Werkeinführung: Karim Al-Zand - Al Hakawati

Von Otto Hagedorn

Die Musik des kanadisch-amerikanischen Komponisten Karim Al-Zand spiegelt eine breite Vielzahl von Interessen, Themen und Einflüssen wider. Al-Zand erforscht Verbindungen zwischen Musik und anderen Medien und lässt sich von grafischer Kunst, Mythen und Fabeln, Volksmusik aus aller Welt, Film, gesprochenem Wort, Jazz und seinem eigenen nahöstlichen Erbe inspirieren. Er selbst beschreibt sein Orchesterwerk "Al Hakawati":

"'Al Hakawati' (Der Geschichtenerzähler) präsentiert Fragmente aus einer Oper mit dem Titel 'The Book of Tales', die derzeit entsteht. Sie ist inspiriert von den mittelalterlichen arabischen Erzählungen, die unter dem Titel 'Alf Laylah wa-Laylah' (Tausendundeine Nacht) bekannt sind.

Die Oper verbindet Geschichten und Geschichtenerzähler über Zeit und Ort hinweg: von der Gegenwart über das Ancien Régime in Frankreich bis hin zur imaginären Welt der Scheherazade. Die Fragmente in 'Al Hakawati' bestehen aus vier 'Szenen', in denen die weiblichen Hauptfiguren der Oper auftreten.

1. 'Ich erschaure, ich zittere': Die berühmte Geschichtenerzählerin Scheherazade denkt über ihre prekäre Lage nach: Jede Nacht erzählt sie dem mörderischen Schahriar Geschichten, um ihre Hinrichtung hinauszuzögern.

2. 'Er schläft': Schahriar ist endlich eingeschlafen. Voller Wut bereitet sich Scheherazade darauf vor, sein Bett anzuzünden.

3. 'Tanz der sieben Schwerter' (Orchester): Murjana tanzt für ihren Mann Ali Baba und einen Kaufmann. Nur sie hat die wahre Identität des Gastes erkannt: Es ist Nadir, der Anführer einer Diebesbande. Er plant, ihren gedankenlosen Ehemann zu töten, der törichterweise ihren Schatz gestohlen hat. Auf dem Höhepunkt des Tanzes schaltet sie den Schurken aus.

4. 'Soweit ich weiß': Tarina Safar, eine fiktive Gelehrte des mittelalterlichen Arabisch, hat das Manuskript von Hanna Diyab in der Bibliothek des Vatikans entdeckt. Sie staunt über die Macht der Geschichten und der Geschichtenerzähler."