Mal sind es hasserfüllte Kommentare, mal werden ungefragt pornographische Fotos verschickt und mal werden Minderjährige gezielt angesprochen, um sexuelle Kontakte anzubahnen: Im Internet gibt es verschiedene Formen von digitaler und sexualisierter Gewalt.
Erst vor ein paar Tagen hat die Landesanstalt für Medien NRW eine neue Studie veröffentlicht, laut der fast ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen im Netz schon einmal von Erwachsenen zu einer Verabredung aufgefordert wurden – sogenanntes Cybergrooming. Selbst bei den Acht- und Neunjährigen seien es 20 Prozent. Tendenz steigend. Auch wenn es darum gehe, für eine Gegenleistung ein Nacktfoto von sich selbst zu schicken oder Nacktfotos zugeschickt zu bekommen, nähmen die Zahlen zu. Die Medienanstalt spricht von einer "besorgniserregenden" Entwicklung und fordert mehr Aufklärung und Hilfe.
Konzept gegen Hass im Netz gefordert
Genau das verlangt auch ein Antrag der SPD-Fraktion für die Landtagssitzung in dieser Woche, der am Dienstag in Düsseldorf vorgestellt wurde. "No-Go-Area Internet? Sexualisierte Gewalt und Sexismus im Internet bekämpfen!" heißt es darin. Zwar passiere schon "viel" in NRW, "aber das reicht nicht aus", sagte die medienpolitische Sprecherin Ina Blumenthal. Es brauche eine "gesamtübergreifende Strategie" des Landes.
Dazu zählt nach Ansicht der SPD eine zentrale Beratungsstelle für Opfer von digitaler Gewalt. Zwar gebe es schon vereinzelte Anlaufstellen für Betroffene. Viele wüssten aber nicht, wohin sie sich mit ihren Problemen wenden könnten. Eine zentrale Stelle könne eine klare Adresse für niedrigschwellige Hilfe sein und regionale Akteure besser vernetzen.
Aufklärung und Fortbildung
Darüber hinaus fordert die SPD ein einheitliches Konzept des Landes über die verschiedenen Ressorts der Ministerin hinweg. In den Schulen müsse vermehrt aufgeklärt und die Eltern stärker einbezogen werden. Polizisten und Polizistinnen sollten entsprechende Fortbildungen bekommen und auch bei Staatsanwaltschaften und den Gerichten eine Sensibilisierung zu dem Thema stattfinden.
Nötig sei all das, weil Hasskommentare im Netz am Ende auch die Debattenkultur bedrohten, sagte Blumenthal. Die Gefahr sei, dass sich Betroffene nicht mehr öffentlich äußern. Gerade Mädchen und Frauen sowie Menschen der sogenannten LGBTIQ-Community – also zum Beispiel Schwule, Lesben und Transpersonen – seien besonders betroffen.
Wie die regierende Koalition von CDU und Grünen zu dem SPD-Antrag steht und was sie von den Forderungen hält, wird sich am Donnerstag im NRW-Landtag zeigen. Dann steht das Thema auf der Tagesordnung des Plenums.
Über dieses Thema berichten wir im WDR-Hörfunk am 22.11.2022 ab 17.04 Uhr im Westblick auf WDR 5.