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Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Wie gelingt’s? 

Stand: 21.01.2025, 16:44 Von Sophie Brach Gamechanger

Von Sophie Brach

Rund 80 Prozent der deutschen Frauen mit Kindern gehen arbeiten, über die Hälfte davon in Teilzeit. Viele von ihnen wollen aber mehr arbeiten. Dagegen arbeiten die meisten Väter in einem Vollzeitjob, einige hätten aber lieber mehr Zeit zu Hause. Das hat eine Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung 2024 ergeben.

Die Vereinbarkeit von Familie und Karriere ist in Deutschland also nicht geschlechtergerecht. In Island, Slowenien oder Dänemark läuft das zum Beispiel besser. Wir zeigen, was diese Länder anders machen und wo Deutschland steht.

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Elternzeit und Elterngeld erleichtern Auszeit vom Job

Zuerst der Blick auf Deutschland: Bei uns gibt es seit 2007 das Elterngeld — für 14 Monate pro Elternpaar bei maximal 65 Prozent des Gehalts und höchstens 1.800 Euro pro Person. Allerdings liegt die Mindestdauer pro Partner:in bei zwei Monaten, die Maximaldauer bei 12 Monaten. Daher geht die Mehrheit der Väter in Deutschland nicht länger als diese zwei Monate in die Elternzeit — denn sie verdienen oft mehr als ihre Partnerinnen. Die Mütter bleiben dafür deutlich länger zu Hause.

"3 von 4 Väter beziehen Elterngeld nur für die nicht übertragbaren Partnermonate und dies oft gemeinsam mit der Partnerin. Folglich übernehmen Väter selten die alleinige Fürsorge für ihre Kinder während der Elternzeit." Clara Albrecht, Ifo-Institut

Island sei als "Vorreiter im Bereich Geschlechtergerechtigkeit" beim Elterngeld deutlich weiter, sagt Clara Albrecht, die sich am Ifo-Institut mit der Thematik befasst. Dort bekomme jeder Elternteil sechs Monate Elternzeit fest zugeteilt. Außerdem kann das Elterngeld mehr als doppelt so hoch ausfallen wie in Deutschland. Daher nehmen entsprechend viele Väter dieses Angebot an und bleiben länger zu Hause.

Vaterschaftsurlaub statt Gender Care Gap

Zusätzlich zur Elternzeit soll es hier in Deutschland möglicherweise auch bald den Vaterschaftsurlaub geben. Dann dürfen Väter in den zwei Wochen nach der Geburt ihres Kindes bezahlten Urlaub nehmen. Bis jetzt ist aber noch unklar, wann diese Regelung in Deutschland wirklich in Kraft tritt und hängt davon ab, ob und wieweit die Regierung sich hierzu einig wird.

In Slowenien gibt es den Vaterschaftsurlaub schon. Rund um die Geburt des Kindes kann sich der Vater sogar zwei Monate freinehmen. In der Zeit bekommt er bis zu dem Doppelten des slowenischen Durchschnittslohns. Das erleichtert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und schafft bereits größere Anreize für Väter, die Kinderbetreuung für längere Zeit zu übernehmen.

Mit Steuern weg vom traditionellen Rollenbild

Bei uns in Deutschland gibt es immer noch das Ehegattensplitting bei der Einkommenssteuer. Das heißt, Ehepaare werden gemeinsam besteuert. Ihr Einkommen wird zusammengezählt und durch zwei geteilt. Davon wird die Steuer berechnet und verdoppelt. Dadurch sparen Paare Steuern, wenn nur ein:e Partner:in arbeiten geht und die:der andere gar nicht. Oft bleibt dann die Frau zu Hause, weil sie meistens weniger verdient als der Mann.

So ein Splitting gibt es in Dänemark nicht. Dort werden auch Ehepartner:innen einzeln besteuert. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass dadurch der Anreiz für Frauen, nicht zu arbeiten, deutlich geringer sei, weil es keinen steuerlichen Vorteil bringe. All das bedeutet natürlich, dass Paare zusammengerechnet mehr Steuern zahlen müssen. Diese Steuern kann der Staat aber wiederum in die weitere Familienpolitik stecken.

Recht auf Kinderbetreuung vereinfacht das Berufsleben

Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist vor allem für Frauen auch die Kinderbetreuung ein Hindernis. Dafür können natürlich die Kinder nichts, das Problem sei "der Mangel an Betreuungsangeboten sowie die oftmals hohen Kosten, die dafür aufgewendet werden müssen", sagt Clara Albrecht vom Ifo-Institut. Gerade für Kleinkinder fehlen in Deutschland oft die Betreuungsplätze – auch wenn "in den vergangenen Jahren bereits enorme Fortschritte erzielt wurden", findet Albrecht.

