Handyverbot an Schulen: NRW macht Vorgaben Aktuelle Stunde 25.03.2025 24:21 Min. UT Verfügbar bis 25.03.2027 WDR Von Bernd Neuhaus

NRW will Regeln für Handynutzung an Schulen

Stand: 25.03.2025, 17:31 Uhr

Nach dem angekündigten Handy-Verbot an Schulen in Hessen hat nun auch NRW reagiert. Hier sollen Handys an Grundschulen nicht erlaubt werden.

Von Rainer Striewski

Der Vorstoß sorgte bereits in der letzten Woche für reichlich Diskussion: In Hessen soll die private Handynutzung an Schulen ab dem kommenden Schuljahr flächendeckend verboten werden.

In NRW gibt es bislang keine landesweite Regelung. Die Entscheidung, was erlaubt ist oder nicht, liegt hier bei den einzelnen Schulen. Und die sollen sich jetzt bis zum Herbst 2025 eigene "altersgerechte Regeln für die private Handynutzung geben" und diese verbindlich in die Schulordnung aufnehmen. Das teilte das Schulministerium am Dienstag mit.

"Viele Schulen haben sich bereits Regeln gegeben. Darauf können wir gut aufbauen. Denn eines ist klar: Ein zu hoher Medienkonsum beeinträchtigt die Konzentration im Unterricht und das soziale Miteinander in den Pausen", erklärte NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU).

Keine Handys an Grundschulen

Für Grundschulen sollten wegen des Alters der Schülerinnen und Schüler "restriktive Regeln zum Handygebrauch festgelegt werden", so das Schulministerium. Den weiterführenden Schulen rät das Ministerium zu einer differenzierten Regelung: Je nach Alter und Ort könnten Handys dann erlaubt oder verboten sein. Auch da sollen die Schulen die Details selbst regeln.

"Wir haben insgesamt kein Verbot ausgesprochen, weil wir es für sehr wichtig halten, auch in Rücksprache mit Wissenschaftlern, einen kooperativen Weg an den Schulen zu gehen", betonte Feller gegenüber dem WDR.

Ministerium liefert Muster-Handyordnung für Schulen

In einer Muster-Handyordnung des Ministeriums für die Schulen wird formuliert, dass die private Nutzung von Handys und Smartwatches auf dem Schulgebäude untersagt wird. Es könne aber Handyzonen auf dem Schulhof geben, in denen die Geräte erlaubt sind.

"Während des Unterrichts müssen digitale Geräte ausgeschaltet oder im Flugmodus sein" steht weiter in der exemplarischen Handyordnung, die so von den Schulkonferenzen beschlossen werden kann. Ton-, Bild- und Videoaufnahmen sollen ohne ausdrückliche Erlaubnis untersagt sein.

Lehrergewerkschaft warnt vor hohem Aufwand

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) NRW begrüßt, dass das Schulministerium auf die Eigenverantwortung der Schulen setzt. "Allerdings halten wir es in Zeiten des massiven Personalmangels für nicht zielführend, Schulen mit unnötigem Zeitdruck zu belasten", betonte Stefan Behlau, Vorsitzender des VBE NRW. Von einem generellen Handyverbot hält der Verband nichts. Das wäre mit Blick auf die oftmals unzureichende technische Ausstattung "ein Schritt in die falsche Richtung", so Behlau weiter. Allerdings müsse der verantwortungsvolle Umgang mit digitalen Medien nachhaltig gefördert werden, so eine Forderung des Verbandes.

NRW-Schulministerin fordert Handy-Regeln an Schulen WDR 5 Westblick - aktuell 25.03.2025 05:36 Min. Verfügbar bis 25.03.2026 WDR 5

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Auch FDP gegen Handyverbote an Schulen

Dem schloss sich die FDP-Opposition im Düsseldorfer Landtag an: "Wer den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien fordert, muss ihn auch konsequent fördern", betonte Franziska Müller-Rech, schulpolitische Sprecherin der Fraktion. Auch sie sprach sich gegen generelle Handyverbote aus: "Wenn Schülerinnen und Schüler sich kritisch mit ihrer Smartphone-Nutzung auseinandersetzen und Medienkompetenz erwerben sollen, brauchen sie keine Verbote - sie brauchen digitale Bildung, die ihnen hilft, Social Media und digitale Kommunikation sicher, reflektiert und verantwortungsvoll zu nutzen.“

SPD spricht von "Offenbarungseid" der Schulministerin

Drastischere Kritik übt dagegen die SPD. Die schulpolitische Sprecherin der Oppositionsfraktion Dilek Engin hätte sich gewünscht, dass die Schulministerin "einen einheitlichen Rahmen mit Regelungen zur Handynutzung während der Schulzeit" erlassen hätte. So schiebe Ministerin Feller die Verantwortung an die Schulleitungen weiter, das sorge "für einen weiteren Flickenteppich in der nordrhein-westfälischen Bildungspolitik.“ Das sei, so Engin weiter, "ein landespolitischer Offenbarungseid par excellence."

SPD-Fraktionschef Jochen Ott kritisierte im Gespräch mit dem WDR, Schulministerin Feller sei "nicht mutig genug eigene Entscheidungen zu treffen". Stattdessen spiele sie den Ball an die Schulen in NRW zurück. "Ich finde das sehr unangenehm, weil die Schulen, die sowieso so viel zu tun haben, jetzt auch noch diese Prozesse starten müssen."

Weiterere Regelungen nicht ausgeschlossen

Und wie geht es weiter? Schulministerin Feller schließt im Gespräch mit dem WDR weitere Regeln nicht aus. Sie will nun erst einmal anschauen, wie die Maßnahmen an den Schulen umgesetzt werden - kündigt aber bereits an. "Wenn es dann noch Nachsteuerungsbedarf gibt, dann werden wir auch weitere Regularien überlegen."

Über das Thema berichten wir am Dienstag (25.03.) unter anderem im WDR-Hörfunk in der WDR 5-Sendung Westblick ab 17:04 Uhr.

Quellen:

  • Interview mit Schulministerin Dorothee Feller
  • Schulministerium NRW
  • Mitteilung des VBE NRW
  • Mitteilung der FDP-Fraktion
  • Interview mit SPD-Fraktionschef Jochen Ott