A – wie Adventskranz und Adventskalender
Die Urform des Adventskranzes wurde in Hamburg erfunden: Im "Rauen Haus", einem Kinderheim, konnten sich die Kleinen nicht vorstellen, wie lange es noch bis Weihnachten ist. Deshalb konstruierte der betreuende Pfarrer Johann Hinrich Wichern 1839 aus einem alten Wagenrad einen einfachen Kranz mit vier großen Kerzen für die Sonntage und 20 kleinen Kerzen für die Werktage bis zum 24. Dezember. Daraus ist unser Adventskranz entstanden, der heute nur noch vier Kerzen für die Sonntage trägt. Im sauerländischen Attendorn stellt die evangelische Kirchengemeinde vor der Erlöserkirche Attendorn seit 2007 einen vier Meter großen Adventskranz nach dem Vorbild des Wichern-Kranzes auf und entzündet jeden Tag ein Licht. Im sogenannten Weihnachtsdorf Waldbreitbach hat der Adventskranz einen Durchmesser von acht Metern und schwimmt auf der Wied.
Adventskalender sind insbesondere für Kinder ein Symbol für das sich nähernde Weihnachtsfest, das die Vorfreude auf Heiligabend steigern soll. Der erste bekannte Adventskalender stammt aus dem Jahre 1908. Heute werden in Deutschland jedes Jahr 80 Mio. Adventskalender produziert, die privat gebastelten nicht mitgezählt. Es gibt sie für alle Bedürfnisse und jeden Geldbeutel: von einfachen Schokoladenkalendern über Kosmetiksortimente hinter Papptürchen bis zu Luxusdesignervarianten für mehrere Tausend Euro. In einem Düsseldorfer Stadtteil veranstalten die Bewohner an jedem Tag im Advent eine andere Überraschung hinter der Haustür. Manchmal gibt es auch Karaoke in der Toreinfahrt – mit Liedern von Helene Fischer.
B – wie Barbaratag oder Bläser
Barbaratag ist der 4. Dezember. Die heilige Barbara gehört zu den 14 Nothelfern, die in besonderen Situationen angerufen werden. Der Legende nach wurde sie gegen den Willen der Familie Christin und lebte zurückgezogen in einem Turm. Vor der Wut des Vaters floh sie durch eine sich öffnende Felsspalte. Seit dem 17. Jahrhundert gilt sie als Schutzpatronin der Bergleute. Am Barbaratag ziehen Bergleute aus ganz Nordrhein-Westfalen in Arbeitskleidung oder Uniform singend und spielend durch die Bochumer Innenstadt. Der jährliche Knappen-Umzug hat eine lange Tradition und endet in der St. Peter und Paul Kirche, wo die heilige Barbara geehrt wird.
Im Bergbaumuseum in Bochum befindet sich die weltweit größte Barbara-Sammlung, eine Schenkung eines Ehepaares aus Essen.
Nach altem Brauch werden am 4. Dezember Kirschzweige geschnitten und in eine Vase gestellt. Wenn sie Weihnachten blühen, bedeutet dies viel Glück im folgenden Jahr. Allerdings brauchen die Barbarazweige einmal Frost. Ist es draußen nicht kalt genug, kann man die Zweige auch kurz in die Gefriertruhe legen oder zunächst in eiskaltes Wasser stellen, bevor sie täglich frisches, lauwarmes Wasser bekommen sollten.
In Ochtrup direkt an der niederländischen Grenze treffen sich in der Adventszeit die Middewinterhorn-Bläser. "Middewinter" ist sowohl dem Niederdeutschen als auch dem Niederländischen entlehnt und bedeutet "in der Mitte des Winters". Im Westmünsterland ist "Middewinter" die mundartliche Bezeichnung für Weihnachten. So bedeutet der Name "Middewinterhorn" zum einen, dass es in der Mitte des Winters geblasen wird, zum anderen aber auch "Weihnachtshorn".Heute ist das Mittwinter-Horn-Blasen ein feuchtfröhliches Konzert und Weihnachtsbrauch. Nach jedem Ständchen und der dazugehörenden Stärkung geht es zum nächsten Haus in Ochtrup für das nächste Horn-Blaskonzert.
C – wie Christkind und Christstollen
Das Christkind ist ursprünglich das Kind in der Krippe – und ein Geschenk Gottes. Insofern liegt es nahe, dass es heute die Geschenke bringt. Niemand weiß genau, wie es aussieht. Dargestellt wird es meist sehr schön, weiblich, mit blonden Locken, Flügeln, kurz: Es sieht aus wie ein Engel. In Engelskirchen im Bergischen Land hat "das Christkind" alljährlich einen Auftritt, um die Wunschzettel der Kinder entgegenzunehmen. 130.000 oft schön dekorierte Wunschzettel-Briefe aus aller Welt kommen jedes Jahr dort an. Und alle werden beantwortet.
