Das Bild zeigt Gisèle Pelicot, die entschlossen guckt. Daneben das Logo vom Podcast nah dran.

Gisèle Pelicot: Der Vergewaltigungsfall erschüttert Frankreich

Stand: 27.09.2024, 18:28 Uhr

Es ist einer der schlimmsten Vergewaltigungsfälle Frankreichs. Über Jahre soll Gisèle Pelicot von ihrem Ehemann betäubt und von ihm und zahlreichen anderen Männern vergewaltigt worden sein. Der Prozess wird in der Öffentlichkeit geführt, weil das Opfer es so will.

Nach außen wirkt Gisèle Pelicot ruhig. Seit Wochen kommt die 72-Jährige jetzt schon in den kleinen Gerichtssaal in Avignon. Dort sitzt sie insgesamt 51 Männern gegenüber, darunter ihrem Ehemann, von dem sie sich mittlerweile hat scheiden lassen. Gisèle Pelicots Mann soll sie jahrelang betäubt, vergewaltigt und anderen Männern zur Vergewaltigung angeboten haben. Von alldem hat Gisèle Pelicot nichts geahnt.

Durch Zufall rausgekommen

Herausgekommen ist der Fall, als Dominique Pelicot vor vier Jahren dabei erwischt wurde, wie er in einem Supermarkt Frauen unter den Rock gefilmt hatte. Bei den Ermittlungen fand die Polizei die Fotos und Videos von dem jahrelangen Missbrauch seiner damaligen Frau. Die Ermittler sind dann zu Gisèle Pelicot und haben ihr erzählt, was er ihr über Jahre angetan hat - sie konnte es gar nicht glauben, hat ihren Mann noch verteidigt.

Eine Welt zerbrochen

50 Jahre waren die Pelicots verheiratet, sie haben drei Kinder und sechs Enkelkinder. Ihre Welt sei ein Trümmerfeld, so Gisèle Pelicot in einer Aussage. Sie hat sich trotzdem bewusst dafür entschieden, den Prozess in aller Öffentlichkeit zu führen. Damit alle von den schrecklichen Taten ihres Mannes erfahren.

Frauen unterstützen Gisèle Pelicot

Dadurch hat sie eine Welle der Solidarität ausgelöst. Vorm Gerichtsgebäude versammeln sich mittlerweile vor allem Frauen, um Gisèle Pelicot zu unterstützen. In ganz Frankreich gab es schon Demonstrationen, um sich an die Seite Pelicots zu stellen. "Die Scham muss die Seite wechseln", sagt sie selbst zu dem Prozess und zu der Entscheidung, warum sie ihn in der Öffentlichkeit führt.

Gisèle Pelicot: Vergewaltigungsfall erschüttert Frankreich I nah dran

nah dran – die Geschichte hinter der Nachricht 27.09.2024 19:42 Min. Verfügbar bis 27.09.2029 WDR Online


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Das Bild zeigt die freie Journalistin Annika Joeres in einem gelben Blazer, darunter ein blaues T-Shirt mit weißen Streifen. Sie guckt lächelnd in die Kamera.

Journalistin Annika Joeres

Annika Joeres ist freie Journalistin und verfolgt den Prozess. Im Podcast "nah dran" schildert sie ihre Eindrücke und erklärt, warum das einer der schwersten Termine ist, den sie bislang hatte. Sie sagt aber auch: Sie ist beeindruckt von Gisèle Pelicots Mut.

"Jeden Tag bewundere ich, wie sie da hinkommt, und das durchsteht (...) und das über sehr viele Wochen. Ich finde sie sehr, sehr stark." Annika Joeres, freie Journalistin

Wie Annika Joeres den Prozess verfolgt, wie sie die Angeklagten und das Opfer wahrnimmt, und ob sie denkt, dass er im Land etwas verändern kann, dass erzählt sie Robert Meyer im Podcast "nah dran".

Hier gibt es Hilfe für Betroffene von Gewalt gegen Frauen

  • Der Weiße Ring bietet ein Opfertelefon unter der 116 006, per Onlineberatung oder persönlich vor Ort an,
  • Hilfe und Beratung gibt es außerdem beim Verein Frauen gegen Gewalt
  • und das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" ist jederzeit unter der 116 016 oder per Onlineberatung erreichbar.
  • Alle Beratungsangebote sind vertraulich und kostenfrei.

Für "nah dran" erzählen unsere Reporterinnen und Reporter jeden Freitag, was sie bei ihren Recherchen erlebt haben. Sie werfen einen Blick hinter die Nachrichten, hören Betroffenen zu und erleben selbst mit, wovon die meisten nur kurz in den wöchentlichen Schlagzeilen lesen. Näher ran als sie kommt keiner – egal ob im Ausland, in der Hauptstadt oder direkt vor unserer Tür in der Region.