- Sendehinweis: Sommerfrische | 2. Juli 2024, 16.15 - 18.00 Uhr | WDR
Wie man vermeidet, in die Sommer-Schuldenfalle zu geraten
Gerade im Sommer geraten viele Menschen in die Schuldenspirale, sagt Hermann-Josef Tenhagen. Der Grund: "Die Leute haben zusätzliche Ausgaben für den Urlaub, zu Hause aber laufen die normalen Kosten für Miete, Fitnessstudio- oder Streaming-Abo weiter." Außerdem gebe man im Urlaub "eher auch mal einen Euro mehr aus".
Denn mit Anreise, Mietauto und Hotel sei es bei den Kosten für den Urlaub ja nicht getan. Und wenn das Urlaubsbudget dann zu knapp kalkuliert sei, dann werde das Konto schnell überzogen – und die Leute landeten im Dispo. Und das kann inzwischen richtig teuer werden: Die Dispozinsen liegen je nach Bank derzeit zwischen rund sieben und knapp 17 Prozent.
Wer Gefahr laufe, in den Dispo zu rutschen, sollte daher zu einer Bank mit niedrigen oder zumindest fairen Dispozinsen wechseln, rät Tenhagen. Insbesondere wer regelmäßig das Konto überziehe, könne so im Laufe der Jahre einige Hundert Euro sparen.
Wer die Möglichkeit hat, der sollte daher im Vorfeld dafür sorgen, dass genügend Geld auf dem Girokonto ist – etwa, indem man es vom Tagesgeldkonto nimmt. "Damit man gar nicht erst hohe Gebühren zahlen muss", so Tenhagen. "Und wenn dann am Ende des Urlaubs etwas übrig ist, überweist man es zurück."
Einen Kredit aufzunehmen, um nicht in den Dispo zu rutschen – das sei hingegen meist keine gute Idee, sagt Tenhagen. Denn damit gehe man eine längerfristige finanzielle Verpflichtung ein, inklusive Zinsen. Kurzzeitig in den Dispo zu rutschen sei da in der Regel immer noch günstiger.
Wie man im Urlaub Geld sparen kann
Großes Sparpotenzial gebe es etwa beim Mietwagen. Tenhagens Tipp: "Da sollte ich in etwa zwei Wochen vor dem Urlaub noch einmal schauen, was es für Angebote gibt – und dann gegebenenfalls meine ursprüngliche Buchung stornieren." Das sei in aller Regel möglich. "Und ganz oft sind die Mietwagen dann günstiger", sagt Tenhagen. So ließen sich zum Teil Hunderte von Euro sparen.
Sparen lasse sich zudem bei der Reiseroute: "Wer zum Beispiel eine Rundreise macht, sollte schauen, wo er wann übernachtet", sagt Tenhagen. "In Tourismus-Metropolen sind Übernachtungen zum Beispiel von Sonntag auf Montag immer deutlich preiswerter." In Rom etwa zahle man für ein Hotel am Samstag 450 Euro, am Sonntag hingegen nur 280 Euro.
Schonen lasse sich die Reisekasse auch, indem man für die Fahrt vom Flughafen zur Unterkunft öffentliche Verkehrsmittel nutze. "Wer zum Beispiel in Madrid mit Bus oder Bahn zum Hotel fährt, zahlt in etwa drei Euro", sagt Tenhagen. "Mit dem Taxi kostet das 30 Euro, und schneller ist man auch nicht." Um Stress zu vermeiden, sollte man sich über die entsprechenden Verbindungen bereits im Vorfeld informieren – und nicht erst am Flughafen.
Wie man wieder rauskommt aus der Schuldenspirale
Wer am Ende des Urlaubs feststellt, dass das Geld doch nicht gereicht hat, sollte sich möglichst frühzeitig Hilfe holen, rät Tenhagen. Allein schon wegen der mitunter langen Wartezeiten. Spätestens aber, wenn man die Schulden nicht mehr unter Kontrolle bekomme, sollte man sich an eine Schuldnerberatung wenden.
Es gibt in Deutschland rund 1380 anerkannte Schuldnerberatungsstellen – bei denen sich Betroffene kostenlos beraten lassen können. Anbieter sind meist gemeinnützige Organisationen wie Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie oder Deutsches Rotes Kreuz. Auch die Verbraucherzentralen und kommunale Stellen bieten Schuldnerberatungen an. Die Kontaktadressen findet man auf den Websites der Anbieter oder auch im Schuldnerberatungsatlas des Statistischen Bundesamts.
Der Berater sucht dann gemeinsam mit den Betroffenen einen Weg aus den Schulden und hilft bei Verhandlungen mit den Gläubigern. Auf Wunsch übernimmt er die Verhandlungen und den Schriftverkehr auch komplett.
Im Idealfall einigen sich alle auf eine außergerichtliche Schuldenregulierung. Dabei erarbeitet der Schuldner gemeinsam mit dem Berater einen Schuldenbereinigungsplan – der festgelegt, welche Forderungen er in welchem Zeitraum bezahlen kann. Stimmen dem alle Gläubiger zu, sind Betroffene schuldenfrei, sobald sie die vereinbarte Summe beglichen haben.
Gelingt es Schuldner und Gläubigern nicht, sich zu einigen, bleibt nur die Verbraucherinsolvenz, so Tenhagen. Dabei müssen Betroffene drei Jahre lang den pfändbaren Anteil ihres Einkommens an einen Treuhänder zahlen. Und danach sind sie sämtliche Schulden los – auch dann, wenn sie nicht vollständig beglichen wurden.