Kurz und Klassik: Nikolaj Rimskij-Korsakows - Scheherazade op. 35 WDR Sinfonieorchester Video 19.09.2024 05:38 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Nikolaj Rimskij-Korsakow - Scheherazade op. 35

Von Otto Hagedorn

Die Erzählsammlung "Tausendundeine Nacht" hat zahlreiche Komponisten inspiriert. Die bekannteste Musikalisierung ist sicherlich die sinfonische Suite "Scheherazade" von Nikolaj Rimskij-Korsakow. Wie Bedřich Smetanas "Moldau" oder Paul Dukas’ "Zauberlehrling" gilt sie als Inbegriff von Programmmusik. Der Komponist selbst sah das jedoch anders. Ursprünglich hatte Rimskij-Korsakow nicht einmal vor, den vier Sätzen programmatische Titel zu geben. Die setzte er erst auf Anregung seines Schülers Anatoli Ljadow hinzu. Seine Intention hierbei schildert Rimskij-Korsakow so: "Die Überschriften waren nur dazu gedacht, die Fantasie des Hörers in die Richtung zu lenken, die meine eigene Fantasie beim Komponieren gegangen war. Die Ausmalung der Details sollte dem Vorstellungsvermögen und der Stimmung jedes einzelnen Hörers überlassen bleiben."

Rimskij-Korsakow hat seiner Partitur zudem eine inhaltliche Einleitung vorangestellt: "Der Sultan Schahriar, überzeugt von der Falschheit und Untreue der Frauen, hatte geschworen, jede seiner Frauen nach der ersten Nacht töten zu lassen. Aber Scheherazade, die Tochter des Großwesirs, rettete ihr Leben, indem sie sein Interesse fesselte durch die Märchen, die sie ihm während Tausendundeiner Nächte erzählte. Unter dem Eindruck der Spannung schob der Sultan von Tag zu Tag Scheherazades Tötung hinaus, und endlich ließ er den grausamen Beschluss völlig fallen."

In jedem der vier Suiten-Sätze malt Rimskij-Korsakow je eine dieser Erzählungen musikalisch nach. Dabei hat er einige Details so plastisch gestaltet, dass sie ganz klar zu deuten sind. Da sind vor allem zwei musikalische Motive: Das eine erklingt direkt zu Beginn und charakterisiert mit seiner Klangwucht den brutalen Sultan. Das andere schildert mit schillernden Girlanden der Solovioline und der Harfe die Sphäre von Scheherazade. Ganz klar: eine raffinierte Erzählerin, die alle Finessen und Finten des Spannungsaufbaus beherrscht. Und allgegenwärtig in diesem Werk ist das wogende Meer. RimskijKorsakows "Scheherazade": ein musikalischer Bilderbogen von klangsüffiger Pracht.