Dortmunder Ex-Stadtwerke-Chefin: Spekulationsgeschäfte am Gasmarkt

Stand: 27.09.2024, 08:37 Uhr

Im Streit um die Millionenverluste bei der DEW21 wird der Ton schärfer. Der Oberbürgermeister geht die Ex-Stadtwerke-Chefin an

Von Kay Bandermann

Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) hat im Stadtrat am Donnerstagabend der gekündigten DEW21-Vorstandschefin Heike Heim schwere Vorwürfe gemacht. Westphal, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der DEW ist, äußerte sich erstmals öffentlich zu dem im Sommer publik gewordenen Skandal mit geschätzten 150 Millionen Euro Schaden.

Genehmigtes Kapital mehrfach überschritten

Thomas Westphal, Oberbürgermeister von Dortmund | Bildquelle: Anja Cord / imago images

Dabei zitierte Westphal ausführlich aus einem Rechtsgutachten, das der DEW-Aufsichtsrat in Auftrag gegeben hatte. Danach hat Heike Heim „gegen alle internen Risikorichtlinien und Informationspflichten im großen Stil“ verstoßen und „im Zusammenwirken mit dem verantwortlichen Chefeinkäufer Spekulationsgeschäfte im Energiehandel“ getätigt. Nicht einmal die beiden Co-Geschäftsführer waren demnach eingeweiht.

Die Juristen haben die Geschäftsvorgänge zu Beginn der Gasmangelkrise untersucht und kommen zu dem Ergebnis, „dass im zweiten Halbjahr 2022 das genehmigte Risikokapital für Marktpreisrisiken teilweise um ein Mehrfaches überschritten wurde“. Von diesen Vorgängen sei der Aufsichtsrat zu keinem Zeitpunkt informiert gewesen, schreiben die Gutachter.

Überforderte Aufsichtsräte?

Diese Aussage ist deshalb wichtig, weil Oberbürgermeister Westphal unterstellt wurde, er müsse als Aufsichtsratsvorsitzender eingeweiht gewesen sein. Das Gutachten und Westphals persönliche Erklärung sind eine Art ‚Befreiungsschlag‘.

Der Stadtrat in Dortmund | Bildquelle: dpa/Franz-Peter Tschauner

Während ein AfD-Vertreter bezweifelte, dass die Politiker den Aufsichtsratsmandaten gewachsen seien und Westphal den Rücktritt von diesem Posten nahe legte, hielten sich die anderen Ratsfraktionen mit vorschnellen Urteilen zurück.

Rat fordert mehr Transparenz und Mitsprache

Sie forderten mehr Transparenz in den Geschäftsvorgängen wichtiger Kommunalgesellschaften wie der DEW21 und eine lückenlose Aufklärung des Skandals.

Dabei geht es um zwei Vorwürfe: zum einen, wurde Erdgas in zu großen Mengen und zu überteuerten Preisen eingekauft. Für die Dortmunder Haushalte wurde der Gaspreis mehrfach erhöht. Viele ließen sich das nicht gefallen und wechselten zur Konkurrenz.

Manipulierte Kundenrechnungen

Der zweite Vorwurf betrifft eine DEW-Tochter, den Billigstromanbieter ‚stadtenergie‘. Er hat offenkundig über Jahre hinweg nur Verluste eingebracht. Diese sollen durch manipulierte Kundenabrechnungen vertuscht worden sein. Gegen einen verantwortlichen Prokuristen ermittelt die Dortmunder Staatsanwaltschaft.

Beide Skandale führten im Sommer zu Entlassung der Stadtwerke-Chefin und früheren DEW-Geschäftsführerin Heike Heim. Sie hat mittlerweile gegen ihre Kündigung geklagt. Parallel finden Gespräche über eine gütliche Auflösung ihres noch bis 2028 laufenden Arbeitsvertrags statt.

Dortmunder Ex-Stadtwerke-Chefin: Spekulationsgeschäfte am Gasmar WDR Studios NRW 27.09.2024 00:51 Min. Verfügbar bis 27.09.2026 WDR Online

Quellen:

  • Pressemitteilung Stadt Dortmund
  • WDR-Reporter vor Ort