Der Klimawandel schlägt auf die Gesundheit: Höhere Temperaturen können zu Erschöpfungssymptomen, Hitzschlag oder Muskelkrämpfen führen. Atemwegserkrankungen können schlimmer werden und mehr Schlaganfälle und Herzinfarkte führen zu mehr Krankenhausaufnahmen.
All das sind realistische Szenarien für die kommenden Jahre, wenn die Erderwärmung weiter voranschreitet. Auch die NRW-Landesregierung hat das erkannt und arbeitet daran, die gesundheitlichen Folgen abzufedern.
Klimagesundheit in vielen Lebensbereichen
Was genau das Land für seine Bürger in puncto Klimagesundheit tut, wollte die SPD-Fraktion im Landtag genauer wissen und hat eine Große Anfrage mit mehr als 200 Fragen an die Regierung geschickt. Seit Ende August hatten die Ministerien Zeit, ihre Antworten zusammenzutragen.
„Klar ist, dass wir in Nordrhein-Westfalen nicht alleine auf diesem Planeten sind“, schreibt die SPD, die Auswirkungen des Klimawandels würden alle betreffen. Deshalb schlägt sie vor, von anderen Ländern zu lernen und selbst mit gutem Beispiel voranzugehen - und zwar in diversen Lebensbereichen: vom Gesundheitssystem, über die Schulbildung, gesundes Essen in Kitas bis zu grünen Fassaden in Innenstädten.
Mit dem Stichwort Klimagesundheit sind die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit gemeint, also wie sich etwa höhere Temperaturen auf den Kreislauf auswirken oder was dauerhafter Stress für die Psyche bedeutet. Für die individuelle Beratung von Patienten sind Ärztinnen und Ärzte zuständig. Gleichzeitig soll das Gesundheitswesen klimaneutral umgebaut werden, heißt es von der Landesregierung.
Das macht die Landesregierung
Die Schwarz-Grüne Koalition hat 2022 in ihren Vertrag vereinbart, dass sie zum Beispiel Klimaanpassungsmaßnahmen in den Kommunen unterstützen will. Schon die Vorgängerregierungen hatten das Thema auf dem Schirm: ein Klimaschutzplan ging dem Klimaanpassungsgesetz voraus, das 2021 beschlossen wurde. Demnach sind alle Träger öffentlicher Aufgaben dazu verpflichtet, Klimafolgen und -anpassungen zu berücksichtigen. Das Gesetz war das bundesweit erste seiner Art.
Beim Thema Gesundheit ist das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW) die entsprechende Anlaufstelle und soll künftig zu einem zentralen Landesamt ausgebaut werden. Dieses LZG.NRW gibt Kommunen Tipps zum Umgang mit Hitzeperioden.
Doch mit den bisherigen Maßnahmen ist die SPD-Fraktion nicht zufrieden. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende kritisierte am Dienstag in einem Pressegespräch:
Viele Aufgaben liegen bei Kommunen
Die Landesregierung, so macht sie in der Antwort an die SPD klar, hält alleine nicht alle Zügel in der Hand. Viele Aufgaben sind Sache der Kommunen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, einen Hitzeaktionsplan zu erstellen. Die Stadt Köln hat bereits einen beschlossen. Der Kreis Kleve sowie die Städte Bielefeld und Dortmund haben auch jeweils einen erstellt. 34 weitere Kreise und Städte arbeiten derzeit daran, unter anderem Herford, Mettmann, Soest, Düsseldorf und Mühlheim.
Das reicht der SPD-Fraktion bislang nicht. Sie fordert eine Gesamtstrategie von der Landesregierung, die sie als "Klimagerechtigkeitsstrategie" bezeichnet. Danach sollten soziale und ökologische Faktoren bedacht werden und Kommunen eine bedarfsgerechte Förderung enthalten, zum Beispiel für Schwammstädte und gegen Hitzeinseln in Ballungsgebieten.
SPD will Klimagesundheit als Pflichtaufgabe
Außerdem solle Klimagesundheit eine kommunale Pflichtaufgabe werden. Das würde zum Beispiel ermöglichen, dass Klimamanager eingesetzt werden müssten. Es handele sich bei Klima- und Gesundheitsschutz um eine Pflicht, nicht um Kür, so Kapteinat.
Konkrete Ideen, wie etwa Sonnencremespender aufzustellen, können die Kommunen bereits selbst umsetzen. Geld für Hitzeschutzmittel, etwa für Obdachlose, stellt die Landesregierung aber zur Verfügung. Und es gibt auch Unterstützung für konkrete Maßnahmen zur Klimaanpassung. Zum Beispiel wurden schon Dächer und Fassaden begrünt oder Kita- und Schulhöfe "cooler" gemacht.