Sie schlafen im Mehrbettzimmer im Hostel, leben auf dem Campingplatz oder pendeln täglich weite Wege: Für viele der rund 12.000 Erstsemester an Uni und Fachhochschule hat das Semester eher ungemütlich begonnen.
Auf dem Campingplatz Münster sitzt Jülide Toktamis im Wohnmobil ihrer Eltern und brütet über einem wissenschaftlichen Text. Die 21-Jährige aus Hamburg studiert seit dieser Woche Landschaftsökologie an der Uni Münster. Monatelang hat sie versucht ein Zimmer zu finden. "Es ist sehr frustrierend. Ich habe über 50 Anfragen rausgeschickt. Die wenigsten haben geantwortet und bislang gab es nur Absagen", bedauert die Hamburgerin. Das Wohnmobil ist jetzt ihr "Notquartier".
Leben auf 2,5 Quadratmetern
Ein paar Gänge weiter auf dem Campingplatz steht Willm Wilkens im Nieselregen vor seinem Auto. Auf einem Campingkocher macht sich der 25-Jährige einen Kaffee. Im hinteren Teil des Autos hat er sich schon vor Längerem eine Liegefläche zum Schlafen eingebaut. Jetzt ist der kleine Camper seine Studi-Bude auf vier Rädern, zweieinhalb Quadratmeter groß.
"Vor zwei Tagen waren es nachts nur zwei Grad", erzählt der der junge Mann. "Das war schon recht frisch. Aber ich habe einen guten Winterschlafsack und einen kleinen Heizlüfter im Auto. Ist nicht optimal, aber aushaltbar."
Willm Wilkens kommt aus dem Landkreis Leer und studiert im ersten Semester soziale Arbeit an der Fachhochschule Münster. Auch er hat nach langer Suche zunächst kein Zimmer in Münster gefunden.
Lange Warteliste für Wohnheimplätze
So wie den beiden unfreiwilligen Campern geht es vielen Studierenden in Münster. Auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz stehen zurzeit rund 2.500 Bewerber. Der AStA der Universität fordert deshalb, es müssten deutlich mehr Wohnheimplätze geschaffen werden. Bislang gebe es in Münster für knapp acht Prozent der Studierenden einen Platz im Wohnheim. Diese Quote müsse auf mindestens zehn Prozent erhöht werden. Zimmer und Wohnungen auf dem freien Markt seien knapp und für viele zu teuer, so das ernüchternde Fazit des AStA.
Viel Geduld nötig
Auf einen Platz im Wohnheim müssen Studierende monatelang, mitunter auch ein Jahr warten. Jülide Toktamis fährt weiter täglich eine halbe Stunde mit dem Fahrrad vom Ostrand der Stadt zur Uni in Münster. Sie hat noch kein Zimmer in Aussicht. Willm Wilkens hatte mehr Glück. Zum 1. Dezember hat er eine Bude in einem Wohnheim.