Umbau bei Thyssenkrupp: Angst vor Stahl-Aus wächst im NRW-Landtag

Stand: 10.10.2024, 10:58 Uhr

Der Wirtschaftsausschuss hat über die Lage bei Thyssenkrupp beraten. Die Sorge ist groß, dass der klimaneutrale Umbau scheitert.

Von Christoph Ullrich

Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) spricht das aus, wovor die Angst groß ist, wenn es in Duisburg schief geht. "Der klimaneutrale Umbau von Thyssenkrupp-Steel ist die einzige Lösung für das Fortbestehens des Unternehmens", sagt die Politikerin zum Beginn der Sondersitzung.

Zweifel am Grünen Stahl beim Konzern?

Die SPD hatte das Treffen anberaumt, nachdem bekannt wurde, dass im Unternehmen eine Skepsis vorhanden ist, ob eben genau diese klimaneutrale Stahl-Produktion mit Wasserstoff gelingen kann. Dazu wurden Gutachten in Auftrag gegeben, die Ende des Jahres vorliegen sollen.

Für Landes- wie Bundesregierung hängt viel an diesem Umbau, gemeinsam gibt man zwei Milliarden an Subventionen - der NRW-Anteil von bis zu 700 Millionen Euro bedeutet die größte Subvention, die ein einzelnes Unternehmen je vom Land bewilligt bekommen hat. Auf diesem Weg soll die Zukunft von rund 26.000 Arbeitsplätzen gesichert werden.

Selbst Regierungsvertreter zweifeln an Konzernleitung

Die Skepsis, ob das gelingen kann, ist jedoch groß. So stellt der Abgeordnete Jan Matzoll von den Grünen "nach den letzten Wochen" infrage, ob sich "Konzernchef Lopez und sein Aufsichtsratschef Russwurm ihrer Verantwortung bewusst sind". Kritik an dem Konzern kommt auch von SPD, FDP und AfD.

Allerdings gibt es auch deutliche Unzufriedenheit mit der Ministerin und ihrer Landesregierung. Der AfD-Abgeordnete Christian Loose sagt, dass der Stahl mit Wasserstoff nie rentabel in Duisburg hergestellt werden könne. Es sei relativ klar, so Loose, was das Unternehmen machen werde: "Es wird die Subventionen abgreifen und im Ausland Kapazitäten aufbauen".

Diese Bedenken versucht Neubaur zu entkräften; der Konzern müsse die Subventionen zurückzahlen, wenn kein klimaneutraler Stahl aus Duisburg komme. Der Mutterkonzern von Steel habe sich zu dieser Verantwortung bekannt, heißt es. Eine genaue Zahl, wieviel von den zwei Milliarden bisher ausbezahlt sind, kann oder will Neubaur nicht nennen.

Prognosen eher düster

"Aus dem Land ist ein hoher zweistelliger Millionenbetrag entlang geschlossener Arbeiten geflossen", erklärt die Ministerin und nennt Fundamentarbeiten auf dem Duisburger Gelände als Beispiel. Die SPD macht sich zudem Sorgen, was passiert, "wenn Thyssen-Krupp als "Anker-Projekt" für die von Wasserstoff getriebene Industrie ausfällt", wie Sozialdemokrat Alexander Vogt fragt.

Man habe trotzdem noch genug Projekte, welche den klimaneutralen Umbau vorantreiben würden, entgegnet Neubaur. Allerdings räumt sie ein, dass es sich in Duisburg um ein "zugegeben wichtiges Unternehmen" in dieser Strategie handele.

FDP-Mann Dietmar Brockes warnt angesichts der vagen Zukunftsaussichten davor, der Belegschaft falsche Hoffnungen zu machen. Man müsse so ehrlich sein, "dass es auch hier Einschnitte geben werde", sagt er. Und Christian Untrieser (CDU) erteilt einer weiteren staatlichen Beteiligung an dem Projekt eine Absage: "Wir können Unternehmen nicht von unternehmerischen Entscheidungen befreien", so der Christdemokrat in Richtung der SPD. Diese hatten zuletzt einen stärkere staatliche Mitbestimmung im Konzern gefordert und auch einen Alternativplan für Stahl aus Duisburg - selbst wenn er nicht mit Wasserstoff produziert werde.

Wirtschaftsausschuss zur Lage bei Thyssen Krupp WDR 5 Westblick - aktuell 10.10.2024 01:07 Min. Verfügbar bis 10.10.2025 WDR 5

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