Kontrollaktion bei Friseuren und Barbershops: Fast alle fallen durch

Stand: 17.10.2024, 14:15 Uhr

Einsatzkräfte haben mehr als 400 Betriebe kontrolliert. Fast alle hatten kleinere Mängel, es gab aber auch grobe Verstöße.

Bei einer Kontrollaktion des Landes sind fast alle überprüften Friseure und Barbiere durchgefallen. In mehr als 90 Prozent der Betriebe wurden Mängel aufgedeckt. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sprach von erschreckenden Ergebnissen.

Mehr als tausend Einsatzkräfte im Einsatz

Bereits Ende September kontrollierten knapp 1.000 Einsatzkräfte mehr als 400 Friseursalons und Barbershops, wie die Staatskanzlei am Donnerstag mitteilte. Die Beanstandungen betrafen sowohl Betriebe mit Meisterbrief als auch solche ohne Meisterbrief.

Die Kontrolleure achteten zum Beispiel darauf, ob Arbeitsschutz und Hygiene-Vorschriften eingehalten wurden und auf das Zahlen von Sozialabgaben. Die Mehrheit der Betreiber konnte die vorgeschriebene so genannte Gefährdungsbeurteilung nicht vorlegen. Die ist für die Betriebe Pflicht und listet potenzielle Gefahren auf, die von der Arbeitsstätte als Ganzes, aber auch von jedem einzelnen Arbeitsplatz ausgehen.

Lager heftig von Schimmel befallen

Es gab aber auch größere Mängel, darunter falsch gelagerte Gefahrenstoffe, Verdacht auf Schwarzarbeit oder Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht. In einem Fall mussten die Einsatzkräfte sofort das Betreten eines Lagers verbieten, weil der Raum stark von Schimmel befallen war. Vier Betriebe wurden sofort geschlossen, es gab acht Strafanzeigen.

"Es darf nicht sein, dass in so vielen Betrieben Mängel herrschen. Alle Beschäftigten haben gute Arbeitsbedingungen verdient", sagte NRW-Gesundheitsminister Laumann. "Die erschreckenden Ergebnisse der gemeinsamen Kontrollen zeigen, dass es wichtig und richtig ist, dass wir bei den Aktionstagen jährlich gemeinsam und ganzheitlich Branchen unter die Lupe nehmen. Mit guten Arbeitsbedingungen in Betrieben, die die Hygieneanforderungen erfüllen, tragen wir auch dazu bei, Fachkräfte in den Betrieben zu halten oder für diese zu gewinnen", ergänzte er.

FDP sieht Fehler im System

Für die FDP-Landtagsfraktion kritisierte deren wirtschaftspolitischer Sprecher Dietmar Brockes: "Endlich reagiert die Landesregierung auf die Missstände in der Friseurbranche. Die jüngsten Kontrollen zeigen erschreckend deutlich, dass hier viel zu lange weggeschaut wurde". Er sieht ein systemisches Problem: "Friseurinnen und Friseure absolvieren eine fundierte, mehrjährige Ausbildung und müssen strenge gesetzliche Vorgaben einhalten. Barbershops, die eigentlich nur Rasuren anbieten dürfen, betreiben häufig weit mehr Dienstleistungen, ohne die dafür notwendigen Qualifikationen oder die Anwesenheit eines ausgebildeten Friseurs. Das verschafft diesen Ketten einen unlauteren Wettbewerbsvorteil. Hier ist dringender Handlungsbedarf", so Brockes.

Schwerpunkt-Kontrollen seit 2008

Bei den landesweiten Schwerpunkt-Kontrollen unter der Leitung von Arbeitsministerium, Wirtschaftsministerium und Generalzolldirektion waren die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Zolls, der Arbeitsschutz, Bedienstete der Kommunen sowie Polizei, Ausländerbehörden und in Einzelfällen auch Gesundheitsbehörden beteiligt.

Land und Kommunen machen seit 2018 jedes Jahr gemeinsame Aktionstage zur Bekämpfung von Schwarzarbeit in wechselnden Branchen. Zuletzt waren Hotels, Fleischbetriebe oder Wachdienste dran.

Unsere Quellen:

  • Pressemitteilung Staatskanzlei
  • Pressemitteilung FDP-Fraktion

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