Die Corona-Impfung hatte bei der heute 19-Jährigen eine extrem seltene und lebensbedrohliche Auto-Immunerkrankung ausgelöst. Ihre Erkrankung ist zwar als Impfschaden anerkannt, trotzdem hat die Familie den Impfmittelhersteller BionTech verklagt. Jetzt beginnt der Prozess in Wuppertal.
Lebensbedrohliche Erkrankung
Selin steht vorsichtig aus ihrem Rollstuhl auf. Langsam geht sie ein paar Schritte bis zu ihrem Bett. Und lässt sich fallen. Mehr schafft sie heute nicht. Die 19-Jährige leidet seit ihrer Corona-Impfung 2021 an der extrem seltenen Autoimmunerkrankung Myasthenia Gravis. Dabei schwächt jede Anstrengung den Körper der jungen Frau so sehr, dass es immer wieder zu lebensbedrohlichen Krisen kommen kann.
Medikament krann Krebs verursachen
Heute ist Selin aber seit ein paar Monaten einigermaßen stabil. Sie hat zwei Infusionen mit einem neuen Medikament bekommen, das zwar die Myastheniesymptome verbessert. Dafür ist aber ihr Immunsystem komplett heruntergefahren. Selin nimmt jeden kleinsten Infekt mit. Außerdem hat das Medikament starke Nebenwirkungen und kann Krebs verursachen. Deshalb wird Selin auch engmaschig medizinisch überwacht.
Kein normales Leben möglich
“Ein normales Leben kann ich nicht leben“, sagt sie. “Aber ich versuche trotzdem auch viel raus zu kommen, trotzdem Sachen zu unternehmen, weil dieses zuhause rumsitzen macht einen noch mehr fertig.“ Selins altes Leben ist vorbei. Früher war sie kerngesund, war Wettkampfturnerin und hatte Pläne für eine Ausbildung. Lange hat Selins Mutter, Aylin Dalgül, dafür gekämpft, dass Selins Erkrankung als Corona-Imfpschaden anerkannt wird. Im Februar 2023 erkannte der Landschaftsverband Rheinland Selins Krankheit als Impfschaden an.
Damit ist Selin einer von 133 Menschen in NRW, deren Impfschaden anerkannt ist. Das bedeutet, sie bekommt unbürokratische Hilfe im Alltag oder auch Hilfsmittel wie Rollstühle und auch eine monatliche Rente. Aktuell überprüfen die Landschaftsverbände in NRW 2283 Anträge auf Corona-Impfschäden. 794 wurden aber seit Beginn der Impfung abgelehnt.
Hersteller soll Impfschaden anerkennen
Dass man als Mensch, der nach einer Impfung krank geworden ist, in der Beweispflicht ist, finden Selin und ihre Mutter ungerecht. "Wenn ein Leben zerstört ist, haben viele doch gar nicht die Kraft, dann auch noch für Unterstützung zu kämpfen“, sagt Aylin Dalgül.
Auch deshalb wollen Mutter und Tochter weiter kämpfen. Sie haben Impfmittelhersteller BionTech auf Schadenersatz verklagt. “BionTech soll anerkennen, dass es Impfgeschädigte gibt, dass ich durch ihren Impfstoff krank geworden bin", sagt Selin. Am Freitag beginnt der Prozess vor dem Wuppertaler Landgericht.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin Studio Wuppertal
- Landschaftsverband Rheinland
- Landschaftsverband Westfalen-Lippe
Über dieses Thema berichtet der WDR am 10.01.25 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit Bergisches Land, 19.30 Uhr.