Ein böhmischer Komponist für den deutschsprachigen Markt: Das war Antonín Dvořák zu der Zeit, als er 1880 Texte seines Landsmanns Adolf Heyduk als "Zigeunermelodien" vertonte. Ende dreißig war Dvořák da, zeitgleich feilte er an seiner 6. Sinfonie. Gerade eben hatte Johannes Brahms sich für ihn stark gemacht, und sein deutscher Verleger erkannte sein gewinnversprechendes Potential. Tschechischsprachige Lieder hingegen erschienen nicht lukrativ. Daher lieferte Heyduk, mit dem Deutschen ebenso gut vertraut wie Dvořák selbst, kurzerhand Übersetzungen. Widmungsträger der Lieder war eine sängerische Berühmtheit jener Zeit: Gustav Walter, über 30 Jahre lang führender lyrischer Tenor an der Wiener Hofoper. Auch Walter war befreundet mit Brahms, sang unter anderem in der Uraufführung von dessen erster "Liebeslieder-Walzer"-Folge. Große Ambitionen des tschechischen Komponisten also – und die löst er klangvoll ein.
Welches Bild aber vermitteln die Texte von Heyduk? Seine "Zigeuner"-Projektion bedient das jahrhundertelang herrschende Klischee einer vermeintlich romantischen, naturverbundenen und freiheitsliebenden Lebensweise: entweder feurig verliebt, frisch vergnügt und obendrein mit Musik und Tanz – oder aber tiefmelancholisch. In Heyduks Worten: "Heute froh, überfroh noch heute, morgen trüb nach alter Weise!" Positiv betrachtet zeichnet der Dichter hier einen Charakter im Wechselbad der Gefühle. Andererseits, und dieses Negativbild schwingt bei der damaligen ressentimentbeladenen Vorstellung von einem "Zigeuner" stets mit, einen unsteten Gesellen: "In dem weiten, breiten, luft’gen Leinenkleide freier der Zigeuner als in Gold und Seide!"
Die Musik, die Dvořák dazu ersann, hebt die Texte freilich über sich hinaus: markante Rhythmen, unbändige Lebensfreude – und vor allem: innige Gefühlswelten ohne jede Sentimentalität. Besonders deutlich tritt das zutage im Arrangement von Manfred Honeck und Tomáš Ille, das das Lyrische von Streichern und Harfe kombiniert mit dem Temperament des Schlagzeugs.