Bundesweit soll es am Samstag Demonstrationen einer diffusen Mischszene aus Querdenkern, Verschwörungsideologen und Rechten geben. Dazu ruft eine, nach eigenen Angaben, parteilose Initiative unter dem Motto "Gemeinsam für Deutschland" auf.
Entsprechende Ankündigungen gibt es unter anderem für München, Berlin, Hamburg, Bremen und Magdeburg. In Dortmund rechnet die Polizei mit bis zu 1.500 Teilnehmenden.
Aufruf zur Demonstration per TikTok-Video
Der Aufruf für die Demonstration in Dortmund gleicht eher einem Vortrag. Den hält "Alex" vom "Orga-Team NRW" in einem TikTok-Video. Er erzählt da unter anderem, dass er selbst als Kind mit seinen Eltern "nach Deutschland kommen durfte", dafür sei er dankbar. Warum er am Samstag demonstrieren will? "Alex" nennt viele Gründe: "Frieden ohne Waffen. Keine Taurus-Lieferungen. Keine Spaltung der Gesellschaft mehr, flächendeckende Grenzkontrollen."
Außerdem geht es für ihn "um den Nationalstolz der Deutschen, Zusammenhalt". Jeder, der die deutsche Religion, die deutsche Bevölkerung, die deutschen Gesetze akzeptiert und respektiert, sei doch hier herzlich willkommen, sagt Alex. Und dann sagt "Alex": "Wer Deutschland nicht liebt, sollte Deutschland verlassen.Wenn du Deutschland nicht liebst und nur auf die deutsche Bevölkerung scheißt und dich nicht an die Gesetze halten willst, dann pack deine Koffer und geh wieder dahin, wo du hergekommen bist".
Anti-Nazi-Bündnis-Blockado: Rechte Parole
"Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen", sei eine eindeutig rechte Parole, sagt Iris Bernert-Leushacke vom Dortmunder Anti-Nazi-Bündnis Blockado. Sie beobachtet die rechte Szene seit fast drei Jahrzenten und kennt diesen Spruch eigentlich nur von rechtsextremen Demos: "Das ist ganz klar rechter Sprech. Das hat die NPD gemacht, die Rechte, die Heimat mit ihren Plakaten. Hier trifft sich eine Gemengelage, die diffuser gar nicht sein kann. Es sind Querdenker, Unzufriedene, AfDler, es sind waschechte Neonazis".
Das habe sich auch schon auf der ersten NRW-Demo dieser Gruppe am 22. März 2025 in Düsseldorf gezeigt. Dort waren etwa 600 Menschen dem Aufruf vom „Orga-Team NRW“ gefolgt. Manche Teilnehmer zeigten immer wieder offen rechtsextreme Gesinnung, etwa auf entsprechenden T-Shirts mit Bezug ins rechtsterroristische Milieu oder entsprechenden Gesten.
Polizei rechnet mit bis zu 1.500 Demonstranten
Die Dortmunder Polizei kommt zu einer ähnlichen Einschätzung. Es habe ähnliche Versammlungen in mehreren deutschen Städten gegeben, sagt Polizeisprecher Gunnar Wortmann: "Wenn man auf die schaut, hat man viel aus dem Bereich der Querdenker-Szene gesehen. In einigen Städten war zu sehen, dass Rechtsextreme an diesen Demonstrationen teilgenommen haben".
Für die Demonstration in Dortmund rechnet die Polizei mit bis zu 1.500 Teilnehmern. Die Demonstration starte an zwei Orten, einmal als Autokorso, einmal als klassische Demonstration.
An drei Orten in Dortmund Gegenproteste
Das Bündnis Blockado hat an insgesamt drei Orten in der Innenstadt Gegenproteste angemeldet. Zu diesem Protest rufen jetzt auch die Dortmunder Grünen auf. Deren Parteibüro war erst am Mittwoch mit rechtsextremen Parolen beschmiert worden. Unmittelbar nach der Tat konnte die Dortmunder Polizei eine 20-jährige Rechtsextremistin aus Hamm, die eine Sprühdose dabei hatte, festnehmen.
Die Grünen-Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum will solche Bedrohungen öffentlich machen: "Die Sprache verroht und das Verhalten von Menschen. Es gibt immer mehr rechtsextreme Straftaten. Darüber muss man reden, damit Leute, die betroffen sind, auch das Gefühl haben, sie können sich darüber austauschen".
Organisator "Alex": Mit der Nazizeit haben wir nichts zu tun
Einen Zusammenhang zwischen der Tat und der anstehenden Demonstration sieht die Polizei zurzeit nicht. Und deren Organisatoren sagen, dass sie mit Rechtsextremismus nichts zu tun haben. "Alex" vom "Orga-Team NRW" etwa betont in seinem TikTok-Video, dass die "Nazikeule" nicht ziehe: "Mit der Nazizeit haben wir hier nichts mehr zu tun, das war Adolf Hitler und in der Zeit haben wir alle nicht gelebt".
Unsere Quellen:
- Polizei Dortmund
- Interview mit Iris Bernert-Leushacke, Bündnis Blockado
- Interview mit Hannah Rosenbaum, Bündnis 90 / Die Grünen
- Tiktok.com/@alex_orgateam_nrw
- Online-Recherche: Auswertung von Video- und Bildmaterial,
u.a. von der Demo vom 22. März 2025 in Düsseldorf