Der Name klingt nach einem lustigen Spiel: Wahl-O-Mat. Tatsächlich verbirgt sich dahinter eine Fülle von Informationen und eine echte Orientierungshilfe für alle, die sich vor der Landtagswahl noch unentschieden fühlen. Dreieinhalb Wochen vor der Wahl am 15. Mai ging das Online-Tool am Donnerstag an den Start. Erstmals enthält der Wahl-O-Mat ein Video mit Gebärdensprache.
Die Nutzung ist einfach: Man klickt sich durch 38 ausgewählte Thesen quer durch viele Bereiche von Politik und Gesellschaft und stimmt entweder zu oder nicht. Eine Enthaltung ist auch möglich. Danach wählt man die Parteien aus, deren Position zu den 38 Thesen man beleuchten will. Als Ergebnis spuckt der Wahl-O-Mat schließlich aus, in welchem Maße - angegeben in Prozenten - die ausgewählten Parteien die eigenen Vorstellungen widerspiegeln.
Mehrere Millionen Nutzer
Das Ganze ist eine kleine Erfolgsgeschichte: Als der erste Wahl-O-Mat für NRW zur Landtagswahl 2005 an den Start ging, wurde er 315.000 Mal aufgerufen. Bei der nächsten Wahl 2010 waren es schon doppelt so viele Nutzer, und bei der Landtagswahl 2017 klickten sich mehr als 2,6 Millionen Menschen in NRW durch die Aussagen der Parteien.
Bei der Vorstellung des neuen Wahl-O-Mats in Düsseldorf, gewährten die Macher einen "Einblick in den Maschinenraum" des Online-Tools, wie es Guido Hitze, Leiter der Landeszentrale für politische Bildung, formulierte. Entwickelt wurde die Anwendung in diesem Jahr von einem 38-köpfigen Redaktionsteam, ein größerer Teil davon Laien, die sich vorher beworben hatten. Außerdem Experten von der Landeszentrale für politische Bildung, der Bundeszentrale und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
28 Parteien geben Antworten
Fast alle Parteien, die zur Landtagswahl antreten, nämlich 28 von 29, sind im Wahl-O-Mat vertreten. Nicht geantwortet habe die Partei "Demokratie durch Volksabstimmung", sagte Guido Hitze. Die Parteien mussten kurze und prägnante Antworten geben auf die ausgewählten Fragen, die man jetzt im Wahl-O-Mat findet. Die Themen reichen von der Kohleverstromung und dem Ausbau von Fahrradwegen über die Videoüberwachung öffentlicher Plätze, Sonntagsöffnungen von Geschäften bis zum aktuellen Krieg in der Ukraine. So wird zum Beispiel die Haltung zu deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine abgefragt.
Beim Durchklicken fällt auf, dass manche wichtigen Themen nur am Rande erwähnt werden. So gibt es beispielsweise nur eine einzige Frage zur Corona-Politik. Das seien unter anderem Themen, zu denen die größeren Parteien weitgehend übereinstimmende Standpunkte hätten, erklärte Cemile Giousouf von der Bundeszentrale für politische Bildung. Auch Themen, die hauptsächlich auf bundespolitischer Ebene behandelt werden oder außenpolitische Relevanz haben, seien nur angerissen worden. Man habe sich auf die Bereiche konzentriert, die die Politik für NRW betreffen. Dabei gebe es aber auch "Grauzonen" und Überschneidungen.
Motivation zu wählen
Nach einer Evaluation der Heinrich-Heine-Universität soll der Wahl-O-Mat eine hohe Treffsicherheit haben: 93 Prozent der Nutzer gaben an, dass das Ergebnis ihre persönliche "Tendenz" bekräftigt hätte. 70 Prozent sagten, ihnen seien nach der Anwendung die Unterschiede zwischen den Parteien klarer geworden, und immerhin 60 Prozent fühlten sich motivierter, wählen zu gehen.
Alternativ zum Wahl-O-Mat gibt es auch andere Online-Angebote, die den Blick auf die Parteien zu bestimmten Themenfeldern schärfen wollen. So hat beispielsweise die Diakonie in NRW den "Sozial-O-Mat" gestartet, der die Politik vor allem zu sozialen Fragen - wie Familie, Armut, Integration, Gesundheit oder Pflege - beleuchtet.