Im Sauerland war bis in die 1960er-Jahre ein besonderer Brauch lebendig: das schwebende Christkind vor dem Fenster. Größere Kinder zogen zu den Häusern, in denen kleinere Kinder wohnten, und ließen vor den Fenstern eine Christkindpuppe "schweben". In anderen Gegenden zog das Christkind ganz in weiß wie eine Braut gekleidet durch das Dorf. Es hatte auch die Aufgabe, bei den Kindern nachzufragen, ob sie auch brav gewesen sind. Das macht ja sonst der Nikolaus. Doch der war katholisch und missfiel dem großen Reformator Martin Luther. Also half das Christkind aus – in protestantischen Gegenden.
Der Christstollen ist das älteste bekannte Weihnachtsgebäck. Kulturforscher sind sich einig, dass der erste Stollen um 1300 in Sachsen gebacken wurde. Und so wie vor 700 Jahren wird auch heute noch gebacken. Der bekannteste ist der Dresdener Stollen. Der Stollen gehört zu den sogenannten Gebildebroten, das sind Gebäcke, die bestimmte symbolische Formen oder Figuren darstellen. Der Stollen gilt seit Jahrhunderten als das in weiße Tücher gewickelte Christkind.
D – wie Deko-Trends
Viele Menschen lieben die klassische Weihnachtsdekoration in Rot und Grün. Aber seit einiger Zeit kommen auch andere Farben und Formen auf den Markt: Weiß, Türkis, Lila, Braun und sogar Schwarz. Die Engelsgestalten, die man an die Zweige hängt, sind alles andere als klassisch und manchmal sogar witzig. Mittlerweile sind, was den Christbaumschmuck angeht, der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Alles ist erlaubt. Auch Tiergestalten und technische Gegenstände kommen in Glas geblasen an den Baum. Aber auch selbst Gebasteltes steht nach wie vor hoch im Kurs.
E – wie Engel
In der Weihnachtszeit haben Engel Hochkonjunktur. Sie gelten als die Boten Gottes, Verkünder bei den Hirten und Schutzengel der Menschen. Engel bevölkern die Weihnachtsmärkte und treten als ganze Engelorchester auf. Sie haben Flügel und können deswegen auch fliegen. Und sie sind meistens ziemlich schön. In Engelskirchen im Bergischen Land gibt es ein Engelmuseum mit rund 2.000 Ausstellungsstücken. Der größte Engel dort ist fast drei Meter hoch, der kleinste wiegt weniger als ein Gramm, und der schwerste Engel bringt 85 Kilogramm auf die Waage. Zwischen dicken, pausbäckigen Putten und Engel in Rittergestalt ist alles dabei.
F – wie Floristik
Der Weihnachtsstern ist immer noch die Nummer 1 in der Adventsfloristik. Seit einigen Jahren wird er häufig auch mit Glitzer versehen. Hochgezogen wird er in wahren Massen zum Beispiel in Straelen am Niederrhein. Hier gibt es ihn nicht nur klassisch in Rot, sondern auch in Orange. Weihnachtssterne sind empfindlich. Und viele Hobbygärtner stellen fest, dass die Pflanze im nächsten Jahr keine roten Zierblätter mehr bekommt. Profis wenden die Verdunkelungstechnik an: Die bunten Blätter entstehen, wenn die Pflanze zwei Monate lang weniger als zwölf Stunden Licht bekommt. Die roten Blätter sind übrigens nicht die Blüte der Pflanze. Die befindet sich winzig klein und unscheinbar in der Mitte.
Mit Weihnachtssternen lassen sich schöne Dekorationen für die Adventszeit gestalten: WDR-Gartenexperte Rüdiger Ramme nimmt Kakteen und Christrosen dazu, um einen ungewöhnlichen Adventskranz zu pflanzen. Die Idee, einen Kranz aus Olivenzweigen zu binden, kommt von Dekoexpertin Imke Johannson. Sie bindet das Olivengrün zusammen mit Tannenzweigen um einen Drahtring, fügt ein wenig Deko dazu, eine Lichterkette oder auch Halter für echte Kerzen.
Weihnachten von A bis Z
Weitere Informationen zu den Weihnachtsbräuchen und -geschichten im Internet
- Der Adventskranzerfinder: Johann Hinrich Wichern | rauhes
- Weihnachtsdorf Waldbreitbach | wiedtal
- Der Adventskalender – Die Geschichte und Entstehung | adventskalender
- Die Barbara-Sammlung im Deutschen Bergbau-Museum Bochum | bergbaumuseum
- Middewinterhorn - Infos zu dem Weihnachtsinstrument | musiktreff
- Erstes Deutsches Engel-Museum Engelskirchen | engel-museum