Die 103-jährige Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält in diesem Jahr einen außerordentlichen Preis des Westfälischen Friedens. Verliehen wird er bei der sogenannten 2. Westfälischen Friedenskonferenz, die am 4. April in Münster stattfindet. Friedländer erhält die Auszeichnung für ihr Lebenswerk und ihr Auftreten "gegen das Vergessen".
Friedländer kam 1921 in Berlin zur Welt. Als einzige in ihrer Familie überlebte sie den Holocaust. 2008 erschien ihre Autobiografie "Versuche, dein Leben zu machen. Als Jüdin versteckt in Berlin". Nach über sechs Jahrzehnten im Exil in New York kehrte sie im Alter von 88 Jahren in ihre Heimat Berlin zurück und nahm wieder die deutsche Staatsbürgerschaft an.
Die Auszeichnung erfolge auf Anregung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, sagte Reinhard Zinkann, Vorstandsvorsitzender der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe e.V. als Ausrichter am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf.
Merz und Pistorius in Münster
Bundespräsident Steinmeier wird die Konferenz eröffnen. Erwartet werden in Münster unter anderem CDU-Chef Friedrich Merz und der derzeitige Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Hinzu kommen Wirtschaftsvertreter sowie internationale Gäste - darunter die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja. Vertreter der neuen US-Administration sowie der Regierungen von Ukraine und Russland werden nicht erwartet.
Steinbrück verkneift sich "Verbalinjurien" gegen Trump
Von einer "Zeitenwende in der Zeitenwende" sprach der frühere nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) bei der Vorstellung des Konferenzprogramms. Der ehemalige Bundesfinanzminister wird in Münster gleich bei mehreren Programmpunkten mitdiskutieren.
Er wolle mit Blick auf US-Präsident Donald Trump nicht in "Verbalinjurien" verfallen, sagte der SPD-Politiker. Steinbrück attestierte einen "Kollaps der europäischen Sicherheitsarchitektur" und warnte vor "ungeahnten Folgen" - auch durch die Zollpolitik der USA.
Beratungen über "geopolitische Realitäten"
Die US-Regierung zwinge Europa dazu, "eigene Handlungsfähigkeit zu zeigen", sagte NRW-Europaminister Nathanael Liminski (CDU). Es sei schön, dass die Konferenz am historischen Ort des Westfälischen Friedens von 1648 über die neuen "geopolitischen Realitäten" berate. Liminski sieht angesichts der sicherheitspolitischen Entwicklungen eine "epochale Herausforderung".
Zuletzt war der Westfälische Friedenspreis im Mai 2024 an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron verliehen worden. Die nächste Preisvergabe sollte ursprünglich erst 2026 stattfinden. Nunmehr gibt es aber eine außerordentliche Ehrung von Margot Friedländer.
Unsere Quellen:
- Pressekonferenz in Düsseldorf
- Nachrichtenagenturen dpa, KNA und epd
Über dieses Thema berichtet der WDR am 06.03.2025 auch im Hörfunk im "Westblick" auf WDR 5.