Schloss Caputh, Gartenstadt Werder, Schloss Petzow bei Werder und Paretz

Stand: 22.09.2024, 20:15 Uhr

Im Havelland gibt es so manches Städtchen und Schlösschen, das einen Besuch wert ist. Paretz wurde einst nach den Vorstellungen eines preußischen Königs erbaut. In Schwielowsee befindet sich das barocke Schloss Caputh. Schloss Petzow bei Werder ist heute eher wegen seines besonderen Gartens bekannt. Gärten spielen in der Stadt Werder allgemein eine große Rolle.

Schloss Caputh

Das ab 1662 erbaute Schloss Caputh ist ein frühbarockes Juwel, innen ausgestattet mit Meisterwerken der flämischen Malerei und Stuckarbeiten italienischer Künstler. Der Große Kurfürst von Brandenburg schenkte das Anwesen seiner zweiten Frau Dorothea, einer geborenen "von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg". Sie baute das Schloss nochmals aus und wurde nicht müde, die prächtige Innenausstattung ständig zu erweitern. Ihr Mann, Kurfürst Friedrich Wilhelm, war nicht oft dort. Ganz anders Dorothea: Nach seinem Tod wurde Schloss Caputh ihr bevorzugter Wohnsitz. Auch die nachfolgenden preußischen Könige pflegten das Schloss. Soldatenkönig Friedrich Wilhelm der Erste ließ dort beispielsweise 1720 einen Fliesensaal bauen. Die dafür benötogten 7.500 handbemalten Fayencefliesen kamen per Schiff aus dem holländischen Friesland. Der Raum diente als Sommerspeisesaal und konnte vom Garten her betreten werden.

Gartenstadt Werder

Die Altstadt von Werder liegt auf einer Flussinsel. Die neugotische Heilig-Geist-Kirche, das Wahrzeichen des Ortes, überragt alle anderen Gebäude in der Altstadt. Die meisten Fischerhäuser, die hier noch stehen, stammen aus dem 17. Jahrhundert. Doch nicht die Fischerei, sondern der Wein- und Obstanbau brachten der Stadt den Wohlstand. Seit über 140 Jahren wird in Werder die Obstblüte gefeiert. Eine Woche lang im Frühling findet das sogenannte Baumblütenfest statt – mit Baumblütenfestumzug, Obstweinverkauf und Blütenkönigin. Ein Obstbauer hatte 1879 die Idee, zahlungskräftige Besucher aus Berlin einzuladen. Dieses Marketing funktioniert bis heute. Die Gartenkultur ist aber auch außerhalb dieser Festtage fest in Werder verankert: Überall findet man dort kleine Parzellen, in denen die Leute Obst und Gemüse anbauen. Diese Kleingärten sind mehr als reine Nutzgärten: Zum Teil verstecken sich dort echte Schmuckstücke, mit denen die Besitzer an Gartenwettbewerben teilnehmen.

Überall in Werder gibt es Parzellen, in denen Obst und Gemüse angebaut wird. Diese Kleingärten sind allerdings oft mehr als reine Nutzgärten. | Bildquelle: WDR

Schloss Petzow bei Werder

Schloss Petzow gehörte mal einem Ziegeleibesitzer, der in den Adelsstand erhoben wurde. Das Bauwerk wurde 1825 gestaltet und mit einem malerischen Landschaftsgarten umgeben. Wer einen solchen Garten plant, setzt Bäume und andere Pflanzen so, dass sie von den Formen und Farben her ein harmonisches Bild ergeben. Wer dann später durch das Gelände wandert, sollte den Eindruck haben, in einem Gemälde spazieren zu gehen.

Zu DDR-Zeiten hatte dort eine Genossenschaft Gewächshäuser aus Plastikfolie aufgestellt, nach der Wende verfiel das Gelände. Ab 2005 kaufte dann jemand eine Gartenparzelle nach der anderen auf: Klaus Kosakowski plante zusammen mit erfahrenen Gartenarchitektinnen eine moderne Interpretation des Gartengemäldes aus dem 19. Jahrhundert. Doch vor der Neugestaltung mussten 900 Tonnen Müll entsorgt werden. Als das geschehen war, ging es darum, zusammen mit der Stadt Werder die historischen Baureste zu sichern. Von Anfang an war geplant, aus dem Gelände einen öffentlich zugänglichen Park zu machen. Finanziert wurden die Arbeiten privat ohne staatliche Fördermittel. Auch ein großer Nutzgarten für Obst und Gemüse wurde angelegt, welches unter anderem in dem Sterne-Restaurant "Alte Überfahrt" auf den Tisch kommt.

Klaus Kosakowski führt Daniel Aßmann durch den Garten von Schloss Petzow. | Bildquelle: WDR

Paretz

Paretz ist ein besonderes Dorf, weil der preußische König Wilhelm III es um das Jahr 1800 zum Musterdorf umbauen ließ. Auch die alte Kirche des Dorfes wurde nach den Wünschen des Königspaares umgestaltet, inklusive einer Königsloge, von der aus sie die heilige Messe verfolgen konnten. Zur gleichen Zeit wurde das Familienschloss des Königs errichtet. Es sollte für Eltern und Kinder eine Zuflucht abseits vom Hofzeremoniell in Berlin werden. Königin Luise wollte ihre zahlreichen Söhne und Töchter kindgerecht und naturnah erziehen. Nach dem Tod Friedrich Wilhelms bestimmten die Erben, dass die Räume hier unbenutzt bleiben – zum Gedenken an die Eltern. Bis 1945 war das auch so, weswegen die damalige Ausgestaltung durch Zeichnungen und Fotos bestens dokumentiert ist. Was man heute sieht, ist nach diesen Bildern rekonstruiert worden. Denn nach Kriegsende wurde das Haus geplündert und mehrfach zweckentfremdet. Nur einige kostbare Tapeten konnten gerettet und nach einer aufwändigen Restaurierung wieder angebracht werden. Aber schon zu der DDR-Zeit begann man in den 1970er-Jahren den Originalzustand der Häuser zu erforschen und wiederherzustellen. Nach der Wiedervereinigung gründete sich ein Verein, der die Rekonstruktion des Musterdorfes weiter vorantrieb.

Die alte Kirche von Paretz wurde nach den Wünschen des Königspaares umgestaltet und erhielt eine Königsloge. | Bildquelle: WDR

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