Was tanzt man bei Tante Ella?
Die Zusammenstellung der großen Hits des Jahres 1968 erweist sich diesmal als überraschend bunt und abwechslungsreich. Nie zuvor hat eine Amiga-Express-Ausgabe so viele Duos und Gesangsformationen präsentiert. Zwar sind wieder keine Westschlager dabei, aber ein Modetanz aus Frankreich überwand die Grenzen und fand begeisterte Anhänger in der DDR: La Bostella. Gleich zum Auftakt stellt hier der Gerd-Michaelis-Chor mit "Blau ist die Nacht" einen La-Bostella-Schlager vor. Ein weiterer wird vom Duo "Britt & Bert" – gemeint sind Britt Kersten & Bert Hendrix – gesungen und trägt den Titel "La Bostella bei Tante Ella". Als neues Gesangsduo präsentieren sich Dagmar Frederic & Siegfried Uhlenbrock. Die beiden haben ihren großen Erfolgsschlager "Du hast gelacht" im Gepäck, den Uhlenbrock selbst geschrieben hat. Klaus Sommer & Kathrin Andree, die bereits als "Daisy & Ten" miteinander sangen, sind ebenfalls mit einer Duettaufnahme vertreten, diesmal als "Kathrin & Horst" denn englisch klingende Pseudonyme waren nicht mehr erwünscht. Als viertes Duo dieser Kopplung geben sich "Horst & Benno" die Ehre. Während Horst Krüger und Benno Penssler im Jahr zuvor noch den Minirock besangen, parodieren sie hier volkstümliche Weisen: "Der alte Fischer".
"Die ganze Stadt macht sich schön"
Die Sängerin Monika Hauff hingegen, die vor allem als Teil des Duos Hauff/Henkler populär werden sollte, geht hier mit "Die ganze Stadt macht sich schön" noch als Solistin an den Start. Ihre Sangeskollegin Rosemarie Ambé gewann mit der fröhlichen Mitklatschnummer "Es fängt ja alles erst an" den DDR-Schlagerwettbewerb 1968 und konnte sich damit auch ein Ticket für den "Amiga-Express" sichern. Das Lied wurde auch für den bundesdeutschen Markt aufgenommen. Erstmals als Solistin mit dabei ist Gerti Möller, die als Mitglied des "Michaelis-Chores" schon auf der Vorgänger-LP zu hören war. Ein weiterer Neuling ist Thomas Lück, der für den jetzigen Nachnamen der TV-Moderatorin Petra Kusch-Lück verantwortlich ist. Mit "Thomas Natschinski und seiner Gruppe" und der Dresdener "Theo-Schumann-Combo" sind außerdem zwei interessante Gesangsformationen vertreten. Allseits bekannte Erfolgsgaranten wie Bärbel Wachholz, Frank Schöbel, Chris Doerk und Andreas Holm sorgen mit ihren 68er Hits dafür, dass der "Amiga Express" eine abwechslungsreiche Mischung anbieten kann. Das Lied mit Bärbel Wachholz wurde übrigens auch in der Bundesrepublik veröffentlicht, fand allerdings kaum Beachtung.
Flughafen statt Bahnhof
Neue Wege beschritt man auch bei der Covergestaltung. Statt des üblichen Bahnhofmotivs dient diesmal ein Flughafen als Hintergrund. Vor einer Interflug-Gangway posieren fünf junge Damen in bunten Hosenanzügen. Auf der Rückseite werden wie immer Titel, Interpreten, Autoren und Orchester aufgelistet, diesmal eingerahmt und unterteilt von großen Amiga-Express-Schriftzügen in leuchtend roter Farbe. Das Schlagergeschehen der DDR im Jahre 1968 ist geprägt von einer neuen Vielfalt. Mit Siegfried Uhlenbrock, Theo Schumann und Thomas Natschinski (dem Sohn von Gerd Natschinski), können sich vermehrt Interpreten durchsetzen, die ihre eigenen Lieder schreiben und frischen Wind in die ostdeutsche Popmusik bringen.
Die Langspielplatte "Amiga-Express 1968" dokumentiert somit ein weiteres interessantes Kapitel der DDR-Schlagergeschichte - Thema am Sonntag (08.12.2013) in der Schallplattenbar von WDR4.
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Blau ist die Nacht Michaelis-Chor | Es fängt ja alles erst an Rosemarie Ambé |
Verzeih den Kuß Frank Schöbel | Es war das Lächeln von Dir Theo-Schumann-Combo |
So war es, und so wird es immer sein Bärbel Wachholz | ...und es fiel Regen Gerti Möller |
Wir passen gut zusammen Kathrin und Klaus | La Bostella bei Tante Ella Britt und Bert |
Männer, die noch keine sind Chris Doerk | Süß war der Apfel Andreas Holm |
Du hast gelacht Dagmar Frederic und Siegfried Uhlenbrock | Die ganze Stadt macht sich schön Monika Hauff |
Schön wird der Sonntag sein Thomas Lück | Als Du von mir gingst Thomas Natschinski und seine Gruppe |
Der alte Fischer Horst und Benno | Ein Jahr ist ein Hauch Ingo Graf |