Studie zu Missbrauchsvorwürfen gegen verstorbenen Ruhrbischof

Stand: 09.10.2024, 17:00 Uhr

Die Vorwürfe gegen den früheren Essener Kardinal Franz Hengsbach werden nun wissenschaftlich untersucht.

Es war ein großer Schock für viele Gläubige weit über das Bistum Essen hinaus: Vor gut einem Jahr ging das Ruhrbistum zusammen mit dem Bistum Paderborn mit der Nachricht an die Öffentlichkeit, dass gegen den früheren Bischof, Kardinal Franz Hengsbach, gravierende Missbrauchsvorwürfe vorliegen.

Diese beziehen sich auf die 1950er und 1960er Jahre, waren aber erst später gemeldet und zunächst für unplausibel erklärt worden. Mittlerweile haben sich noch weitere Betroffene beim Bistum Essen gemeldet.

Zwei Institute arbeiten an Studie

Nun sollen die Fälle rund um den 1991 verstorbenenen Hengsbach in einer Studie aufgearbeitet werden. Das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) in München und die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg wurden damit beauftragt.

Das teilten beide Forschungseinrichtungen am Mittwoch mit. Sie waren schon an mehreren kirchlichen Missbrauchsstudien beteiligt.

Stadtgespräch aus Essen: Der Fall Hengsbach WDR 5 Stadtgespräch 19.10.2023 55:22 Min. Verfügbar bis 18.10.2025 WDR 5

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Fast komplette kirchliche Laufbahn Hengsbachs wird untersucht

Viel Unruhe gibt es seit Bekanntwerden der Vorwürfe im Bistum Essen | Bildquelle: WDR

Die Forscher erweitern auch die Zeiträume, die nun genauer untersucht werden sollen. So bezögen sich die Beschuldigungen zum Einen auf Hengsbachs Amtszeit als Bischof von Essen (1958-1990), zum Anderen auf seine Zeit im Erzbistum Paderborn (bis 1958).

Ins Blickfeld würden ebenso das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat rücken, dessen erster Vorsitzender Hengsbach von 1961 bis 1988 war. Auch seine Tätigkeit als Militärbischof (1961-1978), sowie seine Rolle als Generalsekretär und -assistent im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (1947-1968) wird beleuchtet.

Details noch im Oktober

Die fünf Institutionen, die hinter diesen Ämtern stehen, hätten nun die Studie in Auftrag gegeben, hieß es. Erste Ergebnisse wollen die Forscher Ende Oktober bekanntgeben.

Bild mit Symbolcharakter: Das Hengsbach-Denkmal vor dem Bistum wurde entfernt | Bildquelle: Christoph Reichwein

Nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe hatte das Bistum und die Stadt Essen verschiedene Konsequenzen gezogen: So wurde zum Beispiel das Hengsbach-Denkmal vor dem Essener Dom entfernt und auch der "Kardinal-Hengsbach-Platz" in der Innenstadt in "Friedensplatz" umbenannt.

Unsere Quellen:

  • Katholische Nachrichten-Agentur (KNA)
  • vorherige WDR-Berichterstattung

Über dieses Thema haben wir am 09.10.2024 im Radio in der WDR 2 Lokalzeit berichtet.