Rock’n’Roll kennt kein Alter. Und Gitarre spielen und Singen geht auch im Elektro-Rollstuhl. Leslie West, bis heute musikalisch aktiv und mittlerweile über 70, beweist das immer wieder. Gesundheitlich nach einer Beinamputation aufgrund seiner Diabetes eingeschränkt, spielt der Mann, der wie kein Zweiter die ehemalige Band „Mountain“ repräsentiert, seine Gigs eben im Sitzen.
Mountain, die Ende der 1960er-Jahre zusammen mit Deep Purple und Led Zeppelin zu den ersten Vertretern des Genres Hardrock zählten, begeisterten seinerzeit ihre Fans mit den rasend schnellen und druckvollen Gitarrensoli von Leslie West. Die hatte der Musiker, der sein zweites Album ob seiner Körperfülle schön selbstironisch „The Great Fatsby“ nannte, auch Mitte der 1980er noch drauf. Im Pariser Omnisports Palais traten Mountain 1985 als Support von Deep Purple auf. Dabei waren die Riffs von Leslie West druckvoll, seine Stimme rau – und so manche Ansage von ausgesuchter Herzlichkeit. „You wanna Rock’n’Roll tonight?“, suggestivfragte der Gitarrist das Pariser Publikum und widmete „Theme For An Imaginary Western“ seinem Freund, Entdecker und Förderer: Felix Pappalardi, der aus Wests Gitarrenspielkunst die Formation Mountain formte, war 1983 von seiner Ehefrau erschossen worden.