Die Wetterkarte zeigt es recht deutlich: An vielen Orten in NRW wird am Dienstag die 40-Grad-Marke erreicht, besonders aber in den großen Städten. Während in Gummersbach "nur" 37 Grad erwartet werden, sind's in den Innenstädten von Köln oder Leverkusen 40 Grad. Auch in Duisburg oder Düsseldorf wird es so heiß werden.
Viel Beton = im Sommer heiß
Die Gründe liegen auf der Hand - oder eher: dem Beton. Dicht bebaute Innenstädte heizen sich deutlich stärker auf als das Umland mit mehr Freiraum, Bäumen und Wasser. Denn versiegelte Böden absorbieren Sonneneinstrahlung, außerdem kann durch die geringere Vegetation weniger Wasser verdunsten.
Viel Wasser bedeutet aber auch nicht zwangsläufig angenehme Temperaturen. Tobias Kemper vom Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz (Lanuv) NRW hat sich die Hitzeregionen auf einer Karte angesehen. "Wo am meisten versiegelt ist, haben wir auch nachts die höchsten Temperaturen", erklärt Kemper am Beispiel der Stadt Neuss. Aber auch viele Wasserflächen würden sich derzeit tagsüber sehr aufheizen. Für die Nächte bedeutet das: "Wenn wir uns die Karte für Neuss anschauen, geht von Rhein kein großer Effekt aus." Der Fluss kühlt also die Stadt nachts nicht signifikant.
Dramatische Folgen der Hitze
Die Hitze hat teilweise dramatische Folgen: In den Jahren 2018 bis 2020 sind in Deutschland insgesamt fast 20.000 Menschen an den Folgen von Hitze gestorben. Viele Städte müssen also handeln, wollen sie die Hitze in der Stadt verringern und so ihre Bewohnerinnen und Bewohner schützen. In NRW gibt es dazu bereits verschiedene Konzepte.
"Klimawandel ist vor unserer Haustür angekommen"
Vor einem Jahr wurde in NRW das Klimaanpassungsgesetz beschlossen. Es verpflichtet alle Träger öffentlicher Aufgaben, Klimafolgen bei allen Planungen und Entscheidungen zu berücksichtigen. Außerdem soll eine "15-Punkte-Offensive" Kommunen, Unternehmen und Bürger bei der Umsetzung unterstützen. Denn: "Die zurückliegenden Jahre haben es deutlich gezeigt: Der Klimawandel ist Realität und vor unserer Haustür angekommen", erklärte die damalige Umweltministern Ursula Heinen-Esser (CDU). "Mit fortschreitenden Klimaänderungen drohen große ökologische und ökonomische Schäden und nicht zuletzt Gefahren für Leib und Leben." Ein Beispiel für so eine Gefahr, gerade für ältere Menschen: Der Klimawandel könne zu längeren Hitzephasen führen, warnt beispielsweise der Klimaforscher Mojib Latif.
Neuss setzt auf einen Klimabeirat
Was unternehmen die Städte in NRW konkret? In Neuss gibt es beispielsweise mittlerweile einen Klimabeirat. Die Mitglieder beraten die Neusser Bürgerschaft und die Stadtverwaltung zu Projekten des Klimaschutzes und der Klimaanpassung. Aktuell steht die Fortschreibung des Klimaanpassungskonzeptes aus dem Jahr 2016 auf dem Programm.
Neuss setzt beim Kampf gegen die Hitze vor allen Dingen auf den Ausbau der Grünflächen. "Durch die Verdunstung der Bäume und die Grünanlagen wird es kühler", erklärt Umweltdezernenten Matthias Welpmann. Bereits seit Jahren hat die Stadt deshalb ein Förderprogramm für Dach- und Fassadenbegrünung aufgelegt. "Das läuft sehr gut", so Welpmann.
Essen will (noch) grüner werden
Auch in Essen wachsen Stauden und Gräser mittlerweile nicht nur am Boden, sondern auch auf Dächern und sogar an Hausfassaden, etwa an einigen Mehrfamilienhäusern an der B224. Sie sollen dort - nicht nur gegen Feinstaub - für bessere Luft und ein besseres Klima sorgen. Zudem setzt die Stadt auf die Initiative von Bürgern etwa als Baumpaten. Das Ziel: Die nach eigenen Angaben drittgrünste Stadt Deutschlands soll noch grüner werden. Die Klimaneutralität soll dabei bereits im Zeitraum 2030 bis 2040 erreicht werden - und nicht erst, wie ursprünglich geplant, im Jahr 2050.
Sprühnebel gegen akute Hitze
In Köln beschäftigt sich unter anderem eine Arbeitsgruppe mit Ideen, wie die Stadt kühler werden kann. Herausgekommen ist beispielsweise eine Nebeldusche in der Innenstadt - ein großer, gelber und vor allem löchriger Schlauch, der kühlenden Nebel versprüht. Wenn die ersten Tests erfolgreich verliefen, könne es künftig hunderte von Nebelduschen in Köln geben, erklärt Simone Winkelhog von der Stadtverwaltung.
Bund fördert Klimaprojekte der Städte
Der Bund unterstützt die Städte beim Kampf gegen die Hitze: Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) kündigte am Dienstag 790 Millionen Euro an, mit denen neben der sozialen Entwicklung der Städte gezielt auch ihre Klimaresilienz gefördert werden sollen. "Wenn Quartiere saniert oder neu errichtet werden, gehören Frischluftschneisen, Parks und Flüsse dazu", so Geywitz.
Schon 2017 hatte das Bundesumweltministerium eine Richtlinie veröffentlicht, die Ländern und Kommunen dabei helfen sollte, Hitzeaktionspläne zu erstellen.