"Wir haben gezeigt, dass wir mit gemeinsamem Einsatz, mit finanziellen Mitteln der Natur wirklich etwas zurückgeben können", sagt Stefan Voigt stolz. Der Ennepetaler Höhlenforscher und Vorsitzende des Vereins "Arbeitskreis Kluterthöhle" steht in der fertigen "Russenhöhle" und leuchtet mit der Taschenlampe die Wände ab. Korallenriffe sind dort zu sehen, versteinerte Schnecken oder auch Überreste von Muschelbänken.
Höhlen waren voller Schlamm und Schutt
In den vergangenen Wochen haben Voigt und sein Team hart geschuftet. Über 140 Kubikmeter Schutt und Schlamm mussten aus den beiden Höhlen am Klutertberg geholt und alle Wände mit Hochdruckreinigern gereinigt werden. Erstmals war sogar ein Baggerfahrzeug in einer Höhle zum Einsatz gekommen. Knochenarbeit!
"Du musst dir vorstellen: Es war alles mit Schlamm überzogen, du hast nichts gesehen", berichtet Voigt mit auch im Dunkeln unter Tage leuchtenden Augen. "Und dann lösen wir den Schlamm und den Sprengstaub von den Wänden - und da drunter finden wir ein komplettes Relief dieses Korallenriffs."
Bunkeranlage bleibt erhalten
Die Höhlen waren seit Jahrzehnten in einem desolaten Zustand. Im Zweiten Weltkrieg wurden sie als Schutzräume für russische Zwangsarbeiter einer benachbarten Firma in Ennepetal genutzt. Darum sieht man vor allem im Russenbunker noch viele gemauerte Wände, die aus Denkmalschutz-Gründen aber stehen bleiben werden.
Hier passt es im doppelten Sinn, wenn Stefan Voigt sagt: "Wir haben ein Fenster in die Vergangenheit geöffnet." Denn neben den Geschichten aus der NS-Zeit, die die Höhlen erzählen, erzählen sie noch viel mehr über die Geschichte unserer Erde und ihrer Entwicklung.
Früher war das Meer in Ennepetal
Im kommenden Frühjahr - wenn die Schutzzeit für Fledermäuse in den Höhlen vorbei ist - werden viele Forschende kommen, unter anderem von der Ruhr-Universität Bochum oder der RWTH Aachen. Fragen zu Geologie, Paläntologie und Klimaentwicklung sollen geklärt werden.
Wie sah das Meer aus, das vor 385 Millionen Jahren an dieser Stelle in Ennepetal war? Hat sich das ganze Land wieder angehoben nach der Eiszeit, nachdem es damals zunächst von den Eisbergen heruntergedrückt wurde? Um solche Fragen soll es gehen.
Höhlen sollen virtuell erlebbar werden
Und die Höhlen sollen Forschungs-Höhlen bleiben, sagt die Ennepetaler Bürgermeisterin Imke Heymann: "Wir werden sie nicht für den Tourismus freigeben, dafür haben wir schon die Kluterthöhle." Dennoch möchte die Bürgermeisterin die beiden Höhlen erlebbar machen. Mit Hilfe von VR-Brillen sollen die Menschen im Besucherzentrum der Kluterthöhle eine virtuelle Tour durch die anderen Höhlen machen können.
Die jetzt abgeschlossene Renaturierung der beiden kleinen Höhlen war nur der Anfang. Im kommenden Jahr bekommt der Arbeitskreis Kluterthöhle eine halbe Million Euro Fördergelder, um die 1,5 Kilometer lange Bismarckhöhle zu renaturieren. Auch sie diente einst als Bunker. In ihr gab es sogar einen unterirdischen Spielplatz für Kinder.
Höhlenforscher Stefan Voigt freut sich über die Förderung für die nächsten Arbeiten: "Alle Höhlen gehören zum Nationalen Naturmonument Kluterthöhle. Und das wird mit diesen Arbeiten mega aufgewertet."
Über dieses Thema haben wir am 27.09.2023 im Radio bei WDR 2 in den Lokalzeiten für das Rheinland und das Ruhgebiet berichtet.