Kurz nach Mitternacht am 1. Januar 2024 erfasst ein Fahrzeug drei Feiernde auf der Wuppertaler Hauptverkehrsstraße. Offenbar mit Absicht verletzt der Fahrer drei Menschen zum Teil lebensgefährlich. Davon ist die jetzt anklagende Staatsanwaltschaft überzeugt.
Das Jahr 2024 war sieben Minuten alt, als der Kleinwagen laut Anklage erst einen 44 Jahre alten Mann traf, der gerade einen Böller zünden wollte. Dieser sei dadurch, so die Staatsanwaltschaft weiter, 23 Meter weit durch die Luft geflogen. Dann kam das Fahrzeug von der Fahrbahn ab und traf eine 15-jährige Jugendliche. Eine 42 Jahre alte Frau wurde auf der Motorhaube liegend mehr als 40 Meter mitgerissen.
Überleben auf der Kippe
Der 19-Jährige als mutmaßlicher Täter und Fahrer war geflüchtet, der letzte Halter des Fahrzeugs beteuerte, selbst nicht gefahren zu sein. Monate vergingen auch, bis klar war, dass das 44-jährige Opfer seine schwersten Verletzungen überleben würde. "Es stand immer auf der Kippe“, sagt dessen Anwalt Carsten Rebber, "inzwischen hat er eine monatelange Reha hinter sich, nach einer Gehirnblutung kann er immer noch kaum sprechen, hat einen Hörschaden und große Probleme beim Gehen.“
Ausführliche Ermittlungen
Für Polizei und Staatsanwaltschaft ist es kein Unfall, sondern eine Straftat - der Hauptvorwurf in der Anklage lautet neben mehreren anderen auch auf Schwere Körperverletzung. "Wir gehen davon aus, dass der Fahrer Verletzungen und bleibende Schäden der Unfallopfer billigend in Kauf genommen hat.“ Bis man den Beschuldigten endgültig überführen konnte, dauerte es. Die Fahrt wurde in allen Einzelheiten nachgestellt. Auch halfen Videos von Zeugen, die eigentlich das Silvesterfeuerwerk filmen wollten.
Die Frage nach dem Motiv
Staatsanwalt Wolf-Tilman Baumert: "Der Mann hatte keinen Führerschein, hat sich dennoch ein Auto gekauft und fuhr los. Mit den schweren Folgen. Warum er das gemacht hat, ist uns nicht bekannt.“ Genau das aber will die Familie des 44-jährigen Unfallopfers im Prozess erfahren, so Anwalt Rebber. "Warum wurde der Alleinverdiener in der Familie von einem Fahrer ohne Führerschein und unter Drogeneinfluss mit überhöhter Geschwindigkeit angefahren?“ Die Konsequenzen für die Familie gehen laut Rebber noch weiter: "Der Wagen war nicht haftpflichtversichert. Es gibt also keine Versicherung, bei der man alle Schäden anmelden könnte.“ Auch deswegen ist den Angehörigen ein Prozess wichtig.
Das Wuppertaler Amtsgericht muss jetzt entscheiden, ob es dazu kommen wird. Wird der 19-Jährige verurteilt, droht ihm eine längere Haftstrafe.
Unsere Quellen:
- Staatsanwaltschaft Wuppertal
- Anwalt Carsten Rebber
Anklageerhebung Silvesterfahrt. WDR Studios NRW. 11.02.2025. 00:44 Min.. Verfügbar bis 11.02.2027. WDR Online.
Über dieses Thema berichten wir am 11.02.2025 auch im Fernsehen: WDR Lokalzeit Bergisches Land, 19:30 Uhr.