Friedlicher Wettstreit
Das "Internationale Schlagerfestival der Ostseeländer" wurde erstmals 1962 veranstaltet - als Teil des Kulturprogramms der Ostseewoche. Diese internationale Festwoche fand in der DDR seit 1958 alljährlich in der Hansestadt Rostock statt und war so etwas wie das ostdeutsche Gegenstück zur "Kieler Woche" der BRD. In Anlehnung an die Ostseewoche zeigt die Plattenhülle der LP ein passendes Motiv dazu: blauer Himmel, blaues Meer und weiße Segel im Wind. Auf der Rückseite gibt es neben den üblichen Titelangaben ausführliche Informationen zu diesem besonderen Schlagerfestival. Hier ein kurzer Auszug: "Es war die Idee der Konzert- und Gastspieldirektion Rostock, die Schlagersänger der an der Ostseewoche beteiligten Länder einzuladen, um im friedlichen Wettstreit die Besten zu ermitteln und die Gäste der Ostseewoche mit dem Tanzmusikschaffen der Ostseeanliegerstaaten bekannt zu machen."
1963: Internationale Jury
Die Preisträger des ersten Festivals 1962 waren zwei populäre DDR-Interpreten, nämlich Bärbel Wachholz und Fred Frohberg. Kein Wunder, denn die Sieger wurden damals per Publikumsabstimmung ermittelt, und natürlich fanden die deutsch gesungenen Titel bei den Rostockern den meisten Anklang. Weil man nun aber dem Festival größere internationale Aufmerksamkeit verleihen wollte, wurde 1963 eine Jury aus Vertretern aller teilnehmenden Ostseestaaten gebildet. Die Jahre 1963 und 1964 waren von Schlagern geprägt, die nicht extra für dieses Festival geschrieben wurden. Das erklärt die Tatsache, dass auf der vorliegenden LP mit "Sangen om dig" ein Grand Prix-Titel, mit "Frag nicht" eine Ballade vom DDR-Schlagerwettbewerb und mit "Giovane" gar eine Nummer vom italienischen San-Remo-Festival vertreten ist. Später ging man dazu über, eigens für das Festival komponierte Schlager vorzustellen. So ging 1966 die junge Nachwuchskünstlerin Regina Thoss mit dem Lied "Die erste Nacht am Meer" an den Start. Sie landete damit auf dem ersten Platz und verhalf der DDR zu einem weiteren Sieg bei diesem Festival.
Skandinavische Songs nur instrumental
Wie anfangs erwähnt: eine LP mit den Siegertiteln zu veröffentlichen, war eine gute Idee. Es sind auch alle Siegertitel von 1962 bis 1966 auf dieser LP enthalten. Die Schlager von Bärbel Wachholz und Fred Frohberg wurden sogar für diese LP neu produziert. Aber: Die Songs der skandinavischen Teilnehmer werden nur in einer Instrumentalfassung präsentiert. So ist "Menn er menn", der Siegertitel von 1965, auf dieser Platte nicht mit Wencke Myhre (Norwegen) zu hören. Auch auf Jane Swärd (Schweden) oder Otto Brandenburg (Dänemark) musste der Plattenkäufer verzichten. Und die Stimme von Michael Heymann, zwischen Sieg in Rostock und LP-Veröffentlichung in den Westen geflohen, fehlt hier.
Dass das nicht so sein muss, bewies die Schallplattenbar von WDR4.
Es wurden nicht nur alle Aufnahmen der LP gespielt, es wurden auch die Fassungen gespielt, die dem LP-Käufer vorenthalten wurden! Also doch Wencke Myhre, also doch Michael Heymann, also doch Jane Swärd.
Es geht doch; und zwar in der Schallplattenbar von WDR4 am Sonntag (22.07.2007)!
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Am Kai wartest du Fred Frohberg | Das kann ich niemals vergessen Bärbel Wachholz |
Frag nicht Toni Stepanek, Trompete | Men are Men Orch. Horst Geipel |
Sei doch bloß mal so wie du wirklich bist Anita Hirvonen | Olla-la Mandolina Tadeusz Wozniakowski |
Giovane Tadeusz Wozniakowski | Sangen om dig Orch. Horst Geipel |
Jeg savner dig Orch. Horst Geipel | Leg mir keine Edelsteine in den Weg Anita Hirvonen |
Die erste Nacht am Meer Regina Thoss | Zum Tanzen gehören 4 Beine Orch. Horst Geipel |