Kurz vor 11 Uhr löste die NRW-Landesregierung in ihrem Lagezentrum den Sirenentest aus. Damit wurden 6.000 Sirenen im Land auf die Probe gestellt, aber auch das Zusammenspiel verschiedener Warnmittel - also die Warnung per App, Lautsprecherdurchsagen oder auf digitalen Anzeigetafeln. Außerdem wollte die Landesregierung diesmal aus ihrem Lagezentrum das Modulare Warnsystem (MoWaS) auf der Warnstufe 1 auslösen. Damit können alle Werbetafeln der Firma Ströer landesweit angesteuert werden. So stehen dem Land mit mehr als 1.100 "Stadtinformationsanlagen" weitere Warnmöglichkeiten zur Verfügung.
Im Katastrophenfall zählt jede Minute
Eine großangelegte und vorher angekündigte Aktion, die das Warnsystem im Land verbessern soll. "Eine Katastrophe klopft nicht an und fragt, ob sie eintreten darf. Sie kommt meist unerwartet und darauf müssen wir vorbereitet sein", sagte der zuständige Innenminister Herbert Reul (CDU) vorab. Wie wichtig in Katastrophenfällen eine frühzeitige Warnung ist, hat nicht zuletzt das verheerende Hochwasser im Sommer 2021 gezeigt. Viele Menschen wussten gar nicht, dass sie in Gefahr waren, kostbare Zeit verrann.
Mobilfunkbetreiber sind zufrieden
Wie erfolgreich der Testfall war, steht noch nicht fest. Aus dem Innenministerium hieß es, der Warntag sei auf den ersten Blick insgesamt gut gelaufen. Die Warnmittel seien "umfassend und problemlos" ausgelöst worden. Eine endgültige Bilanz wird WDR-Informationen zufolge um Ostern vorgelegt werden.
Allerdings sprechen die beiden großen Netzbetreiber Telekom und Vodafone jetzt schon von einem Erfolg: Nahezu alle aktiven Mobilfunkstationen hätten die Warnung an die Handys weitergeschickt.
Einige Handys blieben stumm
Erste Rückmeldungen von Usern in den sozialen Netzwerken deuten aber darauf hin, dass die Warnungen nicht auf allen Wegen angekommen sind. WDR-Userin Kerstin Kroll bekam von den Sirenen in Bochum-Linden kaum etwas mit, freute sich dafür aber über ihr Handy, das "umso lauter" gewesen sei. Nutzer der Warn-App Nina beklagten, gar keine Meldung erhalten zu haben oder wie Userin Sandra Man nur eine Entwarnung. Kai Blau meldete aus Bonn gut hörbare Sirenen, wunderte sich jedoch über sein stummes Handy.
Cell Broadcast und App Nina
Ein Grund dafür könnte sein, dass die Handys zu alt sind, nicht das neueste Update haben - oder schlicht nicht eingeschaltet sind. Dann funktioniert weder die App Nina noch das sogenannte Cell-Broadcast-System. Dieses System, das die Besitzer mit einem Alarmton und einer zusätzlichen Textnachricht warnen soll, wurde Ende 2022 zum ersten Mal beim bundesweiten Warntag getestet.
Eine Liste mit empfangsfähigen Smartphones hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zusammengestellt:
Sirenen - der Klassiker unter den Warnmeldungen
Die meisten Sirenen im Land taten ihren Dienst: In Siegen-Weidenau gab eine Sirene zwar falsche Töne von sich, und in Lüdenscheid streikte eine ganz. Aber das schienen Ausnahmen zu sein. Nach Angaben des Innenministeriums hat NRW mit den derzeit rund 6.000 Sirenen über 700 mehr installiert als noch Mitte 2021. Die Sirene - der Klassiker unter den Warnmeldungen - warnt mit einem einminütigen Heulton, der immer wieder auf- und abschwellt, vor einem Notfall.
Ein einminütiger Dauerton gibt im Ernstfall Entwarnung. Am Donnerstag war er allerdings auch zu Beginn des Probealarms zu hören, damit die Bürger wussten, dass es sich lediglich um einen Probealarm handelt. Die "echte" Entwarnung gab es erst um 11.12 Uhr, sodass der gesamte Test 13 Minuten dauerte. Sollte die Sirene in der eigenen Umgebung nicht funktioniert haben, rät das Innenministerium dazu, sich bei der Kommune vor Ort zu melden.
Technik testen und Bevölkerung sensibilisieren
Der Probealarm am landesweiten Warntag sollte dazu dienen, dass die Technik und das Zusammenspiel der verschiedenen Warnmittel getestet werden. Aber auch die Bevölkerung soll sensibilisiert werden. Seit 2018 gab es in NRW deshalb schon sieben landesweite Warntage und Probealarme.
Über dieses Thema berichten wir im WDR auch am 09.03.2023 in verschiedenen Sendungen im Fernsehen und Hörfunk.