Kommentar. Ein Verkehrsverbund ist genug

Stand: 06.09.2023, 14:57 Uhr

Der Verkehrsausschuss des Landtags hat sich mit den drängenden Problemen des ÖPNV und dem Haushalt für das Ressort beschäftigt. Das dringenste Thema wird jedoch nicht angegangen.

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Wie geht es weiter mit dem Deutschlandticket? Bleibt es bei 49 Euro? Was wird aus dem Studierenden-Ticket? Wer finanziert Verluste der kommunalen Verkehrsbetriebe?

Überall knirscht und knarzt es - und die Antwort ist immer: Man braucht mehr Geld. Für neue Busse und Bahnen, für einen besseren Takt und für neue Fahrer und Fahrerinnen. Auch immer wieder mit dabei: Die Finanzen der Verwaltung der vier Verkehrsverbünde.

Die Verbünde müssen die Preisstruktur spiegeln

Doch am letzten Punkt wird die politische Debatte schwierig. Da kann man nämlich den Eindruck bekommen, der Erhalt komplizierter Verwaltungsstrukturen habe eine gewisse Priorität. 

Das wäre aber ein Fehler. Seit es das Deutschlandticket gibt, dürfte doch den letzten Menschen in Bus und Bahn klar sein: Die Zeiten komplizierter Tarifstrukturen und gleich vier Verkehrsverbünden sind vorbei.

Es gibt ein Ticket für Vielfahrer, das jede Tarifgrenze sprengt. War eine Fahrt von Duisburg im  VRR nach Aachen im AVV noch eine Wissenschaft für sich - auch weil man durch das Gebiet des Kölner VRS musste - lacht man heute über solche Geschichten. Außerdem gibt es zusätzlich das Eezy-NRW-Ticket, das bei 49 Euro gedeckelt ist und ab dann zum NRW-Fahrschein für den laufenden Monat wird. 

Die Revolution sucht man vergebens

Diese einfache Preisstruktur braucht eine zeitgemäße Verwaltung, die kommunalen Betriebe brauchen einen einzigen Ansprechpartner und die Menschen eine klar verständliche Struktur. Vier Verkehrsverbünde sind dabei drei zu viel.

Das zu ändern ist ein dickes Brett, weil daran auch berufliche Karrieren hängen. Ein Verband braucht eben keine vier Vorstände, sondern halt nur einen. Die Zusammenlegung von VRR, AVV, VRS und WestfalenTarif würde eine Menge Ressourcen freisetzen.

Das Umzusetzen erfordert jedoch politischen Mut: Das fängt beim Verkehrsminister an, geht über die Abgeordneten aller Landtagsfraktionen bis hin zu den Städten und Gemeinden. Leider ist von diesem Mut wenig zu sehen. Auch hier reicht der Blick auf die Tagesordnung eines handelsüblichen Verkehrsausschusses: Eine Revolution in der ÖPNV-Verwaltung sucht man vergebens.

Diesen Kommentar sendet der WDR 5 Westblick am 06.09.2023.