Wurde Mouhamed Dramé Opfer illegaler Polizeigewalt, hat die Polizei in Notwehr gehandelt – oder gibt es eine ganz andere Erklärung für das tödliche Ende dieses Polizeieinsatzes?
Catherine Jaspard sucht gemeinsam mit ihrem Team nach Antworten. Ihre Recherchen beginnen am Tatort in Dortmund und führen über den Senegal bis in den Gerichtssaal.
Ein Podcast über einen Jugendlichen mit Träumen und Traumata, über Flucht und Ankommen, über Polizei und Gewalt. Und das hört ihr in den acht Episoden:
Folge 1: Der Ohrenzeuge
Eigentlich ist es ein normaler Nachmittag für Tommy Mauermann, bis er es laut knallen hört. Als Tommy aus dem Fenster guckt, sieht er, dass ein Polizeieinsatz vor seiner Haustür läuft – und er sieht einen Menschen verletzt am Boden liegen. Was ist passiert?
Unsere Gesprächspartner in Folge 1:
- Tommy Mauermann ist Blaulichtreporter und wohnt in direkter Nachbarschaft zur Jugendeinrichtung, in der der tödliche Einsatz stattfand. Am 8.8.2022 hört er die Schüsse auf Mouhamed Dramé. Wenige Minuten später ist er der erste Reporter vor Ort und fängt an zu filmen.
- William Dountio wohnt in der Dortmunder Nordstadt und arbeitet dort als Bildungs- und Kulturpädagoge mit Kindern und Jugendlichen. Er hat viele Proteste nach dem Tod von Mouhamed Dramé mitorganisiert.
- Herbert Reul (CDU) ist Nordrhein-Westfalens Innenminister und damit oberster Dienstherr der Polizei im Land. Nach den tödlichen Schüssen auf Mouhamed Dramé stellt er sich schützend vor die Polizistinnen und Polizisten. Verspricht aber auch eine hundertprozentige Aufklärung.
Folge 2: Der Augenzeuge
Betreuer Moritz ist es, der Mouhamed Dramé mit dem Messer im Hof der Jugendhilfe entdeckt. Dort wird er Augenzeuge des Einsatzes. Brisant: Seine Beobachtung weicht von dem ab, was NRW-Innenminister Herbert Reul über den Fall berichtet. Wer hat Recht?
Unsere Gesprächspartner in Folge 2:
- Carsten Dombert ist Oberstaatsanwalt in Dortmund und der leitende Ermittler im Fall Mouhamed Dramé. Er musste ermitteln, ob die Polizistinnen und Polizisten in dem Einsatz rechtmäßig gehandelt haben oder nicht. Am Ende kommen 2.500 Seiten Ermittlungsergebnisse zusammen.
- Moritz war Betreuer in der Jugendeinrichtung, in der Mouhamed Dramé lebte. Vier Tage vor dem Einsatz hat er den 16-Jährigen kennengelernt. Am 8.8.2022 hat Moritz in der Einrichtung gearbeitet und war einer der Augenzeugen. Das Erlebte beschäftigt ihn bis heute.
Folge 3: Die Familie
Ein Grab ist ausgehoben, Mitbewohner und Betreuer sind gekommen. Doch dann wird Mouhamed Dramés Beerdigung kurzfristig abgesagt. Denn anders als bisher angenommen, leben seine Eltern – und möchten ihren Sohn im Senegal beerdigen. Können wir Kontakt aufnehmen?
Unsere Gesprächspartner in Folge 3:
- Sidy Dramé ist der älteste Bruder von Mouhamed Dramé. Er lebt im Dorf Ndiaffate im Senegal und arbeitet als Schneider. Für den Prozess gegen fünf am Einsatz beteiligte Polizistinnen und Polizisten ist er nach Deutschland gekommen. Im Podacst "spricht" Sidy Dramé Deutsch. Warum das so ist, erfahrt ihr hier.
- Mah Fofana und Lamine Dramé sind die Eltern von Mouhamed. Auch sie leben in Ndiaffate. Für beide ist es sehr schwer, über ihren Sohn zu sprechen.
- Moussa Mané und Mamadou Diawara waren sehr gute Freunde von Mouhamed Dramé im Senegal. Beide kannten ihn seit seiner Geburt. Zusammen haben sie oft auf dem Fußballplatz von Ndiaffate gespielt.
Folge 4: Die Flucht
4.700 Kilometer liegen zwischen dem Dortmunder Innenhof, in dem Mouhamed Dramé erschossen wird – und dem Dorf im Senegal, in dem er aufgewachsen ist. Er ist vor seinem Tod monatelang auf der Flucht. Was hat seine Flucht mit dem 8. August zu tun?
Unsere Gesprächspartner in Folge 4:
- Marouane Jnieh arbeitet als Pädagoge in der Jugendhilfe in Zornheim in Rheinland-Pfalz und hat auch Mouhamed Dramé betreut, der sich dort ein paar Monate aufhielt, bevor er nach Dortmund kam. In der Zeit erlebte der Betreuer mit Mouhamed viele gute, aber auch schlechte Tage.
