine Idee wird im von Kleinstaaten zergliederten Deutschland begeistert aufgenommen. Finanziert durch Spenden kann er 1838 mit dem Bau beginnen.
Es soll die größte Statue der Welt werden. Eine gewaltige Aufgabe. Aber irgendwann geht von Bandel das Geld aus. Für fast 30 Jahre steht im Teutoburger Wald nur der Sockel des Denkmals. Doch die Geschichte kommt ihm zu Hilfe. 1871 wird das Kaiserreich ausgerufen. Die nationale Idee braucht Symbole. Die Bauarbeiten am Hermannsdenkmal gehen weiter. Kaiser Wilhelm I reist persönlich an, um 1875 das Standbild einzuweihen. Bis zum Bau der Freiheitsstatue in New York wird es das größte seiner Art sein: 54 Meter hoch.
Ein Film von Jobst Knigge
Redaktion: Monika Pohl