Für die 337 allgemeinen Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen zeichnen sich große und sehr grundlegende Veränderungen ab - und damit auch für Patienten und Angehörige. Das Konzept für diese Veränderungen, die auf Konzentration und Spezialisierung für bestimmte Behandlungen abzielen, stammt noch aus der Feder der schwarz-gelben Landesregierung.
Die neue schwarz-grüne Koalition will das Vorhaben nun in die Tat umsetzen. Es sei, so Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) einer der Schwerpunkte für die kommenden Jahre.
Kern der Reform wird es sein, den Teils "ruinösen Wettbewerb" benachbarter Kliniken zu unterbinden, die mit einem ähnlichen Spektrum z.B. an Operationen um Patienten und Personal konkurrieren. "Ich möchte, dass der Wahnsinn aufhört, eine Krankenhaus-Struktur durch Wettbewerb zu ordnen", sagte Laumann am Mittwoch in Düsseldorf. Gleichzeitig soll überall im Land eine hochwertige medizinische Versorgung sichergestellt sein.
Fallzahlen statt Betten
Als künftige Grundlage der Krankenhausplanung soll nicht mehr die Anzahl von vorgehaltenen Betten dienen, sondern eine hochgerechnete Fallzahl medizinischer Leistungen, etwa Hüft- oder Knie-Operationen oder die Behandlung von Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Daran soll sich die künftige Kapazität orientieren.
Die internistische und chirurgische Grundversorgung, also beispielsweise bei einem Herzinfarkt, soll für jeden Bürger auf jeden Fall innerhalb von 20 Autominuten erreichbar sein, verspricht der Gesundheitsminister. Auch Intensivmedizin soll flächendeckend verfügbar sein. Für speziellere Behandlungen, etwa das Einsetzen von Knie- und Hüftprothesen oder komplizierte Herz- und Krebsoperationen, müssten längere Wege in Kauf genommen werden. Dafür sei aber die Qualität der Behandlung gesichert.
Verhandlungen vor Ort
Wie nun die neuen Behandlungszentren verteilt werden, müssen ab dem 17. November die Krankenhäuser mit den Krankenkassen aushandeln. Dazu wurde NRW in 16 Regionen unterteilt, für die es konkrete Verabredungen darüber geben soll, welche Behandlungen die einzelnen Kliniken künftig noch anbieten dürfen - und welche nicht.
Diese Verhandlungen sind auf sechs Monate befristet. Danach prüfen zuerst die Bezirksregierungen die regionalen Planungen und dann das Ministerium. In Streitfällen, wenn also Krankenhäuser und Kassen sich nicht einigen können, behält sich der Minister die letzte Entscheidung vor.
Warnung vor Klinkschließungen
Die SPD in NRW kritisierte, Laumanns Pläne seien ein "Leitfaden für Klinikschließungen", so Lisa-Kristin Kapteinat, Gesundheitspolitikerin bei den Sozialdemokraten. Sie forderte ein umfangreiches Investitionsprogramm des Landes in die Kliniken. Immer mehr Menschen seien auf eine wohnortnahe Versorgung angewiesen. Krankenhausschließungen seien unverantwortlich, sagte Kapteinat. Ob und wenn ja, wie diese kommen, muss sich aber erst noch zeigen.
Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) forderte, das Land müsse seiner Verpflichtung nachkommen und die Investivkosten der Krankenhäuser vollumfänglich zu übernehmen. Sprecher Michael Spörke kritisierte, bei den künftigen Fahrzeiten zum Krankenhaus würden nur Autominuten angegeben, Zeiten mit Bussen oder Bahnen, auf die viele angewiesen sind, seien nicht berücksichtigt.
Größere Operation
Wie lange es dauern wird, die künftigen Versorgungsaufträge der einzelnen Kliniken zu entscheiden, ist offen. "Wenn wir damit in zwei Jahren durch sind, können wir uns auf die Schulter klopfen" sagte Laumann. Dann wird wohl auch feststehen, ob es zur Schließung von Krankenhäusern kommt.
Bis es allerdings zum Umbau der Kliniken kommt, bis Abteilungen geschlossen oder verlagert und gegebenenfalls neue Abteilungen eröffnet werden, vergehen sicherlich noch einmal weitere Jahre. Das ganze ist eine also eine größere Operation.