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Für diese Problematik gibt es in Dänemark erste Lösungen. Jedes Kind ab 26 Wochen bekommt dort sicher einen Platz in der Ganztagsbetreuung. Dafür sorgen die Kommunen. Durch diese Garantie sind fast drei Viertel aller dänischen Kinder unter drei Jahren in einer Betreuung. Für Eltern ist es so einfacher, Familie und Beruf zu vereinbaren. Außerdem übernimmt die Kommune mindestens 75 Prozent der Betreuungskosten.

Karriere und Kinder durch familienfreundliche Arbeitszeit

Damit beide Eltern ihren Job weiter ausüben können, aber mehr Zeit für ihr Kind haben, gibt es in Slowenien ein Recht auf Teilzeit. Das gilt bis zum dritten Lebensjahr des Kindes.

In Frankreich können Eltern bis zu 120 Tage im Jahr bezahlte Krankentage nehmen, um ihre kranken Kinder betreuen zu können. So muss kein Elternteil dauerhaft zu Hause bleiben, um im Krankheitsfall da sein zu können. Hier in Deutschland können Eltern pro Kind immerhin für insgesamt 30 Arbeitstage im Jahr Kinderkrankengeld beantragen. Hat man mehrere Kinder, liegt die Grenze bei insgesamt 70 Tagen. Die Regelung zum Kinderkrankengeld gilt voraussichtlich aber nur noch bis Ende 2025.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Ländervergleich: Da geht noch mehr!

Faire Elternzeiten, flexible Arbeitsmodelle und verlässliche Kinderbetreuung erleichtern es in anderen Ländern, Karriere und Kinder zu verbinden. Die inspirierenden Beispiele aus Dänemark, Island, Frankreich und Slowenien zeigen: In Deutschland gibt es trotz einiger Fortschritte bei der Geschlechtergerechtigkeit in Familie und Beruf noch viel Luft nach oben.

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Mehr Inspiration:

Mehr zum Thema:

FAQ zu Kinderkrankentagen und Kinderkrankengeld (bundesgesundheitsministerium.de)

Mutterschutz & Elternzeit (tagesschau.de)

Elterngeld (tagesschau.de)

Ehegattensplitting (diw.de)

Bach, Stefan et al.: Reform des Ehegattensplittings: Nur eine reine Individualbesteuerung erhöht die Erwerbsanreize deutlich (DIW, 2011) 

Familienpolitik im europäischen Vergleich (bpb.de) 

Geis-Thöne, Wido: Stand und Entwicklungen bei den familienpolitischen Zielen im europäischen Vergleich (iW, 2021) 

Betreuungsquoten im internationalen Vergleich (ec.europa.eu) 

Slowenien – Elternschutz (ec.europa.eu) 

Dänemark – Kinderbetreuung (ec.europa.eu) 

Kommentare zum Thema

  • mulOMpUR 23.12.2023, 00:56 Uhr

    Dieser Kommentar wurde gesperrt, weil er gegen unsere Netiquette verstößt. (die Redaktion)

  • Leo 27.08.2023, 13:15 Uhr

    Woher genau findet man die Statistik zur Erwerbsqoute zur Frauen mit Kindern? Brauche sie für eine Hausarbeit und kann sie bei Eurostat nicht finden.

    • kugelzwei 28.08.2023, 20:55 Uhr

      Hi Leo, alternativ sind die Daten auch bei OECD in der Family Database zu finden. Viele Grüße vom kugelzwei Team und viel Erfolg bei der Hausarbeit!

  • Katharina 17.08.2023, 14:43 Uhr

    Bei uns im Ort gehen viele Mütter schnell wieder arbeiten, da man sich sonst als Familie kaum etwas leisten kann. Ich habe 3 Kinder und habe immer nur ein Jahr Elternzeit beantragt. Das Geld war einfach zu gering, um alles stemmen zu können. Väterzeit haben wir nicht in Anspruch genommen. Es war alles stressig. Erst die Tagesmutter und dann der Kindergarten. Hoffentlich bekomme ich einen Platz, hoffentlich wird niemand krank. Leider musste ich den hohen Betrag, den mein Mann an Unterhalt für 2 weitere Kinder bezahlen musste mit ausgleichen. Wir beide haben so viel gearbeitet und die gute Dame war nicht berufstätig. Sie hatte bewusst nicht geheiratet, um kein Geld zu verlieren. Ich hätte gerne mehr Zeit für meine Kinder gehabt, aber es nicht gekonnt. Viele Mütter hätten gerne mehr Zeit anstatt mehr Arbeitsstunden. Der Haushalt ist schließlich auch noch da. Der Stress muss einfach weniger werden.

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