- Claus Rüdiger Haas ist Psychiater und leitet die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Dortmund. Die Klinik, die Mouhamed Dramé am Tag vor dem tödlichen Einsatz aufsuchte. Haas hat sich nach dem Tod des Jugendlichen intensiv mit dem Fall beschäftigt.
- Alexander Gast leitet die Jugendhilfeeinrichtung, in der Mouhamed Dramé gewohnt hat. Vor dem Einsatz hatte Gast den Notruf gewählt. Das Telefonat hielt er während des gesamten Geschehens, dass er von seiem Bürofenster aus mitverfolgt.
Folge 5: Die Vorwürfe
Auch ein Jahr nach Mouhamed Dramés Tod demonstrieren immer noch hunderte Menschen. Viele sind People of Color. Sie kritisieren illegale Polizeigewalt und strukturellen Rassismus. Auf ihren Bannern steht: »Es gibt 1.000 Mouhameds!« Was steckt dahinter?
Unsere Gesprächspartner in Folge 5:
- William Dountio wohnt in der Dortmunder Nordstadt und arbeitet dort als Bildungs- und Kulturpädagoge mit Kindern und Jugendlichen. Er hat viele Proteste nach dem Tod von Mouhamed Dramé mitorganisiert. Zu Wort kommen auch weitere Pepole of Color und Aktivist:innen.
- Lisa Grüter ist Strafverteidigerin aus Dortmund vertritt die Angehörigen von Mouhamed Dramé vor Gericht als Nebenkläger. Als Rechtsanwältin hat sie schon häufig mit Fällen von mutmaßlich illegaler Polizeigewalt zu tun gehabt.
- Tobias Singelnstein ist Professor für Kriminologie und Strafrecht an der Goethe Universität in Frankfurt. Er forscht seit Jahren zu mutmaßlich illegaler Polizeigewalt und Rassismus innerhalb der Polizei und hat mit mehreren Kollegen eine Studie zu dem Thema verfasst.
- Herbert Reul (CDU) ist Nordrhein-Westfalens Innenminister und damit oberster Dienstherr der Polizei im Land. Nach den tödlichen Schüssen auf Mouhamed Dramé stellte er sich schützend vor die Polizistinnen und Polizisten. Versprach aber auch eine hundertprozentige Aufklärung.
Folge 6: Die Polizei
Fünf Polizisten müssen sich bald vor Gericht verantworten. Währenddessen sind ihre Kollegen in der Dortmunder Nordstadt weiter auf Streife. Doch seit Mouhamed Dramés Tod werden sie immer wieder angefeindet. Wie geht die Polizei damit um?
Unsere Gesprächspartner in Folge 6:
- Stefanie Kelch ist Polizeihauptkommissarin und stellvertretende Dienstgruppenleiterin in der Wache Nord in Dortmund. Das ist die Wache, aus der auch die Polizistinnen und Polizisten kommen, die am Einsatz mit Mouhamed Dramé beteiligt waren. Sie nimmt Host Catherine Jaspard mit auf Streife in der Nordstadt.
- Gregor Lange ist seit 2014 Polizeipräsident in Dortmund. Verantwortlich für fast 2.800 Mitarbeiter der Dortmunder Polizei. Er setzt seit dem Fall Dramé auf Dialog mit verschiedenen Gruppen, um das Vertrauen in die Polizei wieder zu stärken.
- Ingo Lange ist einer der Ausbilder beim LAFP, dem dem Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW. Er zeigt die Einsatzmöglichkeiten der Waffen der Polizei.
- Marc Riegel ist Polizeihauptkommissar und bildet beim LAFP, dem Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW, Polizisten aus.
Folge 7: Der Schütze
Polizist Fabian S. war es, der Mouhamed Dramé erschossen hat. Die sechs Kugeln treffen sein Gesicht, den Oberkörper und die Schulter. Im Interview hören wir den Schützen exklusiv. Wie ist es ihm seither ergangen? Wie blickt er auf den Einsatz? Wären die Schüsse vermeidbar gewesen?
Folge 8: Das Urteil
Die fünf angeklagten Polizisten halten sich Aktenmappen vor ihre Gesichter, als sie den Saal 130 im Landgericht Dortmund betreten. Hier treffen sie auf die Familie von Mouhamed Dramé – und auf Aktivisten im Publikum. Es beginnt einer der größten Prozesse gegen Polizisten in der Geschichte der Bundesrepublik.
Nach fast einem Jahr endet die Verhandlung im Dezember 2024 mit einem Freispruch für alle Angeklagten. Wie kommt das Gericht zu diesem Urteil? Wie sind die Reaktionen darauf? Und: Wie geht es weiter? Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, eine Revision vor dem Bundesgerichtshof möglich.
Folge 8 erscheint im Januar 2025.
Haben Sie Suizidgedanken? Hier gibt es Hilfe:
Wer Suizidgedanken hat, dreht sich dabei innerlich meist im Kreis. Dadurch wirkt die Situation festgefahren, der Teufelskreis lässt sich aber durchbrechen.
Anonyme und kostenlose Hilfe finden Betroffene zum Beispiel bei der Telefonseelsorge unter den Rufnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 sowie 116 123. Per Chat bietet die Telefonseelsorge auf dieser Webseite Unterstützung. Die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention listet hier Beratungsstellen für persönliche Gespräche auf.