Jhojen Carbonell spürt das Lampenfieber, als er am Vormittag mit seinem Mann Alexander ins historische Kölner Rathaus kommt. Anderthalb Jahre hat das Paar auf die Einbürgerung hingearbeitet. Vollkommen überraschend soll Jhojen seine Urkunde jetzt vom Bundespräsidenten bekommen. "Das ist ein sehr emotionaler Moment für mich", sagt Jhojen dem WDR.
Denn alles begann mit Schwierigkeiten und großen Enttäuschungen. Das Paar hatte schon im Herbst 2023 versucht, bei der Stadt einen Antrag auf Einbürgerung zu stellen. Aber alleine um erstmal einen Antrag zu stellen, gibt es eine Wartezeit.
Flut von Anträgen
Die beiden waren da schon verheiratet. Der von den Philippinen stammende Jhojen lebt seit 2020 in Deutschland. Er hat eine Arbeit und ist auch sonst gut integriert. Jhojen versuchte, beim Ausländeramt einen Termin für einen Einbürgerungsantrag zu bekommen – doch das Amt reagierte nicht.
"Wir haben immer nachgefragt, wann wir einen Termin bekommen können", sagt Ehemann Alexander Moog. "Nach der 15. Mail bekamen wir die Antwort, dass die Stadt zurzeit keine Einbürgerungsanträge annimmt."
Lange Wartezeiten
Das Ausländeramt der Stadt Köln hatte im vergangenen Jahr die Terminvergabe für die reine Antragsstellung vorübergehend gestoppt. Denn: Im Amt stapelten sich mehr als 8.000 unbearbeitete Einbürgerungsanträge. Jhojen hat trotzdem nicht lockergelassen. Nach anderthalb Jahren hat es geklappt. Am Vormittag steht er im historischen Kölner Rathaus auf der Bühne und der Bundespräsident schüttelt ihm die Hand.
Steinmeier betont Bedeutung der Einbürgerung
In seiner Rede zeigt Steinmeier eine klare Haltung.
"Einmal möchte ich ganz ausdrücklich als Staatsoberhaupt darauf hinweisen, wie wichtig, wie richtig es ist, dass Menschen, die schon lange in unserem Land leben und hier bleiben möchten, dass die auch Bürgerinnen und Bürger werden." Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident
Jhojen muss sich ein paar Tränen aus den Augen reiben. Er und die anderen 10 Männer und Frauen, die im Kölner Rathaus auf der Bühne stehen, haben es geschafft. Nach Jahren des Bangens, des Kämpfens und der Unsicherheit.
Andere müssen weiter auf ihre Einbürgerung warten, räumt Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein: "Wir haben das Personal verdoppelt. Wir haben Verfahren digitalisiert. Aber wir haben einen so großen Antragsstau, dass wir kaum hinterherkommen." Ob sich die Prozesse in den Ausländerbehörden damit verschnellern wird sich zeigen.
Einbürgerungsurkunde vom Bundespräsidenten. WDR Studios NRW. 11.04.2025. 00:29 Min.. Verfügbar bis 11.04.2027. WDR Online.
Zahl der Anträge verdreifacht
Die Zahl der Einbürgerungsanträge habe sich verdreifacht. Antragstellende müssen in Köln bis zu zwei Jahre auf ihre Einbürgerungsurkunde warten. Da hatte Jhojen noch Glück. Er ist jetzt offiziell Deutscher Staatsangehöriger und fühlt sich in Köln nun auch richtig zuhause.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Interview mit Jhojen Carbonell
Über dieses Thema berichtet auch die Lokalzeit aus Köln.